Fondsmanager Interview mit Hanspeter Oehri

Hanspeter Oehri, Fondsmanager des LGT Equity Fund Global Sector Trends (USD) im Interview in der neuen Reihe "know your fund Manager" - über seine Position als Fondsmanager, seine Einschätzung des Marktes sowie auch ein paar persönliche und private Einblicke. Funds | 10.09.2008 06:00 Uhr
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e-fundresearch: Seit wann sind Sie für das Management des LGT Equity Fund Global Sector Trends (ISIN: LI0015327955) verantwortlich? Oehri: Ich verwalte den Fonds seit seiner Auflegung am 31.03.1999.

 

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

Oehri: Nein. Ich konzentriere mich vollumfänglich auf diesen Fonds.

e-fundresearch: Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie derzeit verwalten?

Oehri: Per 31.08.2008 beträgt das Fondsvermögen USD 800.60 Mio.

e-fundresearch: Zur Performance: welche Ergebnisse konnten Sie seit Beginn des Jahres und in den letzten fünf Kalenderjahren, d.h. 2003, 2004, 2005, 2006 und 2007, erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

absolut relativ
2003 41.78% 6.51%
2004 12.48% -1.95%
2005 14.53% 4.60%
2006 21.65% 1.32%
2007 7.95% -1.00%
2008 ytd* -18.43% -5.18%

*per 31.08.2008

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

Oehri: Zufrieden müssen die Kunden sein! Natürlich sind dabei Haussejahre einfacher als Baissejahre. Dies gilt für Kunden und Portfoliomanager. Daher ist das laufende Jahr nicht zufrieden stellend.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in diesem Zusammenhang als sehr gut, mittelmäßig und enttäuschend bezeichnen?

Oehri: Sehr schwierig war das Jahr 2003. Bereits im Oktober 2002 haben nach unseren Modellen die Marktstrukturen deutlich auf Aufschwung gedreht. Dennoch kam es im Frühjahr 2003 (mit dem Irak-Krieg) nochmals zu herben Verwerfungen und Kurseinbrüchen. Ich war bereits aggressiv auf einen zyklischen Aufschwung positioniert. Die schwierigste Aufgabe – aber zugleich die beste – war es, diesem enormen Druck des Marktes nicht nachzugeben.

e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

Oehri: Märkte, Industrien und einzelne Aktien durchlaufen Zyklen. Diese Zyklen gilt es auszunutzen, vor allem wenn es sich um grosse handelt, wie zum Beispiel dem Technologieboom oder dem Rohstoffboom. Die Dynamik dieser Bewegungen ist viel grösser als dies die klassische Finanzmarkttheorie erklären kann. Ich beschäftige mich deshalb seit vielen Jahren mit „Behavioral Finance“, die sich mit der sozialen Dynamik solcher Bewegungen beschäftigt. Nur wer die hohen Wellen ausnutzen kann und dann beim Bruch nicht weggespült wird, kann Mehrwert schaffen.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?

Oehri: Ich habe 1985 in der Aktienanalyse begonnen und verwalte seit 1990 Fonds.

e-fundresearch: Was waren bisher Ihre größten Erfolge und Misserfolge in Ihrer Fondsmanager Karriere?

Oehri: Ich versuche gute und schlechte Entscheidungen nicht als Erfolg oder Misserfolg zu werten. Nicht „ich“ mache die Preise – sondern die anderen. Man muss eine emotionale Distanz wahren, um immer wieder neu entscheiden zu können.

e-fundresearch: In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

Oehri: In einem „Bear“-Markt, der sich in den letzten Tagen in seine Endphase bewegt hat. Solche Endphasen sind geprägt von trendloser, hoher Volatilität. Wie lange sie andauern, kann man nicht prognostizieren. Wenn ich jedoch gezwungen wäre, eine Prognose zu machen, dann würde ich eine hartnäckige vielleicht jahrelange Bodenbildung erwarten.

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

Oehri: Eher antizyklisch – das heisst bei starken relativen Rückschlägen einzelner Industrien oder Aktien zu kaufen und auf der anderen Seite bei relativen Kursanstiegen zu verkaufen.

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

Oehri: Die extrem aktiven Strategien – vor allem der Hedgefonds – und die enorme Anzahl an Derivaten überfordern die zugrunde liegenden Aktien. Dies führt zu „Liquiditätslöchern“ und zu Kursverwerfungen. Um diese auszunutzen, muss man antizyklisch reagieren. Dies ist sehr schwierig, besonders wenn man Positionen bereits hält.
Zudem dürften die Börsen „politischer“ werden. Das heisst, dass durch die Probleme der Kreditkrise die Märkte zunehmend durch die Politik beeinflusst werden, was die Volatilität zusätzlich erhöht.

e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie kurzfristig bis zum Ende des Jahres und mittelfristig für die kommenden 3-5 Jahre?

Oehri: Die gleichen wie die letzten zehn Jahre: gute überdurchschnittliche Erträge gegenüber der Benchmark.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in drei Jahren als sehr gut, neutral und enttäuschend empfinden?

Oehri: Unterdurchschnittliche Erträge!

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

Oehri: Ich schätze die Erkenntnisse von George Soros. Er hat zwar für seine Theorie der Reflexivität keine wissenschaftliche Anerkennung erhalten, aber gerade in Phasen extremer Marktbewegungen gute Anlageentscheide getroffen – und das zählt für die Kunden.

e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanager in Ihrem Job?

Oehri: Finanzmärkte sind komplexe und kompetitive Systeme. Man muss sich in einer gewissen Weise immer wieder neu erfinden, um diese Komplexität einigermassen zu bewältigen. Dies hält einen jung und lernfähig.

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen bzw. was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanager?

Oehri: Das Hauptziel ist, das Vertrauen der Kunden immer wieder neu zu gewinnen. Dies gelingt natürlich nur, wenn man langfristig überdurchschnittliche Erträge erzielt.
Weiters arbeiten wir seit geraumer Zeit mit der Wissenschaft zusammen, um in der relativ neuen Richtung von „Behavioral Finance“ zu wichtigen Erkenntnissen zu gelangen. Natürlich wäre ich stolz, wenn ich einen Beitrag zur Theoriebildung dieser Wissenschaft beitragen könnte.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?

Oehri: Architekt oder Winzer.

e-fundresearch: Herr Oehri, vielen Dank für das Gespräch.


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