Bis dahin bleibt die Lage weiterhin rezessiv. Dass über den Sommer neue Tiefs getestet werden halten die ESPA-Experten jedoch für wenig wahrscheinlich. Investoren empfehlen sie in dem jetzigen Umfeld auf Unternehmensanleihen und Emerging Markets-Aktien zu setzen.
Kollaps verhindert – Boom-Phase unwahrscheinlich
Für ESPA-Chef-Volkswirt Gerhard Winzer ist das Schlimmste bereits überstanden. „Die globale Rezession ist zu Ende, eine Depression und der Kollaps des Finanzsystems konnten abgewendet werden“, so Winzer. Eine wirtschaftliche Boom-Phase könne allerdings auch nicht erwartet werden. Er rechnet vielmehr mit einem gedämpften Erholungsprozess, der von steigenden Arbeitslosenzahlen und einer weiterhin restriktiven Kreditvergabe der Banken geprägt sein wird. Die Leitzinsen würden längere Zeit nahe bei Null liegen.
Staaten haben sich enorm verschuldet
Als Grund für die verhaltenen Wachstumsaussichten führt er die im Zuge der Krise stark angestiegenen Staatsausgaben an. „Wenn die Krise vorbei ist, werden die Staaten gezwungen sein zu sparen“, erklärt der Experte. Dementsprechend eingeschränkt wäre auch der Spielraum um wirtschaftliche Impulse zu setzen. Auffallend ist die hohe Staatsverschuldung in der entwickelten Welt. Während sie in den Emerging Markets bei einem durchschnittlichen BIP-Anteil von 30 Prozent liegt, sind es in der entwickelten Welt 100 Prozent.
Trend zu Emerging Markets Staatsanleihen?
Grund zur Panik sieht Winzer angesichts dieser Entwicklung jedoch nicht „Eine Staatsschuld von 120 Prozent ist managebar“, so Winzer. Problematisch könnte es hingegen werden, wenn 80 Prozent erwartet - und es letztlich 150 Prozent werden. Eine Flucht aus Staatsanleihen hält er dennoch für wenig wahrscheinlich. Letztlich würden dies die Zentralbanken nicht zulassen. „Die Volkswirtschaften sind derzeit zu schwach um Renditeanstiege zu verkraften“, stellt er klar. Weitaus realistischer sei hingegen eine Verschiebung hin zu Emerging Markets Staatsanleihen.
Thema Inflation bleibt auf der Agenda
Dass Inflation mittelfristig auf der Agenda stehen wird, steht für die ESPA-Experten fest. „Die Inflationsgefahr ist zwar nicht akut, muss aber einfach wieder ein Thema werden“, so ESPA-Vorstandsvorsitzender Heinz Bednar. Vor einem Zeithorizont von zwei Jahren sei damit jedenfalls nicht zu rechnen. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang laut Winzer die Frage wie schnell die überschüssige Liquidität wieder zurückgenommen wird. „Erfolgt das zu langsam, muss mit Inflation gerechnet werden“, so Winzer. Wird die Liquidität hingegen zu schnell zurückgezogen drohe ein Japan-Szenario.
Schwellenländer Aktien im Fokus
Investoren empfiehlt Paul Severin, Investment-Stratege bei der ESPA, derzeit Investment Grade Unternehmensanleihen. „280 Basispunkte gegenüber Staatsanleihen sind ein schöner Risikopuffer“, erklärt er. Auf der Aktienseite gefallen ihm besonders Schwellenländer und hier vor allem die asiatischen Märkte. Seit Jahresbeginn haben sie bekanntlich einen Anstieg von 35 Prozent verzeichnet. Das relative Gewicht von Schwellenländer-Aktien macht bereits 24 Prozent der globalen Marktkapitalisierung aus.
Keine neuen Tiefs im Sommer
Aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen erwartet Severin an den entwickelten Börsen derzeit keinen nachhaltigen Ausbruch nach oben. Kurzfristig würden die Märkte zu einer Konsolidierung neigen. Die Risikoprämien an den Märkten wären deutlich gesunken. „Die Erholung der Weltwirtschaft wird bereits vorweggenommen“, erklärt Severin. Dass über den Sommer neue Tiefs getestet werden hält er jedoch für unwahrscheinlich. Schließlich hätten die Analysten ihre negative Revisionstätigkeit für 2009 bereits abgeschlossen.
Gewichtung bei ERSTE-SPARINVEST
Auf kurze Sicht bleibt die Aktienquote defensiv. Laut Severin signalisiert der technische Vorlaufindikator eine übergekaufte Situation am Aktienmarkt. „Fallen die Aktienmärkte, dann werden wir den Investitionsgrad weiter reduzieren“, so der Investment-Stratege. Derzeit wäre man in benchmarkorientierten Produkten übergewichtet. In Absolut Return Produkten sei die Aktienquote derzeit lediglich zu rund einem Fünftel ausgeschöpft.
Seit Jahresbeginn konnte die ESPA das veranlagte Fondsvolumen um rund vier Prozent auf 24 Milliarden Euro erhöhen. Bednar glaubt, dass diese Wachstum bis Jahresende anhält. „Wir sehen eine Rückkehr des Vertrauens und gleichzeitig nimmt der Performance-Druck bei jenen Investoren zu, die nicht an den Kapitalmärkten investiert waren“, so der ESPA-Vorstandsvorsitzende.