Schwellenländer: Middle East bevorzugt

Für Allan Conway, Head of Emerging Market Equities bei Schroders, wird der Aktienboom in der MENA-Region (Middle East & North Africa) anhalten. „Es gibt keinen empirischen Beweis dafür, dass für starkes Wirtschaftswachstum demokratische Strukturen notwendig sind. Ganz im Gegenteil“. Funds | 23.04.2008 06:31 Uhr
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Seit dem Beginn der Subprime-Krise Anfang Juli gibt es nur wenige Weltregionen, in denen Anleger noch positive Aktienerträge erzielen konnten. Neben Lateinamerika, der MSCI EM Latin America Index liegt seit damals mit 9,3 Prozent im Plus, waren das vor allem die arabischen Börsen. Der MSCI Arabian Markets Index verzeichnete sogar eine Performance von +11,6 Prozent, während etwa der MSCI World über denselben Zeitraum um 20 Prozent und der MSCI Emerging Markets Index um 3,2 Prozent nachgab.

Middle East: Geht die Outperformance weiter?

„Diese Outperformance wird auch zukünftig anhalten“, glaubt Allan Conway, Head of Emerging Market Equities bei Schroders. „Viele Anleger haben noch gar nicht bemerkt, dass das BIP-Wachstum in einigen dieser Länder, etwa den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar oder Ägypten, bereits das Niveau von China oder Indien erreicht hat“, so der Schwellenländerexperte der bereits 1997 Head of Global Emerging Markets bei LGT Asset Management und ab 1998 als Head of Global Emerging Markets bei West LB Asset Management tätig war. Seit 2004 ist Conway Head of Emerging Market Equities bei Schroders in London. Und fügt hinzu: „Es gibt keinen empirischen Beweis dafür, dass für starkes Wirtschaftswachstum demokratische Strukturen notwendig sind. Ganz im Gegenteil“.

VAE und Katar besonders interessant

Besonders optimistisch ist Conway für die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Katar, welche im mittlerweile 550 Millionen Euro großen Schroder ISF Middle East die größten Länderübergewichte zur Benchmark (MSCI Arabian Markets inkl. Israel und Türkei / Saudi Arabia Capped at 10%) ausmachen.

Die größten Untergewichte stellen dagegen Marokko und Kuwait dar. „Die marokkanische Börse ist teuer und in Kuwait ist die Qualität der Gewinne nicht ausreichend hoch“, erklärt Conway.

Absolut gesehen ist Israel mit 24,1 Prozent das am stärksten gewichtete Land. „Saudi Arabien, die Börse mit der größten Marktkapitalisierung in der MENA-Region, haben wir mit maximal zehn Prozent gewichtet da wir dort als Ausländer nicht direkt sondern nur über inländische Fonds investieren dürfen. Sollte sich das ändern, womit wir in den nächsten Jahren rechnen, werden wir das Gewicht stark anheben“, kündigt Conway aber an.

Fondsperformance im Überblick

Seit Auflage am 3. September 2007 hat der Fonds (per 31. März 2008) laut eigenen Angaben seine Benchmark um 3,7 Prozent geschlagen. Seit Jahresbeginn liegt der von Allan Conway und James Gotto verwaltete Fonds jedoch mit 9,7 Prozent im Minus und damit nur im Mittelfeld aller Afrika-Fonds (Universum: EMEA, MENA bzw. Sub-Saharan Africa inkl. Südafrika). Während die beiden über diesen Zeitraum besten Fonds (Concord Egypt +9,3 Prozent / Julius Baer EF Northern Africa +5,7 Prozent) schwerpunktmäßig in Ägypten bzw. in Marokko/Ägypten investieren, verloren Afrika-Fonds mit einer hohen Türkei- bzw. Südafrika-Gewichtung bis zu 18,5 Prozent an Wert.

„Kreditkrise trifft Schwellenländer nicht“

Auch für die restlichen Schwellenländer ist Conway zuversichtlich: „Die Kreditkrise ist ein Problem der entwickelten Volkswirtschaften wie den USA oder Europa. Die Schwellenländer sind davon nicht betroffen“, so der Experte, der die geringe Verschuldung im privaten Sektor als Grund dafür nennt. So betrage die Haushaltsverschuldung (in Prozent des BIP, per 2005) in Lateinamerika durchschnittlich nur 9,2 Prozent, in Osteuropa 12,1 Prozent und in Asien 27,5 Prozent während die westlichen Staaten eine Verschuldungsquote von 58 Prozent aufweisen. Negativer Ausreißer seien dabei die USA mit einer Verschuldung von über 90 Prozent des BIP.

Wahrscheinlichkeit für Rezession steigt auf 20 Prozent

„Auch im schlechtesten Fall, einer durch die Kreditklemme ausgelösten weltweiten Rezession, sollten Emerging Markets dieses Jahr immer noch um drei bis vier Prozent schneller wachsen als die entwickelten Länder“, so Conway der die Wahrscheinlichkeit dafür mit 20 Prozent angibt. Zum Vergleich: Noch zu Jahresende lag die Rezessions-Wahrscheinlichkeit laut Conway bei zehn Prozent. Das wahrscheinlichste Szenario (Eintritts-Wahrscheinlichkeit: 65 Prozent) ist aber weiterhin eine weiche Landung.

Wachstumsvorsprung bis 2011 bei 4,1 Prozent p.a.

Auf Sicht der kommenden Jahre zitiert Conway eine Studie des Internationalen Währungsfonds, demzufolge Schwellenländer im Zeitraum 2006-2011 ein um 4,1 Prozent stärkeres Wirtschaftswachstum aufweisen sollten als die Industrieländer. „Der Motor der Weltwirtschaft sind die Schwellenländer, welche sich immer stärker vom Rest der Welt unabhängig machen. So übersteigt das Handelsvolumen der Schwellenländer untereinander bereits seit 2006 den Handel mit den Industrieländern“. Wachstumstreiber sei dabei vor allem der Inlandskonsum.

Ausblick bis Jahresende

Basierend darauf dürfte auch die globale Outperformance von Schwellenländer-Börsen gegenüber dem MSCI World weitergehen. „Im Unterschied zu Schwellenländer-Anleihen gab es hier noch keine Neubewertung. Trotz der Outperformance der letzten zehn Jahre sind Schwellenländer-Aktien immer noch günstiger bewertet als Weltaktien, da das Gewinnwachstum Schritt gehalten hat“.

Kurzfristig ist Conway aber vorsichtig: „In unseren globalen Schwellenländer-Fonds halten wir derzeit mit 4,3 Prozent so viel Liquidität wie noch nie zuvor, da wir kurzfristig mit Rückschlägen rechnen“. Ab dem Sommer sollte sich die Lage aber bessern: „Wenn die schlechten Nachrichten alle veröffentlicht sind und die USD-Zinssenkungen beginnen zu wirken, dürfte es ab September zu einer Rally bei Schwellenländer-Aktien kommen“, prognostiziert Conway. Für das Gesamtjahr 2008 rechnet er mit einer Performance von 15 Prozent bei Schwellenländer-Aktien, aktuell liegt der MSCI Emerging Markets Index mit 3,2 Prozent im Minus.

Alle Daten per 18.4.2008 in Euro
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