Sind High Yield Spreads zu hoch?

Das anhaltende ´Deleveraging´ ließ High Yield Bond Spreads und implizierte Ausfallsraten stark ansteigen. Roman Gaiser, High Yield Fondsmanager bei Threadneedle in London, erwartet höhere High Yield Gewichtungen auf dem aktuellen Niveau und eine Rückbesinnung des Marktes auf die Fundamentaldaten. Funds | 04.12.2008 05:21 Uhr
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Was bedeuten die hohen Spreads? Im Oktober wurden starke Anstiege der europäischen High Yield Spreads auf bis zu 2.000 Basispunkte verzeichnet. Diese Extremwerte waren fast doppelt so hoch wie Spreads in vergangenen Rezessionen. Die wichtige Frage lautet: Sind diese Spreads zu hoch und repräsentieren einmalige Einstiegschancen oder sind die Spreads ein Vorbote eines massiven Wirtschaftsabschwungs?

Roman Gaiser: "Natürlich ist die aktuelle wirtschaftliche Lage sehr schwierig - vor allem nach dem Platzen der Immobilienblase und dem starken Anstieg der Finanzierungskosten. Wir haben unsere Schätzungen für das Wirtschaftswachstum für das kommende Jahr in den USA und UK auf minus 1 Prozent gesenkt. Für Europa sieht die Lage noch etwas besser aus. Mit Ausnahme von Spanien und Irland war der Immobilienmarkt kein großes Problem. Aber auch in der Eurozone erwarten wir ein Null-Wachstum für 2009. Dies ist natürlich ein schwieriges Marktumfeld für High Yield Emittenten und wir erwarten auch höhere Ausfallsraten."

Wie hoch werden die Ausfallsraten steigen?

Roman Gaiser: "In den letzten Jahren waren die Ausfallsraten extrem niedrig. Im Jahr 2006 lagen diese bei 0,9 Prozent und im darauffolgenden Jahr 2007 nur bei 0,3 Prozent. Selbstverständlich werden die Ausfallsraten nun ansteigen. Wir erwarten für dieses Jahr einen Wert von rund vier Prozent und im kommenden Jahr acht Prozent. 2010 könnten die Ausfallsraten im zweistelligen Bereich dann den Höhepunkt erreichen. Diese Entwicklung würde sich mit früheren Rezessionen decken, wo über fünf Jahre kumuliert Ausfälle in Höhe von 35 bis 40 Prozent beobachtet wurden. Die aktuellen Marktpreise implizieren jedoch das Doppelte dieses Niveaus und wir glauben nicht, dass dies realistisch ist."

Kurzfristiger Verkaufsdruck auf dem Markt

Die Threadneedle Fondsmanager gehen davon aus, dass hier noch weitere – vor allem markttechnische - Faktoren im Spiel sind, wie etwa erzwungene Verkäufe nach der Lehman Pleite, die den Fokus der Investoren auf das Emittentenrisiko lenkten. Vor allem Hedge Fonds und strukturierte Produkte wurden abgestoßen, was zu massiven Kursrückgängen in bestimmten Marktsegmenten führte.

Roman Gaiser: "Wir sind der Meinung, dass dieser Verkaufsdruck im Vergleich zu den Fundamentaldaten nur ein kurzfristiger Faktor ist. Der Druck hat auch schon etwas nachgelassen und es entsteht wieder eine bessere Balance zwischen Verkäufern und Käufern und damit sind auch wieder realistischere Preise zu beobachten. Wir möchten jedoch darauf hinweisen, dass wir auch mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage rechnen und auch nicht abschätzen können, wie tief die kommende Rezession sein wird."

Europäische High Yield Bonds gerüstet für die Rezession

Im Vergleich zur Periode 2000-2001 ist der High Yield Markt heute in einer deutlich besseren Verfassung. Die Diversifikation über verschiedene Sektoren ist viel breiter. Gegenüber dem US High Yield Markt ist der europäische Markt auch qualitativ besser - mit einer geringeren Gewichtung im CCC-Segment.

Höhere Gewichtungen für High Yield Bonds - defensive Strategie

Roman Gaiser: "Threadneedle hat in den Managed Funds die Gewichtung von High Yield Bonds erhöht, weil wir glauben, dass der Markt aktuell attraktiv bewertet ist. Wir erwarten, dass wir in den kommenden Monaten noch höhere Gewichtungen in High Yields sehen werden. Trotzdem bleibt unsere Anlagestrategie defensiv. Wir sind aktuell in Konsumgütern (-7,6 Prozent), Einzelhandel und Autos untergewichtet und auch bei Kapitalgütern unter der Benchmark. Finanzinstitute sind ebenfalls mit -9,4 Prozent gegenüber der Benchmark positioniert. Die wichtigsten Übergewichtungen sind Telekom (11,3 Prozent), Energie (9,7 Prozent) und Versorger. CCC- und BB-Bonds sind ebenfalls untergewichtet. Wir bevorzugen Senior Bonds, untersuchen die Verschuldungssituation der Unternehmen sehr genau und meiden Unternehmen, die kurzfristigen Refinanzierungsbedarf haben."

Die Duration des Threadneedle European High Yield Bond Fund per Ende Oktober lag bei 2,8 vs. 3,4 für die Benchmark Duration. Es waren insgesamt 130 Emissionen im Fonds enthalten. Das durchschnittliche Rating lag bei B1. Die fünf größten Emittenten repräsentierten einen Anteil von 22,8 Prozent (inkl. 5,9 Prozent US Treasuries als Reserve für attraktive Neuveranlagungen im High Yield Segement).

Der Fonds konnte seit Beginn des Jahres bis Ende Oktober 2008 die Benchmark (ML European Currency High Yield Index 3 % Constrained - 100 Prozent hedged in Euro) um 8,22 Prozent und über die letzten 12 Monate um 2,74 Prozent schlagen.

Back to Fundamentals?

Roman Gaiser: "Wir konnten zwar die Benchmark schlagen, sind uns aber auch der enttäuschenden Performance der Assetklasse in den letzten Wochen bewusst. Das jetzige Marktumfeld ist außergewöhnlich. Wir sind davon überzeugt, dass sich die aktuellen technischen Verwerfungen wieder auflösen und wir glauben, dass trotz schlechter wirtschaftlicher Entwicklung und hoher Volatilität eine Veranlagung in High Yield Bonds auf den derzeitigen Niveaus eine langfristig attraktive Investmentchance darstellt."

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