LIFE: Infrastruktur trifft Value-Management

Igor de Maack, Fondsmanager des Leonardo Infrastructure Fund Europe ("LIFE"), im Gespräch mit e-fundresearch.com. Er spricht über das wichtige Anlagethema Infrastruktur, sowie über die Schwierigkeiten bei der Titelauswahl im jetzigen Marktumfeld. Funds | 10.06.2009 05:04 Uhr
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e-fundresearch: Herr de Maack Sie sind Fondsmanager des Leonardo Infrastructure Fund Europe (ISISN: LU0309082369), kurz LIFE.

de Maack: Ja, ich manage unseren europäischen Infrastrukturfonds, der wie alle unsere Fonds nach Value-Management-Kriterien verwaltet wird.

e-fundresearch: Seit wann sind Sie für das Management dieses Fonds verantwortlich?

de Maack: Seit seiner Auflage am 21. September 2007 manage ich diesen Fonds.

e-fundresearch: Orientieren Sie sich an einer Benchmark? Wenn ja, an welcher?

de Maack: Nein, ich orientiere mich an keiner Benchmark. Unsere Auswahl ist immer eine Einzeltitel-Auswahl, die aufgrund eines sehr disziplinierten quantitativen und qualitativen Researches vorgenommen wird. Nur im Nachhinein legen wir die Vergleichsindizes über unsere Performance, damit der Investor uns mit dem Markt vergleichen kann. Ex Ante treffe ich meine Anlageentscheidungen nur aufgrund meiner ausführlichen Recherchen in den einzelnen Titeln.

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

de Maack: Ich bin Co-Manager des französischen Value-Aktienfonds Centifolia, der regelmäßig für seine guten Ergebnisse wichtige Preise gewinnt.

e-fundresearch: Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie derzeit verwalten?

de Maack: Insgesamt verwalte ich knapp 2 Milliarden Euro.

e-fundresearch: Zur Performance: welche Ergebnisse konnten Sie seit Beginn des Jahres und in den letzten fünf Kalenderjahren, d.h. 2003, 2004, 2005, 2006 und 2007, erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

de Maack: Der Fonds wurde ja erst Ende 2007 aufgelegt und hat sich trotz des für Aktienprodukte schwierigen Jahres 2008 vom investierten Volumen her verdoppelt. Die große Herausforderung für mich war also, in diesem schwierigen Marktumfeld kontinuierlich weiter investieren zu müssen. Der Fonds muss ja stets mindestens 75% in europäischen Infrastrukturtiteln halten. Trotzdem hat LIFE sich direkt besser entwickelt als der Markt. Während der DJ Stoxx 600 zum Ende des Jahres 2008 ein Minus von 46% verbuchte, gab LIFE 36,6 % ab. Da der Sektor Infrastruktur, nicht zuletzt auch durch die umfangreichen Konjunkturpakete in diesem Bereich, zu den zukünftigen Performancetreibern gehören wird, werden wir diesen Einbruch 2008 zukünftig sicher ausgleichen können.

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

de Maack: Vor dem Hintergrund, neu einfließendes Geld stetig weiter an derart volatilen Märkten in einem absolut nicht vorhersehbaren Marktumfeld investieren zu müssen, hat sich dieser Long-Only-Fonds gut geschlagen. Relativ zum Markt kann ich also sehr zufrieden sein. Da wir als Value-Fondsmanager aber immer die absoluten Ergebnisse sehen, bin ich mit einem Minus niemals zufrieden. Auch, wenn ich weiß, dass im letzten Jahr mit einem mind. 75% an den Aktienmärkten investierten Produkt, das nicht gehedget ist, keine positives Ergebnis möglich war.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in diesem Zusammenhang als sehr gut, mittelmäßig und enttäuschend bezeichnen?

de Maack: Die relative Performance ist also gut. Die Nachfrage selbst in Zeiten der Krise zeigt uns, dass Infrastruktur ein immer wichtiger werdendes Anlagethema ist, was sicherlich sehr gut zu bewerten ist. Der Fonds wird in den nächsten Monaten und Jahren sein enormes Potential beweisen. Für uns, die wir absolute Zahlen betrachten, bleibt aber eine negatives Ergebnis enttäuschend.

e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

de Maack: Wir identifizieren durch unsere soliden, disziplinierten Recherchen Unternehmen, die einen nachvollziehbaren Wert in der Realität und Potential in der Zukunft haben. In diese substanzstarken Titel investieren wir dann, um in den darauf folgenden Jahren von deren Wachstum zu profitieren. Dabei legen wir beispielsweise besonderen Wert auf eine gute Eigenkapitalausstattung, ein erfahrenes Management, transparente und kalkulierbare Cash Flows.
Unsere Erfahrung und unser Fachwissen bei der Recherche von Unternehmen generieren also den Mehrwert, gepaart mit großer Disziplin und konsequenter Umsetzung.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?

de Maack: Ich war viele Jahre als Spezialist im Bereich Infrastruktur tätig. Erst habe ich Infrastrukturprojekte, vorwiegend in Australien und Frankreich, bewertet und mich später als Sell-Side-Analyst weiter entwickelt. Der Infrastrukturfonds LIFE ist meine erste Tätigkeit als Fondsmanager. Durch das Co-Management mit Herrn Mériaux, dem Leiter unseres Fondsmanagements, der mit seinem Value-Management bereits viele Preise gewonnen hat, ergibt sich so eine effiziente Kombination mit meinem praxisorientierten Infrastruktur-Fachwissen auf der einen und seiner großen Erfahrung im Value-Fondsmanagement auf der anderen Seite. Infrastrukturexpertise trifft in unserem Fonds LIFE also Value-Fachmanagement.

e-fundresearch: Was waren bisher Ihre größten Erfolge und Misserfolge in Ihrer Fondsmanager Karriere?
In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

de Maack: Ich bin stolz darauf, mich gerade im letzten Jahr dem Markttrend widersetzt und Entscheidungen nur aufgrund unserer eigenen Analysen getroffen zu haben. Es ist sehr schwer, in so nervösen Märkten weiter auf die eigene Urteilsfähigkeit und das eigene Fachwissen zu bauen und sich den teilweise ja auch durch Panik bedingten Trends an den Märkten zu widersetzen. Resultat ist die relativ zum Markt gute Performance. Und trotzdem ist diese für mich auch gleichzeitig, absolut betrachtet, ein Misserfolg. Wenn Ihr Ziel ist, Kapital zu erhalten und über die Zeit zu mehren, können Sie mit einer negativen Performance, auch, wenn sie besser ist als der Markt, nicht zufrieden sein.

Wir haben sicher noch weitere anspruchsvolle Monate vor uns. Zwar haben wir eine erste Bodenbildung gesehen, die Märkte sind aber weiter relativ nervös.

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

de Maack: An meiner Anlagestrategie hat sich nichts Wesentliches verändert. Die Unternehmen, in die wir im Bereich Infrastruktur investiert sind, sind gesund und solide. Der Sektor hat ein enorm großes Wachstumspotential über die nächsten Jahre, an dem wir durch unsere Investitionen in die Infrastruktur-Titel beteiligt sein werden.
Generell bewegen wir uns schon wieder in einem Käufermarkt, da einige Unternehmen durch die Krise deutlich unter Ihrem Fair Value bewertet waren. Da oberste Prämisse aber immer noch erhöhte Wachsamkeit ist, hält der Fonds noch mehr als 10% Liquidität. So halte ich mir auch weiter Einstiegschancen in unterbewertete Titel offen.

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

de Maack: In dieser Krise, wie generell in Krisen, hat der Markt bei seinen Abschlägen nicht zwischen den Unternehmen unterschieden. Die Kurse sind generell stark gefallen. Bei einer Erholung sind es aber die substanzstarken Titel, die am Aufwärtstrend stark partizipieren. Herausforderung für uns ist nun, diese Titel zu identifizieren.

e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie kurzfristig bis zum Ende des Jahres und mittelfristig für die kommenden 3-5 Jahre?

de Maack: Kurzfristig steht für uns der Erhalt des eingesetzten Kapitals klar vor der Generierung von Performance. Zumal wir erwarten, dass das Jahr 2009 noch sehr volatil bleibt und auch sehen, dass noch sehr viel Nervosität in den Märkten ist. Mittelfristig ist das Ziel, eine überdurchschnittliche positive Performance bei deutlich reduziertem Risiko zu erreichen.

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

de Maack: Im Fondsmanagement orientieren wir uns nicht an anderen Meinungen oder dem, was Andere gerade tun. Zwar kennen wir die Marktmeinung, schließlich leben und handeln wir ja in diesem Markt, für unsere Entscheidungen verlassen wir uns aber nur auf uns selbst.
Privat gibt es sicher einige Personen, deren Wirken ich beeindruckend finde, ein konkretes Vorbild, dem ich zu folgen suche, habe ich aber nicht.

e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanager in Ihrem Job?

de Maack: Wenn ich morgens aufstehe, halte ich mir vor Augen, dass ein Fondsmanager immer ruhiges Blut bewahren sollte. Meine Motivation ziehe ich aus der ständigen Herausforderung, mehr über die Unternehmen, die Manager und letztendlich über die Märkte zu erfahren, um das Kapital des Kunden bestmöglich anzulegen. Aus meinem Wissensvorsprung ein Portfolio zu generieren, dass das durch jahrelange harte Arbeit entstandenes Kapital erhält und sich über die Zeit mehrt. Also muss ich ruhig und bedacht agieren, um meinem Wissensvorsprung umsetzen zu können, ohne von der Stimmung an den Märkten sehr beeinflusst zu werden.

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen bzw. was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanager?

de Maack: Natürlich ist eine gute Performance ein wichtiges Ziel für einen Equity-Fondsmanager. Aber auch der Erhalt des uns anvertrauten Kapitals ist sehr wichtig. Zufriedene Anleger, die mit uns gemeinsam an den Wachstumsmöglichkeiten des Infrastruktursektors partizipieren, sind mein Ziel.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?

de Maack: Ich hätte mir auch vorstellen können, Lehrer zu werden. Die Weitergabe von Wissen ist ein großes Geschenk, das ein Experte jungen Menschen machen kann. Es verlangt viel Geduld und Verständnis für andere Menschen. Die Qualität eines Pädagogen kann dabei, ähnlich der eines Fondsmanagers, erst über die Zeit richtig beurteilt werden.

e-fundresearch: Vielen herzlichen Dank für das Gespräch!


 

Ansprechpartner: Kathrin H. Ricken [email protected]>

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