Wie stehen die Chancen auf ein gutes Jahr 2009?

Kaum ein anderer Zusatz dürfte in Anlagebroschüren so häufig zu lesen sein wie der folgende: „Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Indikatoren für zukünftige Erträge.“ Und das aus gutem Grund - wie eine aktuelle Fidelity Studie zeigt. Funds | 29.12.2008 05:31 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Selbst die oberflächlichste Investment-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Märkte in einem ständigen Auf und Ab befinden, und dass sich scheinbar nie genau vorhersehen lässt, wann welche Phase beginnt und wie lange sie andauert.

Ein Blick in die Psychologie des Kollektivverhaltens der Marktteilnehmer kann uns dabei helfen, eine Vorstellung davon zu gewinnen, wie die Entwicklung kurz- und mittelfristig aussehen könnte. Die Märkte bewegen sich bekanntlich in Zyklen. Der Erfolg einer jeden Investmentstrategie besteht darin, nicht übermäßig optimistisch zu reagieren, wenn die Märkte steigen, und die Nerven zu behalten, wenn die Märkte fallen. Andernfalls ist die Verringerung der Rendite so gut wie sicher.

Anleger wie Anthony Bolton schwimmen bewusst und mit viel Erfolg gegen den Strom. Sie werden nicht müde zu betonen, es zahle sich aus, entgegengesetzt zum Markt zu agieren und zu investieren, wenn andere die Börse scheuen, wohingegen Vorsicht angesagt sei, wenn allgemeine Euphorie herrsche.

Wertentwicklung des DAX

Wer die Prinzipien der Anlegerpsychologie kennt, kann sich aus rein mathematischer Perspektive anschauen, wie die Märkte über einen bestimmten Zeitraum abschneiden. Und er kann überprüfen, ob es tatsächlich stimmt, dass es sich gerade dann auszahlt, in den Markt einzusteigen, wenn die Anlegerstimmung und die Wertentwicklung auf dem Tiefpunkt sind.

Das Schaubild oben zeigt die Wertentwicklung des DAX von 1966 bis 2008, wobei die Daten für den Zeitraum von 1966 bis 1987 von DataStream modelliert wurden. Die einzelnen Jahre sind bestimmten Wertentwicklungsspannen zugeordnet. Wenn man das Diagramm betrachtet, springen zwei Dinge sofort ins Auge. Erstens die klassische glockenförmige Kurve, die bei dieser Art der Abbildung entsteht. Sie deutet darauf hin, dass die am ehesten zu erwartende Wertentwicklung im Bereich zwischen 0 und 30 Prozent liegt.

Und zweitens: es gibt deutlich mehr positive Jahre als negative. Alles in allem stehen 29 guten Jahren nur 14 schlechte gegenüber. Konkret gesprochen hat jedes beliebige Jahr in der Geschichte des DAX eine 67,4%ige Chance, positive Renditen zu erzielen, während die Chance, negativ abzuschneiden lediglich 32,6 Prozent beträgt. Oder anders gesagt: die Wahrscheinlichkeit, schwarze Zahlen zu schreiben ist doppelt so groß wie die Wahrscheinlichkeit, im roten Bereich zu enden. In 9 Fällen bzw. 70 Prozent der insgesamt 13 Jahre mit negativer Performance (2008 nicht mitgerechnet) war das Folgejahr positiv, und nur in vier Fällen bzw. 30 Prozent fielen auch die darauffolgendem zwölf Monate negativ aus. Das deutet darauf hin, dass trotz der Neigung vieler Anleger, ihre Aktien im Tief zu verkaufen, einem schwachen Börsenjahr häufig ein starkes folgt. Was aber begründet ein starkes Jahr, und wie wahrscheinlich ist es rein mathematisch gesehen, dass es dazu kommt?

In der Geschichte des DAX von 1966 bis 2008 lag die Jahresperformance 14 Mal (d.h. in 32 Prozent aller Fälle) im Bereich von 20 bis 70 Prozent und sechs Mal (d.h. in 14 Prozent aller Fälle) im Bereich von 30 bis 70 Prozent. Demgegenüber fielen lediglich drei Jahresrenditen (d.h. 7 Prozent aller Fälle) in den Bereich von -30 bis -50 Prozent, wobei die bisherige Jahresperformance bis Ende November 2008 im Bereich von -40 bis -50 Prozent liegt und damit so schlecht ausfällt wie noch nie zuvor.

Wenn man die Performance-Muster des DAX auf die aktuelle Situation überträgt, beläuft sich die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das kommende Jahr ebenfalls negativ ausfällt, rein mathematisch gesehen auf lediglich 10,6 Prozent. Das ist der niedrigste Wert, den wir jemals hatten. Natürlich entwickeln sich die Märkte nicht immer so wie die Statistik es vorgibt. Gleichwohl wird eines deutlich: aus mathematischer Sicht besteht eine berechtigte Aussicht darauf, dass der DAX im kommenden Jahr wieder nach oben drehen wird.

Wertentwicklung des MSCI Europe

Wie eingangs schon gesagt, sind in der Vergangenheit erzielte Resultate kein Garant für die zukünftige Wertentwicklung. Wenn man jedoch die Entwicklung des DAX analysiert, scheint vieles darauf hinzudeuten, dass es sich langfristig auszahlen kann, in schwachen Zeiten zu investieren bzw. investiert zu bleiben, gerade weil nach einem schlechten Jahr eher mit einem positiven als mit einem weiteren negativen Jahr zu rechnen ist. Der Mathematiker wird nun einwenden, dass man von einem einzigen Beispiel nicht auf das Gesamtbild schließen kann. Wenden wir also dieselben Kriterien auf einen etwas breiter gefassten Index, den MSCI Europe, an.

Auch in diesem Schaubild bildet sich mehr oder weniger deutlich die klassische Glockenform heraus, wonach die am ehesten zu erwartenden Jahresrenditen im Bereich zwischen 0 und 30 Prozent liegen. Beim MSCI Europe Index ist es jedoch interessant, dass im Bereich von 40 bis 50 Prozent mehr Jahre zu finden sind als bei 30 bis 40 Prozent. Darüber hinaus weisen beide Diagramme einen beachtlichen Grad an Übereinstimmung auf. Bei beiden liegen die Jahre mit der schwächsten Performance im Bereich -40 bis -50 Prozent (2008). Dagegen findet sich das Jahr mit der höchsten Rendite beim MSCI Europe Index im Spektrum 40 bis 50 Prozent und beim DAX bei + 60 Prozent.

Positive und negative Jahre

Überraschend ähnlich sind sich der DAX und der MSCI Europe auch hinsichtlich der positiven und negativen Jahre. Der MSCI Europe zählt insgesamt 28 Jahre mit positiver Bilanz (72 Prozent) und 11 Jahre mit negativer Bilanz (28 Prozent). Und es ist in etwa genauso wahrscheinlich, dass auf ein negatives Jahr ein positives folgt. Bei den insgesamt 10 negativen Jahren (2008 nicht mitgerechnet) fiel das Folgejahr sieben Mal positiv aus (70 Prozent) und nur dreimal ebenfalls negativ (30 Prozent).

Die Chance auf ein erfolgreiches Jahr mit einer Wertentwicklungsspanne von 20 bis 50 Prozent lag bei 28 Prozent, und die Wahrscheinlichkeit für ein besonders starkes Jahr im Bereich von 30 bis 50 Prozent betrug 15 Prozent. Demgegenüber lag die Aussicht auf ein schwaches Jahr im Bereich von -20 bis -50 Prozent bei lediglich 7 Prozent und auf ein besonders schwaches Jahr im Spektrum von -30 bis -50 Prozent bei ganzen 5 Prozent. Dabei fielen lediglich drei Jahresrenditen (d.h. 7 Prozent aller Fälle) in das Spektrum -30 bis -50 Prozent, wobei die bisherige Jahresperformance bis Ende November 2008 im Bereich von -40 bis -50 Prozent liegt.

Würde man diese Performance-Muster auf die heutige Situation übertragen, dann läge die Wahrscheinlichkeit dafür, dass 2009 ebenfalls negativ für den MSCI Europe endet, rein mathematisch gesehen gerade noch bei 8 Prozent. Aber wie schon gesagt, darf man sich nicht allein auf die Statistik verlassen, um zum Gesamtbild zu gelangen. Vor allem dann nicht, wenn die menschliche Psyche im Spiel ist. Nichtsdestotrotz geben diese Zahlen Anlass zur Hoffnung.

Fazit

Das Verhalten vieler Anleger erscheint bisweilen extrem irrational, wenn sie Aktien im Hoch kaufen, um sie im Tief wieder abzustoßen. Bei allem Verständnis dafür, dass schwierige Zeiten panische Reaktionen auslösen können, deutet die einfache mathematische Analyse des Marktes darauf hin, dass diese Zeiten den Anlegern nicht selten sogar echte Kaufgelegenheiten eröffnen.

Langzeitstudien der Renditeentwicklung am Kapitalmarkt zeigen, dass es auf Dauer viel mehr positive als negative Jahre gibt, und dass Börsenkurse nach extremen Ausschlägen in der Regel wieder zu ihrem Durchschnittswert zurückfinden. Natürlich kann niemand mit absoluter Gewissheit vorhersagen, ob ein Jahr positiv oder negativ enden wird. Nach den Rekordeinbrüchen, die wir in diesem Jahr erlebt haben, besteht jedoch - zumindest aus mathematischer Sicht - Grund dafür, optimistisch ins neue Jahr zu starten.

Quelle: Fidelity Investments

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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