Staatsanleihen sind nicht attraktiv

Das Renditeniveau auf Staatsanleihen in den USA, UK und Deutschland ist derzeit nicht attraktiv genug. Daniela Steinbrink Mattei, Director UBS Wealth Management Research mit einem Ausblick auf die Herausforderungen der US Notenbank, die Konjunktur und Anlagethemen für Investoren. Funds | 16.04.2009 04:48 Uhr
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Deflation und Depression kann verhindert werden Daniela Steinbrink Mattei, Director und Senior Economist Fixed Income: "Unsere Analysen basieren auf der Annahme, dass die Anstrengungen von Zentralbanken und Regierungen es schaffen, eine Deflation und Depression zu verhindern und eine allmähliche Erholung der konjunkturellen Entwicklung erfolgt. Falls wir doch in einem Deflationsszenario wären, wären natürlich Staatsanleihen attraktiv. Es ist nicht unmöglich, dass wir eine Deflation haben werden, aber es ist für uns ein eher unwahrscheinliches Ereignis. Und deswegen glauben wir, dass eher Inflation auf uns zukommen wird und deswegen inflationsgeschützte Anleihen und Unternehmensanleihen den eher teuren Staatsanleihen vorzuziehen sind."

Globaler Konjunkturausblick

Für die Eurozone gehen die Analysten von UBS Wealth Management Research (WMR) von einem Rückgang des realen BIP für das Jahr 2009 in der Höhe von -3,5 Prozent aus. vor allem der Einbruch der Exportwirtschaft wird in Deutschland zu einem Einbruch von -4,5 Prozent führen. In den USA sind die ersten Anzeichen für eine Verbesserung der Frühindikatoren erkennbar - allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau. Nach Einschätzung der UBS WMR sollte sich dieser positive Trend fortsetzen.

Pendel der Kräfte zwischen Realwirtschaft und Hoffnung

Daniela Steinbrink Mattei: "Wir beobachten derzeit ein Pendel der Kräfte zwischen der realwirtschaftlichen Entwicklung, die nach wie vor sehr, sehr schlecht ist, und dem Hoffen, dass sich durch die historisch noch nie dagewesene expansive Geldpolitik - kombiniert mit einer expansiven Fiskalpolitik - doch die ersten Anzeichen einer Erholung zeigen dürften. In den USA könnte dies bereits im dritten Quartal diesen Jahres der Fall sein."

Die Zinsen bleiben nach Einschätzung der UBS WMR Analysten tief, die Geldpolitik bleibt expansiv und die Zentralbanken werden weiterhin Staatsanleihen kaufen und dadurch eine Strategie der quantitativen Lockerung verfolgen.

Rezept von Bernanke zur Verhinderung ein Deflation bzw. Depression

Daniela Steinbrink Mattei stellte auch die folgenden Punkte des Federal Reserve Chairman Ben Bernanke zur Verhinderung einer Deflation bzw. Depression vor. Wichtig sei in diesem Zusammenhang in Normalzeiten eine Inflationsrate deutlich über Null und die Stabilisierung des Finanzsektors. Weiters müssten die Leitzinsen stark gesenkt und die Kreditverbriefungsmärkte gestützt werden. Zusätzlich sollte noch die Federal Reserve bei der Emission von Staatsanleihen als Käufer auftreten. Diese Maßnahmen wurden bereits umgesetzt. Mögliche weitere Schritte wären einerseits der Kauf von Aktien über die Notenpresse bzw. auch der Kauf bestehender Staatsanleihen über die Notenpresse, was einer USD Abwertung zur Folge hätte.

US Treasuries: Rendite bei max. 3 Prozent?

Daniela Steinbrink Mattei: "Man kann davon ausgehen, dass die Federal Reserve nicht zulassen wird, dass die 10-jährigen Staatsanleihen allzusehr über drei Prozent steigen werden. Das heißt, dass sich der Markt in einer Bandbreite zwischen 2,5 und 3 Prozent bewegen wird. Ein Unterschreiten ist immer wieder möglich, ein Überschießen wahrscheinlich nicht. Das hat natürlich zur Folge, dass die Notenpresse in den USA so richtig im Gang ist."

Welche Exit Strategie haben die Zentralbanken?

Daniela Steinbrink Mattei: "Diese extrem expansive Geld- und Fiskalpolitik ist notwendig, um das schlimmste Übel zu verhindern. Allmählich macht man sich auch Gedanken wie die Exit-Strategie aussehen könnte." Wie kann die überschüssige Liquidität wieder abgebaut werden? Eine weiterer Punkt ist auch noch die Frage, wie die Verschuldung der Staaten, die schneller wächst als die Wirtschaft, abgebaut werden kann. Daniela Steinbrink Mattei: "Die Staaten könnten die Steuern erhöhen oder die Ausgaben kürzen, was jedoch im aktuellen Umfeld nicht möglich ist."

Staatsanleihen - US Dollar - Gold

Vor allem Staatsanleihen jener Länder, deren Neuverschuldung im Verhältnis zum Brutto-Inlandsprodukt stark gestiegen ist, werden von Anlegern eher gemieden. Dies drückt sich auch in höheren Zinsdifferenzen gegenüber deutschen Bundesanleihen aus. Daniela Steinbrink Mattei: "Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Anleihenmarkt nicht attraktive wäre. Es gibt interessante Alternativen zu Staatsanleihen, wie beispielsweise staatsgarantierte Bankanleihen, Anleihen supranationaler Organisationen oder auch inflationsgeschützte Anleihen."

Der US Dollar wird langfristig schwächer gesehen. Daniela Steinbrink Mattei: "Die USA sind das Epizentrum der Finanzkrise und die aggressive Geld- und Fiskalpolitik wird für den US Dollar längerfristig belastend sein." In Krisenzeiten habe sich der US Dollar aufgrund der Verfügbarkeit liquider Instrumente positiv entwickeln können und auch in Zukunft sollte der US Dollar eine Reservewährung sein.

Gold sollte Teil eines diversifizierten Portfolios sein - allerdings nicht nur als Schutz gegen Inflation. Hier bieten nach Einschätzung der UBS WMR Analysten inflationsgeschützte Anleihen bessere Möglichkeiten und zusätzlich zur Absicherung gegen Inflation auch noch Kuponzahlungen.

Anlegen in schwierigen Zeiten

Die Analysten des UBS WMR beschreiben die aktuellen Anlageempfehlungen im aktuellen "UBS research focus" wie folgt:

"Investoren werden angesichts der Finanzkrise ihre Risikobereitschaft überprüfen, aber auch ihre Erwartungen zu den Finanzmärkten neu überdenken. Zu wissen, wo das ´wirkliche´ Risiko für das Portfolio liegt, insbesondere auch bei traditionell als sicher empfundenen Anlagen, scheint heute wichtiger als je zuvor. Dabei sollten jedoch die Vorteile einer Risikodiversifikation nicht über Bord geworfen werden. Auch wenn Aktien seit ihrem Höchststand stark gefallen sind und in den letzten zehn Jahren negative reale Renditen gebracht haben, empfehlen wir die Aufnahme von Aktienpositionen in Portfolios, insbesondere in Ergänzung zu Anleihen. Das gilt sogar für konservativ eingestellte Anleger, in deren Portfolios die Aktien jedoch einen geringeren Anteil ausmachen sollten. Der traditionelle Mix aus nominalen Anleihen und Aktien hat besonders in Zeiten erhöhter Ungewissheit unbestrittene Vorteile. Nominale Anleihen bieten Schutz gegen Deflation. Aktien hingegen bieten potenziell starke Renditen im Fall einer wirtschaftlichen Erholung. Wir glauben auch, dass selbst eher defensiv orientierte Anleger ihre risikobereinigten Erträge durch ein Engagement in Unternehmensanleihen steigern können. Bei höherer Risikoneigung und einem ausreichend langen Zeithorizont sollten dagegen größere Engagements in Aktien in Erwägung gezogen werden, da Deflation ein Extrem- und nicht unser Basisszenario ist. Wir halten inflationsgesicherte Staatsanleihen für eine langfristig sichere Anlage, die bei einem längerfristigen Horizont gegenüber Cash bevorzugt werden sollte. Insbesondere Anleger, die eine stark steigende Inflation befürchten, sollten Engagements in inflationsgesicherte Anleihen in Betracht ziehen, die eine langfristig sichere Alternative darstellen und fixe reale Renditen bieten. Auch Gold kann in einem gemischten Portfolio eine Rolle spielen, besonders dann, wenn sich Investoren um den Einfluss wichtiger geopolitischer Risiken Sorgen machen. Da die Goldpreise wegen der gesunkenen Risikobereitschaft bereits deutlich angezogen haben, bevorzugen wir als reinen Inflationsschutz jedoch inflationsgesicherte Anleihen."

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