Die hohe Staatsverschuldung sowie eine langsame Konjunkturerholung werden früher oder später der Entwicklung der Staatsanleihen einen Strich durch die Rechnung machen. Zunehmend attraktiv werden hingegen Unternehmensanleihen.
Wirtschaftspolitische Maßnahmen sind unumgänglich
„Alles hängt davon ab wie sich die beschlosssenen Maßnahmen auf die Realwirtschaft und das Verhalten der Marktakteure auswirken. Zumindest für die kommenden Monate sehen wir den Ausblick für Staatsanleihen im Euroraum weiter positiv, da bis auf weiteres sehr schlechte Nachrichten aus der Realwirtschaft zu erwarten sind“, beschreibt Axel Blase, Fondsmanager des Invesco Euro Rentenfonds, den aktuellen Ausblick. „Die sich vertiefende Wirtschaftskrise erfordert expansive wirtschaftspolitische Maßnahmen“, sieht Gabriel Panzenböck, Manager des Raiffeisen-Dynamic-Bonds, keine Alternativen zu den weltweiten staatlichen Konjunktur- und Bankenhilfspaketen. Die anhaltende Ausschüttung von Milliardenbeträgen seitens des Staates wird jedoch nicht gänzlich unkritisch gesehen. „Letztendlich bleiben riesige Budgetdefizite, die nicht in den nächsten Monaten aber ganz bestimmt in den nächsten Jahren bleibende negative Auswirkungen auf den Finanzmärkten hinterlassen werden“, so Christian Riegler, Gruppenleiter Asset Management der 3 Banken-Generali.
Inflationsrisiko bleibt gering
Mittelfristig kann auch die Inflation wieder ein Thema werden. 2009 wird sich eine wachsende Geldmenge nach Ansicht von Experten jedoch noch nicht bemerkbar machen. Im Gegenteil: Die kurzfristige Liquidität, die die Europäische Zentralbank (EZB) in den Bankensektor pumpt wird nicht an die Realwirtschaft weitergeleitet. „Somit besteht momentan auch kein Inflationsrisiko. Dies würde erst dann entstehen, wenn die Liquiditätsversorgung der Banken zu einer verstärkten Kreditvergabe an die Realwirtschaft führen würde“, erklärt Franz Schardax, Manager des Spängler SparTrust M.
Überinvestitionen in Emerging Markets
Die EZB kann laut Schardax die massive Liquiditätszufuhr an die Banken im Euroraum aber relativ rasch wieder zurückführen. Anders sei die Situation in den USA, wo die FED zum Teil die Realwirtschaft direkt finanziert und es fraglich ist, ob die Geldpolitik schnell genug wieder gestrafft werden kann, für den Fall, dass sich die Wirtschaft wieder erholt. Jean-Philippe Donge, Manager des BL Global Bonds der Banque de Luxembourg, schließt ein kurzfristiges Inflationsrisiko nicht zuletzt aufgrund der rückläufigen Entwicklung an den Arbeitsmärkten und des kontinuierlichen Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage aus. Verantwortlich für das derzeitige Überangebot seien Überinvestitionen in den Emerging Markets – und hier vor allem in Asien.
Zinssenkungen der EZB
Die rigorosen Zinssenkungen der EZB finden durchaus Anklang unter den von e-fundresearch befragten Experten. „Ein derart drastischer weltweiter Konjunktureinbruch erfordert auch ein drastisches Handeln der einzelnen Notenbanken. Dass die deutlichen Zinssenkungen nicht gleich Früchte tragen, ist zu erwarten“, so Riegler. Dennoch wären sie eine notwendige Basis für eine baldige Erholung. Nach der jüngsten Zinssenkung um 50 Basispunkte auf 2,0 Prozent deutet die schlechte Datenlage auf weitere Schritte der EZB hin. Christian Zima, Fondsmanager Global Fixed Income bei RCM, glaubt jedoch nicht, dass die nächste Kürzung bereits im Februar erfolgen wird: „Die EZB ist eher mittelfristig orientiert und wird die Zinssenkungsspirale voraussichtlich zu bremsen versuchen.“
Europäische Anleihen mit langer Laufzeit ideal
Gemeinsam mit den niedrigen Leitzinsen schaffen das schwache Wirtschaftswachstum und die geringe Inflationsrate eine ideale fundamentale Ausgangslage für die europäischen Anleihenmärkte. Interessante Chancen bieten sich vor allem bei Anleihen mit längerer Laufzeit, wo laut Experten in der ersten Jahreshälfte Kursgewinne drinnen sind. Auffallend sei, dass Anleihen sämtlicher Bonitätsklassen extrem hohe Aufschläge zu ihren Benchmarks aufweisen. So liegen etwa die Renditen österreichischer Bundesanleihen mit längeren Laufzeiten noch weit über dem Niveau des Jahres 2005, was auf zahlreiche interessante Investmentchancen schließen lässt. „Zunehmend wird der Anleiheninvestor, der von fallenden Renditen profitiert, vorsichtiger werden müssen“, warnt Maurice Jiszda, Verantwortlicher für den Bereich Internationale Anleihen bei der Volksbank Investment. Im Umfeld massiver monetärer und fiskalpolitischer Stimuli, mit denen einer Rezession entgegengetreten wird, könne das Inflationspendel auch wieder die Richtung ändern.
Alle Daten per 07.01.2009 in Euro.
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