Gemischtes Allerlei

Sich im Dickicht der Mischfonds zurechtzufinden gelingt mitunter nicht einmal den Profis. Welche Kategorien und Fonds sich als langfristiges Basisinvestment lohnen und mit welchem weiteren Verlauf der Märkte die Top-Manager für das laufende Jahre rechnen... Funds | 25.04.2008 06:00 Uhr
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Per Ende Februar waren in Österreich insgesamt 1.171 verschiedenen Mischfonds zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. In diesem Dickicht aus „flexiblen“, „aggressiven“, „ausgeglichenen“ oder „konservativen“ Portfolios das Passende auszuwählen, ist eine Kunst für sich. 

Da hilft es auch wenig, dass verschiedenste Fondsdatenbanken diese Fonds in die unterschiedlichsten Kategorien unterteilen, um zumindest Ansatzweise eine Vergleichbarkeit herzustellen. So gibt es etwa in der Lipper-Fondsdatenbank allein 54 unterschiedliche Mischfondskategorien. Die für Euro-Anleger wichtigsten vier hat e-fundresearch.com genauer unter die Lupe genommen. Es sind dies (Reihung erfolgt nach Risikograd, ansteigend):

  1. Mixed Asset EUR Conservative – Global (konservativ)
  2. Mixed Asset EUR Balanced – Global (ausgeglichen)
  3. Mixed Asset EUR Aggressive – Global (aggressiv)
  4. Mixed Asset EUR Flexibel – Global (flexibel)

Dabei handelt es sich um global anlegende, gemischte Fonds, welche durch Anlagen in Aktien, Anleihen bzw. weitere Anlagekategorien darauf abzielen den Ertrag eines Anlegers in Euro zu optimieren. Die Unterscheidungen hinsichtlich der Risikoausprägung, erfolgen anhand der Gewichtung von Anleihen: Liegt dieser Anteil im Fonds laut Anlagerichtlinien bei 65 Prozent oder darüber, spricht man von einem „konservativen“ Fonds. Zwischen 35 und 65 Prozent handelt es sich um ein „ausgeglichenes“ Portfolio, unter 35 Prozent „aggressiv“. Die Königsklasse unter den Mischfonds stellen aber die sogenannten „flexiblen“ Portfolios dar, denn diesen dürfen zwischen null und 100 Prozent Aktien bzw. Anleihen gewichten und nehmen dem Anleger damit die Entscheidung der Vermögensaufteilung komplett ab.

Welche Kategorie macht am meisten Sinn?

Abgesehen von der persönlichen Risikoneigung bzw. des Anlagehorizontes sollten Anleger diejenigen Mischfonds auswählen, die es schaffen den höchsten Ertrag mit dem geringsten Risiko zu erzielen. Genau dieses Verhältnis drückt die Sharpe Ratio aus, welche die so genannte risikoadjustierte Rendite misst. „Eine eindimensionale Betrachtungsweise die sich allein an einer zeitraumbezogenen Performance orientiert greift eindeutig zu kurz“, bestätigt auch Karl Surma, selbst Manager eines Mischfonds, des SAM Vermögensverwaltung Global.

Vergleicht man nun die vier oben genannten Kategorien miteinander, weist der Lipper-Sektordurchschnitt der flexiblen Mischfonds mit einer Sharpe Ratio von 0,99 auf Sicht der letzten fünf Jahre den besten Wert auf. Dahinter folgen die „aggressiven“ Fonds (0,87) vor den „ausgeglichenen“ mit 0,75 bzw. den „konservativen“ (0,56). Oder wie es Ulrich Kaffarnik, Mitglied der Geschäftsleitung  der Dr. Jens Ehrhardt Kapital AG (DJE), ausdrückt: „Je flexibler, desto besser. Der Fondsmanager soll aus allen Anlagekategorien, Regionen, Sektoren etc. auswählen können. Denn starre Konzepte machen einfach keinen Sinn“. Dabei sollten Anleger u.a. auch analysieren, wie aktiv der jeweilige Manager zwischen Aktien, Anleihen bzw. anderen Anlagekategorien wechselt. „Dabei hilft ein Blick auf die letzten Factsheets des Fonds“. Ähnlich sieht das auch Surma: „Generell sollten Anleger auf Fonds von guten Manager setzen und diesen so viele Freiräume wie möglich lassen“.

Mischfonds schlagen Aktien

Alle vier Kategorien weisen auf 5-Jahres-Sicht zudem eine höhere Sharpe Ratio auf als ein reines Aktieninvestment. „Mischfonds sind eigentlich die am meisten unterschätzten Fonds überhaupt“, so Kaffarnik. „Viele sprechen jetzt von einer Renaissance dieser Produkte, aber flexible Mischfondskonzepte haben immer ihre Berechtigung. Wenn Aktien einmal nicht mehr nur im Wert zulegen, so wie jetzt, wird das den Anlegern dann wieder bewusst“. Das bestätigt ein Blick auf die jüngste Wertentwicklung: Während der Durchschnitt aller „aggressiven“ Mischfonds in den letzten fünf Jahren mit 7,7 Prozent p.a. einen Ertrag erzielte, der nur knapp unter dem des MSCI-Weltaktienindex (8 Prozent) lag, fiel der Verlust 2008 mit 10,5 Prozent deutlich geringer aus als beim MSCI World mit -16,6 Prozent. Die Top-Fonds aus den jeweiligen Kategorien schnitten hier sogar noch weitaus besser ab.

Die besten Fonds und ihre Manager

  • Flexibel: So erzielte etwa der Astra-Fonds in den letzten fünf Jahren einen jährlichen Ertrag von 21 Prozent und damit mehr als doppelt so viel als der MSCI World Index. Im laufenden Jahr verlor der von Dr. Jens Erhardt verwaltete flexible Mischfonds aber mit 6,7 Prozent deutlich weniger als Weltaktien mit 16,6 Prozent. Überhaupt sind die von DJE verwalteten bzw. beratenen Fonds in der Königsklasse der flexiblen Mischfonds besonders prominent vertreten. So stammen gleich vier der Top-5-Fonds (neben dem Astra-Fonds ist das der FI Alpha Global, DJE Golden Wave und DJE – Alpha Global) aus Pullach bei München (siehe Tabelle). Einzige Ausnahme bildet der Advisory One von Gerhard Hennebichler, welcher zuletzt den Lipper Fund Award Austria 2008 als konsistentester Fonds seiner Kategorie über diesen Zeitraum gewinnen konnte. 
  • Konservativ: Wer es lieber ruhiger wollte, war beim ebenfalls von DJE beratenen konservativen Mischfonds FI Alpha Renten Global besonders gut aufgehoben: Der 5-Jahres-Ertrag lag mit 7,7 Prozent p.a. kaum hinter Aktien zurück, dieses Jahr verlor man aber gerade einmal 2,2 Prozent. Weitere Top-Fonds unter den „konservativen“ sind der ESPA Select Med, Salzburger Sparkasse Select Trend, Meinl Exclusive World Bonds & Properties bzw. der Sparda-Vorsorge-Plus.
  • Aggressiv: Dass ein hoher Ertrag alleine nicht ausschlaggebend für eine gute risikoadjustierte Rendite ist, zeigt diese Anlagekategorie. Denn während die Fonds ZZ3 bzw. Vermögensaufbau-Fonds HAIG in den letzten fünf Jahren mit je 20,3 Prozent p.a. den höchsten Ertrag erzielten, verloren Sie 2008 mit 21,5 bzw. 26,6 Prozent auch wieder stark. Das beste Risiko/Ertrags-Verhältnis weist der SAM Vermögensverwaltung Global von Karl Surma auf, welcher anhand der Sharpe Ratio auf Platz eins liegt. Auf dem fünften Rang findet sich dann noch der BL Kingfisher FoF 75.
  • Ausgeglichen: Ganz in österreichischer Hand befinden sich die besten fünf Fonds aus dieser Kategorie. Platz eins geht dabei an den ESPA Select Invest vor dem HYPO-Invest und dem Salzburger Sparkasse Select Invest. Zwei weitere heimische Fonds, der AAA Private Investments Sophia Alpha und der RT Donau Anlagefonds 1 komplettieren das Bild.

Lebenszyklus-Fonds als Alternative?

Anleger stehen generell bei der Investmententscheidung aber noch vor einem weiteren Problem: Einerseits gilt es den passenden Fonds aus einem mittlerweile immer unübersichtlichen Universum auszusuchen, andererseits kommt es dann noch auf die richtige Mischung an. Denn empirische Studien beweisen, dass der richtige Vermögensmix (etwa zwischen Aktien und Anleihen) von herausragender Bedeutung für den Anlageerfolg ist.

Die Asset Allokation darf aber auch nicht statisch gesehen werden, sondern sollte laufend – je nach Lebensphase bzw. der Annäherung zum Auszahlungszeitpunkt – angepasst werden.  Dabei gilt: Je weniger Zeit man hat, desto risikoaverser sollte man anlegen. Genau das aber bieten Investmentfonds in der Regel nicht.

Eine Lösung bieten hier so genannte Lebenszyklus-Fonds. Diese haben den Vorteil, dass der der Anleger mit der Auswahl des Auszahlungszeitpunktes schon einen Großteil der Arbeit getan hat. Denn diese so genannten Life-Cycle- bzw. Target Return Funds mischen verschiedene Assetklassen in Abhängigkeit von der Restlaufzeit des Fonds und sind somit genau auf die Lebensplanung des Anlegers abgestimmt. Genau das könnte aber auch ein Nachteil sein, hackt Surma ein: „Der Ansatz einmal eine Anlage zu tätigen und lange nicht hinzusehen ist bei Fonds nicht optimal, da viel zu oft Fondsmanagerwechsel stattfinden“, so der Dachfondsmanager der deswegen Lebenszyklus-Fonds gegenüber skeptisch ist. Das sieht auch Kaffarnik so: „Teilweise sind die Aktienmärkte einfach so billig, dass man sich nicht durch das Lebenszyklus-Konzept einschränken lassen sollte“.

Wie geht es an den Börsen weiter?

Derzeit sind die führenden Mischfonds-Manager für den weitere Ausblick bei Aktien wenig optimistisch: „Obwohl die Bewertungen generell nicht teuer sind, rechnen wir damit, dass die Gewinnschätzungen der Analysten nach unten revidiert werden. Deswegen sind wir bereits seit Jahresbeginn sehr vorsichtig und halten unsere Aktienquote momentan bei nur 40 Prozent“, so Surma. Selektive Kaufchancen nach den starken Kursrückgängen ortet er in entwickelten Märkten: „Aufgrund der weltweiten Vertrauenskrise sollte man hier aber nur kurzfristig investiert sein, wir verwenden dazu Exchange Traded Funds sowohl auf der Long als auch auf der Short-Seite“, so der Experte weiter. Schwellenländer meidet er nahezu komplett: „Besonders für Asien und insbesondere China sieht der Ausblick nicht gut aus. Die Bewertungen sind dort noch immer exorbitant hoch. Auch scheint die Inflation aufgrund der steigenden Nahrungsmittelpreise außer Kontrolle zu geraten, was für Unruhen sorgen könnte“.

Da die aktuelle Geldpolitik eindeutig inflationär wirke, setzt Surma auf Rohstoff-Aktien bzw. Gold. „Der schwache US-Dollar, den wir bald bei 1,7 Euro sehen, wird den Goldpreis weiter unterstützen“, so Surma, der damit rechnet dass die momentane Krise noch Monate andauern wird und aktuell sogar 35 Prozent Liquidität hält. Denn auch bei Anleihen ist er vorsichtig: „Aufgrund der Erwartungen des Marktes auf starke Zinssenkungen der EZB, haben wir es derzeit sogar am kurzen Ende mit einer inversen Zinskurve im Euroraum zu tun. Das heißt kurzfristige Anlagen bringen aktuell mehr Zinsen als mittelfristige. Die ‚Flucht in risikoarme Assets’ hat zu einer wahren Rally bei kurzfristigen Staatsanleihen geführt, die aber bald vorbei sein wird“, so Surma, der aktuell 25 Prozent Anleihengewichtung im SAM Vermögensverwaltung Global aufweist. Etwas bessere Chancen sieht er einzig bei Unternehmensanleihen, High Yield Bonds sind ihm derzeit zu riskant.

Noch konservativer agiert man derzeit bei Dr. Jens Erhardt: „Die Probleme der Subprime-Krise weiten sich immer mehr auf die Realwirtschaft aus. Besonders betroffen davon sind die USA aber auch Europa kämpft vor allem mit dem unerwartet starken Euro“. Obwohl die Stimmung für Aktien derzeit so negativ sei wie seit Jahrzehnten nicht mehr, findet Kaffarnik nur an Spezialthemen Gefallen und setzt neben defensiven Versorgern etwa auf Zertifikate und Aktien, die von steigenden Lebensmittelpreisen profitieren. „Kurzfristig könnten wir sicher einen Rebound bei Aktien sehen, denn die Angst gibt klare Kaufsignale. Das ändert aber nichts am schlechten mittelfristigen Ausblick“, so der Experte, der auch bei Gold mit einer kurzfristigen Konsolidierung rechnet. Ganz meiden sollte man Anleihen: „Hier sind wir sehr negativ eingestellt, da wir zukünftig mit höheren Inflationsraten rechnen“. Als Konsequenz daraus hält man bei DJE in den flexiblen Mischfonds rund 40 Prozent liquide Mittel und meidet Anleihen komplett.

Alle Daten per 14.3.2008 in Euro
Quelle: Lipper


Dieser Artikel ist auch in der Ausgabe 
April 2008
des Top-Gewinn erschienen.

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