Pharma/Biotech als defensive Alternative

Während die Sektoren Rohstoffe, Energie, Nahrungsmittel und Versorger boomen, bleiben Pharma und Biotech weiterhin unterbewertet. Joel Mesznik, Fondsmanager des PHARMA/wHEALTH Fonds, setzt auf Biotech und Generika und präsentiert seine aktuellen Einschätzungen für den globalen Sektor im Jahr der US Präsidentenwahl. Funds | 03.03.2008 06:00 Uhr
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Fondsmanager im Biotech- und Pharmasektor kämpfen seit Jahren mit dem Phänomen stark unterbewerteter Aktien in ihrem Sektor (siehe auch Artikel vom 18. 4. 2005: "Healthcare-Aktien extremst unterbewertet"). Die grundlegenden Argumente für ein Investment in den Healthcare Sektor haben jedoch weiterhin ihre Berechtigung: steigende Weltbevölkerung auf über 9 Mrd. Menschen im Jahr 2050, Zunahme der Lebenserwartung (Anstieg der Altersgruppe 65+ in den USA bis 2025 um 73 Prozent) und erhöhtes Gesundheitsbewußtsein.

Innvationen als Basis für Wachstum

Zusätzlich zu den bekannten Argumenten spielen vor allem auch Innovationen im Healthcare Bereich eine bedeutende Rolle. Aktuell befinden sich mehr als 2.300 Medikamente in der Entwicklung, die durchschnittlich 10-15 Jahre in Anspruch nehmen kann und nur bei rund einem Drittel der Medikamente auch in ausreichenden Umsätzen resultiert, die die gesamten Entwicklungskosten abdecken (rund USD 800 Mio. pro Medikament). Insgesamt entfallen jedoch nur rund zehn Prozent der gesamten Ausgaben im Healthcare Bereich auf Medikamente.

Multimanager im Einsatz

Der PHARMA/wHEALTH wird bekanntlich nach dem Multi-Manager-Prinzip verwaltetm - geleitet von Joel Mesznik (Mesco Ltd, NY) (siehe auch weitere Artikel zum Fonds). Der Fonds ist in vier unterschiedlichen Anteilsklassen verfügbar: USD, EUR, EUR hedged und CHF (Fondsvolumen: USD 145 Mio).

Die aktuellen Manager und ihr Anteil am Portfolio:  Wellington Management Company (40 %), Sectoral Asset Management (33 %), Medical Strategy (18 %) und Origin Capital Management LLC (9 %). Im letzten Jahr gab es keine Managerwechsel. Der Fonds wurde 1993 aufgelegt und liegt mit einer Performance von 12,0 Prozent p. a. seit Auflegung bzw. 10,1 Prozent p. a. über 10 Jahre rund 2,7 Prozent p. a. über der Benchmark (in USD). Link zum Factsheet mit Performancezahlen.

PHARMA/wHEALTH setzt auf Biotech und Generika

Die Analyse der Marktkapitalisierung des MSCI Healthcare Index (USD 2,7 Billionen) ergibt folgendes Bild: 56 % Pharma, 17 % Medizintechnik, 13 % Dienstleistungen, 9 % Biotech und 5 % Generika/Spezialpharma. Joel Mesznik: "Wir setzen eindeutig auf Biotech mit einem Anteil im Portfolio von aktuell 36 %, weiters auf Generika/Spezialpharma mit 14 %, Medizintechik 13 %, Dienstleistungen 11 % und einer starken Untergewichtung bei Pharma mit nur 26 %."

Mesznik rechnet nicht mit einer Rezession in den USA und in den Emerging Markets, sondern nur mit einer deutlichen Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Das Konjunkturpaket in den USA wird im Mai und Juni rund USD 160 Mrd. in die Volkswirtschaft lenken und den Konsum stützen. Mesznik sieht auch keine dramatischen Effekte durch die sinkenden Hauspreise in den USA.

Der Healthcare Sektor repräsentiert rund zehn Prozent der Wirtschaftsleistung in den USA und ist aktuell nur mit rund 3-5 Prozent in den Portfolios der Investoren vertreten.

Biotech Umsätze steigen - Börsenindex stagniert 

Obwohl der Biotech Sektor mit weiterhin starken Umsatzzuwächsen aufwarten kann (+17 Prozent von 2007 auf 2008, 18 Prozent im Jahr davor und 24 Prozent vor zwei Jahren) bewegt sich der NASDAQ Biotech Index seit Jahren nahezu seitwärts. Im Jahr 2007 stieg der NASDAQ Biotech Index um +5,2 Prozent und der Amex Biotech Index um +4,7 Prozent. Mit einem geschätzten KGV von 24 für 2008 war der Sektor in den letzten fünf Jahren noch nie so günstig bewertet (Abschlag zum S&P 500 von -12 Prozent PEG).

Biotech: Neuzulassungen 2007/2008

Erfolgreiche Produktzulassungen im letzten Jahr waren ein erstes Medikament gegen Leberkrebs, Medikamente gegen bösartige Knochenmarkserkrankungen, genetisch bedingte Erkrankungen (Wachstumsstörungen, Hämoglobinurie, Stoffwechselstörungen, etc.) sowie Medikamente gegen Darmkrebs und gegen AIDS. Rückschläge und Zulassungsverzögerungen gab es bei Morbus Crohn, Ateriosklerose und Brustkrebs.

Joel Mesznik: "Die Krebstherapie bleibt insgesamt der bedeutendste Bereich mit einer Umsatzerwartung von USD 45 Mrd. (Wachstum von 17 Prozent) und ist damit zum zweiten Mal in Folge der umsatzstärkste Bereich. Mit über 800 Produkten in der Entwicklung sind die Pipelines voll. Biotech wird zum Kernbereich der Arzneimittelentwicklung." Im laufenden Jahr gab es bereits zwei wichtige Neuzulassungen für Morbus Crohn (chronische Darmentzündung) und Humanthrombin.

Generika: Patentabläufe und Wachstum in Emerging Markets

Für eine Übergewichtung bei Generika sprechen Patentabläufe bei wichtigen Medikamenten, verbesserten Chancen der Patentanfechtung in den USA, zunehmende Konsolidierung durch M&A Aktivitäten und verstärktes Wachstum in Schwellenländern. Die Kosten der Generika bewegen sich bei ungefähr 20 Prozent der Marken-Medikamente. Rund 50 Prozent aller in den USA verordneten Medikamente sind Generika. Die Umsätze der Generika belaufen sich jedoch nur auf rund USD 80 Mrd. Dies entspricht einem Umsatzanteil von nur 11 Prozent der verschreibungspflichtigen Medikamente. 

M&A Aktivitäten positiv - Private Equity ohne Impulse

Healthcare Investoren und Fondsmanager setzen ihre Hoffnungen seit Jahren auf eine Reduktion der Unterbewertung des Pharma und Biotech Sektors und sehen dabei M&A und Private Equity seit Jahren als möglichen Katalysator. Im Biotech Sektor gab es im Jahr 2007 zwei bedeutende Übernahmen (USD 15,6 Mrd. MedImmune/Astra Zeneca mit 21 % Kursaufschlag und USD 2,9 Mrd. Pharmion/Celegene mit 46 % Kursaufschlag). Small- und MidCap Unternehmen bleiben weiterhin die attraktivesten Ziele für Übernahmen und Lizenzpartnerschaften.

Der Gesamtbetrag an Finanzierungen (IPO, VC, Folgefinanzierungen, etc.) lag im letzten Jahr bei USD 30,7 Mrd., was einen Rekord seit 2000 bedeutete. Trotzdem brachten die Private Equity Transaktionen bislang nicht den gewünschten Effekt einer Neubewertung des Sektors. Positve Impulse könnten durch Aktienrückkaufprogramme der großen Biotech Unternehmen entstehen.

Restrukturierungen im Pharma Sektor

Der Amex Pharma Index zeigte mit -1,9 Prozent im letzten Jahr eine schwache Performance. Die Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramme in den Unternehmen werden intensiviert - u. a. wurden in vier der größten Pharmakonzerne in den letzten 12 Monaten die Führungsspitze ausgewechselt. Potenzielle Risiken (Patentabläufe etc.) sind bereits in den niedrigen Bewertungen berücksichtigt. Mit 3,3 Prozent Dividendenrendite liegt der Sektor deutlich über dem S&P 500 Durchschnitt von 1,9 Prozent. Hohe Barmittelbestände bei den großen Konzernen (Pfizer: ca. USD 50 Mrd.) ermöglichen Akquisitionen und verstärkte Forschungsausgaben. Mit 40 Prozent Bewertungsabschlag im langfristigen historischen Vergleich und einem KGV von 14,6 für 2008 wird der Pharmasektor von Analysten als relativ sicherer Hafen in einem angespannten Kapitalmarktumfeld gesehen und kann u. a. auch Schutz vor Inflation bieten (siehe auch Artikel vom 27. 6. 2007: "Pharma als Inflations-Hedge").

Gesundheitspolitik-Programme der US Präsidentschaftskandidaten

Vergleicht man die Programme der drei aussichtsreichsten Kandidaten für das Amt des US Präsidenten im Bereich der Gesundheitspolitik, so erkennt man keine extrem großen Unterschiede - soweit von den bisher veröffentlichten Details darauf geschlossen werden kann. Die Demokraten Hillary Clinton und Barack Obama schlagen Modelle einer verpflichtenden Krankenversicherung mit einer weitgehend staatlich gelenkten Beschaffung von Medikamenten vor (geringere Kosten?) - ohne jedoch Details über die Finanzierung dieser Modelle darzustellen. Dies sollte tendenziell zu einer höheren Nachfrage nach Medikamenten und geringeren Aufwendungen für Spitäler führen. John McCain auf der republikanischen Seite ist grundsätzlich liberaler und industriefreundlicher - mit Ausnahme der Forderung nach einer Lockerung der Importmöglichkeiten aus Ländern, deren Zulassungsverfahren auch von der FDA in den USA akzeptiert wird. Dies betrifft vor allem Kanada. Ein potenzielles Risiko für die Industrie ist der Import von asiatischen Medikamenten nach Kanada (nach Zulassung) und der Weiterverkauf in die USA. Dies könnte Druck auf die Preise der großen Pharmakonzerne in den USA erzeugen.

Pharma/Biotech als defensive Alternative

In einem Umfeld boomender Rohstoffmärkte, Finanzierungskrisen und Rezessionsängsten, günstiger Unternehmensbewertungen, hoher Dividendenrenditen und grundsätzlich fundamental positiver Industriefaktoren erscheint Pharma/Biotech weiterhin eine attraktive Defensivstrategie darzustellen. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund einer Untergewichtung und Underperformance des Sektors in den letzten Jahren.

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