Hedgefonds: Wo die Risiken schlummern

Hedgefonds konnten sich in der aktuellen Börsenkrise gut behaupten. Während Weltaktien 2008 stark verloren, fiel das Minus beim Credit Suisse/Tremont Hedge Fund Index um rund zwei Drittel geringer aus. Managed Futures und Global Macro Fonds liegen sogar deutlich im Plus. Wo jetzt aber die Risiken schlummern... Funds | 31.03.2008 06:00 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

August als Wendepunkt 

Wie schnell sich die Zeiten ändern können. Noch im August sah es so aus, dass Hedgefonds der beginnenden Subprime-Krise nicht entkommen könnten. Ganz im Gegenteil: Mit einem USD-Monatsverlust von 1,53 Prozent im August, fiel der Credit Suisse/Tremont Hedge Fund Index so stark wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr (siehe auch: „Strukturbruch bei Hedgefonds“ vom 19.9.2007). Im selben Zeitraum fiel der MSCI World Index -4,1 Prozent. „Damals hatten Hedgefonds das höchste Aktienexposure seit langem. Seit damals haben sie das aber stark zurückgefahren. Das Ergebnis ist das relativ gute Abschneiden seit Oktober“, schildert Bernhard Füreder, Head of Fund of Fund Services bei SMN Investment Services in Wien.

Aus Euro-Anlegersicht verlor der MSCI World Index seit 1. Oktober 2007 rund 16 Prozent, der Credit Suisse/Tremont Hedge Fund Index aber nur vier Prozent. Ein respektables Ergebnis. Im Krisenmonat Februar konnten Hedgefonds sogar deutlich zulegen, während der breite Markt verlor“, berichtet der Experte im Rahmen der Alternative Investments Academy der VAIÖ (Vereinigung ausländischer Investmentgesellschaften in Österreich) letzte Woche.

Managed Futures und Global Macro profitieren von Trends

Etwas verzerrt habe das Bild allerdings das außerordentlich gute Abschneiden der Managed Futures Fonds. Der betreffende Credit Suisse/Tremont Subindex liegt in Euro gerechnet seit Jahresbeginn mit 6,9 Prozent im Plus. „Die sich bereits im vierten Quartal 2007 abzeichnenden Trends, etwa steigende Preise für Öl und Soft Commodities oder ein schwacher US-Dollar, sind dieses Jahr weitergegangen“, schildert Füreder die Gründe für das Plus bei den Trendfolgern.

Ebenfalls gut abgeschnitten haben Global Macro Hedgefonds, welche immerhin noch 4,7 Prozent seit Jahresanfang zulegen konnten. „Im Großen und Ganzen haben diese Fonds von den gleichen Trends profitiert als Managed Futures Fonds. Die Unterschiede lagen darin, dass bei den Trendfolgern technische Modelle ausschlaggebend für die Prognosen waren, bei den Global Macro Fonds waren es fundamentale Gründe“.

Am schlechtesten lief es dagegen für Long/Short (-5,7 Prozent) und Multi Strategy Fonds bzw. Convertible Arbitrage Strategien (je-5,4 Prozent).  „Im Schnitt weisen Long/Short Fonds einfach einen long bias auf, verlieren also in fallenden Märkten“, erklärt der Experte. 

Wie geht es 2008 weiter?

Für das laufende Jahr rechnet Füreder mit einem positiven Abschneiden von Hedgefonds. „Die meisten Manager betonen, dass sehr viele Anlagen derzeit so weit von ihrem fundamental begründeten Wert abweichen wie schon sehr lange nicht mehr. Sollte es Klarheit über den weiteren Verlauf der US-Konjunktur geben, werden Hedgefonds von diesen Fehlbewertungen profitieren“. Die beste Performance traut er übrigens Managed Futures Fonds zu. „Schlecht wäre hier allerdings eine volatile Seitwärtsbewegung ohne Trends“, fügt er hinzu.

Für alle Hedgefonds wichtig wäre eine Beruhigung der momentanen Vertrauenskrise. „Viele Manager wollen derzeit einfach nur die Nase über Wasser halten um zu überleben“, bringt er es auf den Punkt.

Wo die Risiken schlummern

Denn die größten Risiken für Hedgefonds seien nicht einmal in den einzelnen Positionen versteckt, so Füreder. „Leverage ist derzeit sicherlich das größte Problem. Denn in der aktuellen Situation, in der sich nicht einmal mehr die Banken untereinander vertrauen, werden die Liquiditäts-Erfordernisse vor allem für die im Schnitt stark gehebelten Strategien im Fixed Income Bereich, immer höher. So musste etwa der kürzlich ausgefallene Peloton ABS Fonds, welcher ca. 10fach gehebelt war, aufgrund höherer Cash-Requirements der Banken innerhalb weniger Tage seine Eigenmittel um das 5-fache erhöhen. Als er das nicht geschafft hat, kam es zum Totalausfall und der Fonds verlor innerhalb von zwei Wochen 100 Prozent seines Vermögens in Höhe von ca. zwei Milliarden US-Dollar“.

Das Problem mit der Liquidität

„Das zweite Problem ist dagegen eher eine leise, tickende Bombe und hat seinen Grund im Asset/Liability Mismatch. Einfach gesagt bedeutet das, dass manche Hedgefonds liquider sind als ihre Investments. Wenn Anleger nun große Rücklösungen fordern, müssen teilweise auch sehr illiquide Anlagen zwangsverkauft werden“, so Füreder, der dieses Problem vor allem um die Jahresmitte auf die Industrie zukommen sieht. „Denn in der Regel müssen die Anleger drei Monate im Voraus ihre Verkäufe zum Quartalsende anmelden“.

Erste, wenn auch nur leichte, Anzeichen einer Verlangsamung der Mittelzuflüsse zeigen sich bereits. So lagen die Nettomittelzuflüsse in Hedgefonds im vierten Quartal 2007 laut Zahlen von Lipper TASS bei 13,7 Mrd. US-Dollar, verglichen mit 39,3 Mrd. im Quartal davor. Die einzigen Mittelabflüsse gab es bei Convertible Arbitrage Fonds, berichtet Senior Research Analyst Ferenc Sanderson.

Niedrigstes Gesamtrisiko seit 2002

Füreder unterstreicht aber, dass Hedgefonds im Vergleich zu traditionellen Fonds zumindest die Möglichkeit haben, ihren Investmentgrad inklusive Direktionalität und Risiko zu adaptieren, sprich auch in fallenden Märkten zu gewinnen. „Zudem liegt das durchschnittliche Gesamtrisiko, gemessen am Leverage wie an der Direktionalität zu den jeweiligen Märkten, derzeit so niedrig wie seit 2002 nicht mehr“. Hedgefonds könnten daher im aktuellen Marktumfeld ihrem Namen gerecht werden und das Kapital gegen übermäßige Verluste schützen, also einen „Absolute Return“ erzielen und damit an Bedeutung dazugewinnen.

Wird Absolute Return wichtiger?

Das bestätigen auch kürzlich die Teilnehmer an einer Panel-Diskussion zum Thema "Alternative Investments für institutionelle Investoren" bei der BAI Alternative Investor Conference am 10. und 11. März in Frankfurt. Man war sich einig, dass Hedgefonds, aber auch ähnliche Absolute-Return-Produkte in Zukunft eine noch bedeutendere Rolle in den Portfolios institutioneller Investoren spielen werden.

Ralf Lochmüller, Geschäftsführer bei Lupus alpha, spricht sich für eine Aufstockung der Hedgefonds-Quote in Portfolios institutioneller Anleger aus, um die Diversifikationseffekte besser zu nutzen. Die Investoren fragen Hedgefonds und Absolute-Return-Produkte verstärkt nach, so Lochmüller. Dabei sieht er mehr und mehr besser informierte Investoren, die genauere Details zu den angebotenen Strategien wünschen. Erfahrene Investoren werden aufgrund der besseren Performance eher Single-Hedgefonds nachfragen, so Lochmüller. Die internen Entscheidungsprozesse bei den institutionellen Investoren seien jedoch zumeist sehr komplex. Der Geschäftsführer von Lupus alpha sieht, wie auch Martin Hartmann von Dresdner Kleinwort, eine hohe Nachfrage nach UCITS III-regulierten-Produkten. Als einen Vorteil dieser Produkte nennt Hartmann beispielsweise die tägliche Liquidität.

Auch Matthias Schellenberg, Geschäftsführer von ING Investment Management in Deutschland, sieht die Tendenz hin zu Absolute-Return-Produkten. Dabei werden von deutschen Investoren oft hedgefondsähnliche Erträge erwartet, ohne dass es sich um einen regulierten deutschen Hedgefonds handelt. Man dürfe auch nicht den Fehler machen und alle Hedge Fonds Strategien in einen Topf zu werfen. Für Schellenberg zählt in der Praxis die Möglichkeit, eine Produkt anzubieten, das die vom Investor gewünschten Rendite/Risiko Vorgaben erfüllt.

Verpackung vs. Inhalt

Obwohl Hedge Fonds bereits einige Jahre in Deutschland auf dem Markt sind, dreht sich die Diskussion sehr oft noch über die rechtliche Struktur (Fonds, Zertifikat, etc.) und nicht immer um den Inhalt (Strategie, Investmentprozess, Region, etc.). Institutionelle Investoren sind auf der Suche nach Alpha und Beta. Am Ende zählt die Performance und das Risikoprofil und weniger die Verpackung der Strategie.

Gute Manager sind überall zu finden

Ein weiteres Thema auf der BAI Konferenz in Frankfurt war zuletzt auch die Frage ob die deutschen Hedge Fonds Manager wettbewerbsfähig seien und sich gegenüber der internationalen Konkurrenz bisher behaupten konnten. Ronny Beck, Mitglied des Investment Teams der LODH Funds of Hedge Funds Gruppe: "Fund of Hedge Funds bieten Zugang zu Strategien, die Investoren in Form einer Einzelveranlagung nicht zur Verfügung stehen. Wir sind darauf spezialisiert, die besten Manager in den einzelnen Strategien zu finden. Der Ort ist dabei nicht entscheidend. Gute Manager sind überall zu finden und erfolgreiche Manager werden immer gesucht."

Alle Daten per 29.2.2008 in Euro (außer anders angegeben)
Quelle:

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