So kam es im Juni am Tokio Stock Exchange zu den höchsten Quartalserträgen seit 14 Jahren. Positiv entwickelt haben sich in erster Linie zyklische Titel. Anleger setzten dabei vor allem auf spekulative Titel mit schwächeren Bilanzen. Experten erwarten in den kommenden Wochen einen Umdenkprozess zugunsten von Qualitätsunternehmen.
Die Top Japan Aktienfonds
Bester Japan Aktienfonds auf Basis der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) im aktuellen e-fundresearch-Ranking ist der Polar Capital Japan USD. Seit Jahresbeginn hat er eine Performance von +2,73 Prozent hingelegt. Weniger erfreulich schaut die Wertentwicklung auf Dreijahres- und Fünfjahressicht aus mit -7,08 bzw. +0,24 Prozent. Der von Ron Slattery gemanagte Zweitplatzierte Fidelity Funds – Japan Advantage A JPY hat seit Jahresbeginn ein hauchdünnes Plus von 0,18 Prozent zu Buche stehen. Mit einer durchschnittlichen jährlichen Performance von -3,34 Prozent in den letzten drei Jahren hängt er hingegen über diesen Zeitraum die anderen Fonds im Ranking klar ab.
Welche Gewichtungen sich als Flop herausstellten
Wie Ron Slattery gegenüber e-fundresearch erklärt, war zuletzt die Titelselektion in der Elektromaschinenbranche enttäuschend. Als Beispiele nennt er Canon und Ricoh. Gestrauchelt sind auch Positionen im Bereich Gummi-Produkte und Großhandel. „Geschadet hat der Performance etwa eine übergewichtete Position bei Bridgestone“, so Slattery. Auf der anderen Seite haben TFT-LCD-Produzenten zur Wertentwicklung beigetragen. Der Fondsmanager hebt hier besonders Daicel Chemical hervor. Ausgezahlt habe sich, dass der Fonds nicht in Versorger investiert ist.
Erfreuliche Quartalsergebnisse im Juni 2009
Die ersten Anzeichen einer weltweiten Erholung haben auch japanischen Aktien Aufwind gegeben. So kam es im Juni an der Börse zu den höchsten Quartalserträgen seit 1995. „Während wir uns gerne über diese Sprung freuen würden, ist es schwer zu glauben, dass es angesichts der Kreditklemme im Vorjahr, den hoch verschuldeten US-Konsumenten und der Entwicklung der Wirtschaftsindikatoren in den letzten sechs Monaten zu einer V-förmigen Erholung kommen wird“, so John Alkire, Managing Director Morgan Stanley Investment Management Japan.
Japanische Investoren sind kurzfristig orientierte Trader
Alkire rechnet über den Sommer mit Gewinnmitnahmen. Er führt das darauf zurück, dass die jüngste Kursrallye in erster Linie von japanischen Investoren getragen wurde. Diese wären in der Regel kurzfristig orientierte Trader. „Überhitzen sich die Märkte, ziehen sie sich schnell zurück“, so Alkire. In den letzten neun Monaten hätte sich der Anteil an ausländischen Aktionären in Japan von 28 auf 23 Prozent reduziert, was darauf hindeutet, dass sie die schnellen Kursanstiege verpasst und dementsprechend auch japanische Aktien untergewichtet haben.
Wie wird sich der Wahlausgang auf die Wirtschaft in Japan auswirken?
Maßgebliche Auswirkungen auf den japanischen Aktienmarkt erwarten sich Experten von den Ende August anstehenden Wahlen. Die jüngsten Umfragen deuten darauf hin, dass die Tage der regierenden Liberaldemokratischen Parten (LDP) gezählt sein und die Demokratische Partei Japans als Sieger hervorgehen könnte. Zu ihren Programmpunkten zählen etwa keine weitere Anhebung der Verbrauchssteuern in den nächsten vier Jahren, die Abschaffung der Benzinsteuer und Autobahngebühren sowie ein auf vier Jahre angesetztes Konjunkturpaket im Ausmaß von 1,5 Prozent des BIP.
Automobil- und Elektroindustrie überraschten mit pro-aktivem Management in der Krise
„Im Vergleich zu früheren Rezessionen überraschten eine Reihe von Unternehmen – vor allem aus der Automobil- und Elektronikindustrie – mit pro-aktiven Kapazitäts- und Kostensenkungsprogrammen“, so Mattia Nocera, Managing Director Belgrave Capital Management. Dies würde sowohl die Erhaltung als auch die künftige Verbesserung der Profitabilität der führenden Unternehmen sicherstellen. Zu weiteren wichtigen Einflussfaktoren auf den japanischen Aktienmarkt zählt Nocera die Entwicklung des Yen und das Potenzial für weiteres Quantitative Easing der Bank of Japan.
Japan ist der billigste Markt weltweit
Mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,2x ist Japan der derzeit billigste entwickelte Markt auf der Welt. Zum Vergleich: die Kennzahl liegt in Deutschland bei 1,4x, beim S&P bei über 2x. Dazu kommt eine laut Alkire im Vergleich zu anderen Märkten signifikante Bilanz-Qualität. So würden 35 Prozent der an der Börse gehandelten Unternehmen keine Schulden haben. In den USA und Europa würde dieser Anteil dagegen bei 20 bzw. 18 Prozent liegen.
Investmentstil und Gewichtungen
Alkire umschreibt seinen Investmentstil seines Teams als „Relative-Value“-Ansatz der Quantitive Screening mit Bottum-Up Research verbindet. Dabei wird ein Schwerpunkt auf unterbewertete Unternehmen gesetzt, die im Vergleich zum Gesamtmarkt billig sind. Die Bewertung erfolgt auf Basis des KBV, sowie des Kurs-Gewinn- und Kurs-Cash-Flow-Verhältnisses. Zu den weiteren Auswahlkriterien zählt der Experte einen positiven Free Cash-Flow, den strategischen Wert der Unternehmensaktiva, die Managementqualität sowie die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte.
Im Morgan Stanley Japanese Value Equity A JPY sind derzeit Unternehmen aus den Bereichen elektrische Geräte, Maschinen und Chemikalien überbewertet. Unterbewertet sind hingegen Banken, Elektrischer Strom & Gas sowie Information & Kommunikation. Im Portfolio des Vitrivius Japanese Equity B JPY sind derzeit nach Angaben von Mattia Nocera Sektoren übergewichtet, die stark vom Wachstum on den Emerging Markets profitieren. Dazu zählt er Handelsunternehmen, Rohstoffe und Industrieunternehmen. Signifikant untergewichtet sind defensive Sektoren und solche mit starkem Fokus auf den Inlandsmarkt. Alles in allem setzt das Fondsmanagement in erster Linie auf Large Caps.
Was Experten den Anlegern empfehlen
Anlegern empfehlen Japan-Experten sich auf Unternehmen zu konzentrieren, die vom Wirtschaftswachstum in China profitieren können. Interessante Chancen würden auch jene Betriebe bieten, die zu den weltweit führenden Anbietern von umweltfreundlichen Technologien gehören. Alkire erwartet in den kommenden Monaten einen Umdenkprozess unter Investoren. Nachdem sie seit März vor allem auf spekulative Titel mit schwachen Bilanzen gesetzt haben, würden wieder verstärkt Faktoren wie Qualität und Transparenz zählen.
Alle Daten per 20.07.2009 in Euro: