´Das Hobby zum Beruf machen´

Carsten Riester, Dachfondsmanager bei W&W Asset Management, gibt im Gespräch mit e-fundresearch einen tiefen Einblick in seine Management Strategie, seine Sicht der aktuellen Marktlage und seine Motivation. Funds | 06.01.2010 04:30 Uhr
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e-fundresearch: Herr Carsten Riester, Sie sind Fondsmanager des W&W Dachfonds GlobalPlus BWI (ISIN: DE0005326334). Seit wann sind Sie für das Management dieses Fonds verantwortlich?
 
Riester: Für den W&W Dachfonds GlobalPlus BWI bin ich bereits seit März 2004 verantwortlich. Wir konnten also in den vergangenen Jahren unsere Anlagestrategie mit hoher Kontinuität umsetzen. e-fundresearch: Orientieren Sie sich an einer Benchmark? Wenn ja, an welcher?

Riester: Wir genießen im Management unserer Dachfonds durch unsere Kapitalanlagestrategie ein hohes Maß an Freiheitsgraden in auf Bezug vorgegebene  Länder- und Sektorenallokationen. Nichts desto trotz haben wir uns für diesen Fonds das Ziel gesetzt, den MSCI World-Index zu schlagen, was uns bisher auch jedes Jahr gelungen ist.

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

Riester: Bei unserem Team liegt die Verantwortung für die große Dachfondsfamilie der W&W Asset Management, einer Tochtergesellschaft des Vorsorge-Spezialisten Wüstenrot & Württembergische (W&W), also auch für den W&W Dachfonds Basis BWI, den W&W Dachfonds StrukturFlex BWI und den W&W Dachfonds ImmoRent BWI.

e-fundresearch: Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie derzeit verwalten?

Riester: Über unsere Dachfonds verwalten wir derzeit ein Volumen von rund 585 Millionen Euro.

e-fundresearch: Zur Performance: welche Ergebnisse konnten Sie seit Beginn des Jahres und in den letzten fünf Kalenderjahren, d.h. 2003, 2004, 2005, 2006 und 2007, erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

Riester: Rein auf die Wertentwicklung bezogen haben wir unsere Benchmark – den MSCI World-Index – in den vergangenen Jahren geschlagen. Im Jahr 2007 lag die Outperformance sogar mehr als sieben Prozent über dem Index. Selbst im äußerst schwierigen Jahr 2008 haben wir nach Kosten noch besser abgeschnitten als die Benchmark.

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

Riester: Der W&W Dachfonds GlobalPlus BWI hat in den vergangenen Jahren eine relative Outperformance gegenüber der Benchmark erwirtschaftet. Mit diesem Ergebnis können wir sehr zufrieden sein. Im schwierigen Jahr 2008 war trotz der Outperformance jedoch die absolute Performance nicht zufriedenstellend, schließlich will jeder Investor die Verluste auf seine Anlagen möglichst gering halten – auch in turbulenten Jahren. Der W&W Dachfonds GlobalPlus BWI investiert ausschließlich in Aktienfonds. Er richtet sich daher mit seiner Strategie vor allem an Investoren, die zwar einen breit anlegenden Dachfonds suchen, aber auch ein deutlich größeres Risikobewusstsein mitbringen als für die Anlage in Fonds ohne Aktienrisiken.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in diesem Zusammenhang als sehr gut, mittelmäßig und enttäuschend bezeichnen?

Riester: Insgesamt dürfen wir mit den Ergebnissen des Fonds in den vergangenen Jahren sehr zufrieden sein. Eine gute Strategie zeichnet sich eben auch dadurch aus, dass in Abwärtsphasen – insbesondere an den Aktienmärkten – geringere Verluste eingefahren werden als anderswo und der Fonds von guten Marktphasen dennoch profitiert. Über mehrere Jahre betrachtet weist der W&W Dachfonds GlobalPlus BWI also eine sehr gute Wertentwicklung auf.

e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

Riester: Losgelöst von den Erwartungshaltungen der Kunden ist es unser Ziel, bei diesem Mandat eine Outperformance nach Abzug der Kosten zu erreichen. Daneben gilt es aber auch, transparent und offen mit dem Anleger zu kommunizieren. So soll er sich zu jedem Zeitpunkt mit dem Produkt, mit den Ergebnissen aber auch mit dem Fondsmanagement identifizieren können. Wir informieren unsere Anleger intensiv und pflegen einen guten Kontakt zu unseren Vermittlern, die unsere Kunden beraten.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?

Riester: Ich hatte die Chance, das Dachfondsmanagement bei der W&W AM seit dem Jahr 2003 maßgeblich mit aufzubauen. Ab 2004 habe ich das Management für die Dachfonds übernommen, die es damals bereits gab, den W&W Dachfonds Basis und den W&W Dachfonds GlobalPlus. In den Jahren 2006 und 2007 wurden weitere Mandate aufgelegt. Damit hat die W&W AM ihren Mix unterschiedlicher Asset-Klassen innerhalb der Dachfondsfamilie komplettiert.

e-fundresearch: Was waren bisher Ihre größten Erfolge und Misserfolge in Ihrer Fondsmanager Karriere? In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

Riester: Mit dem W&W Dachfonds Basis BWI haben wir mehrfach einen der ersten drei Plätze beim Euro Fund Award belegt. Im Jahr 2009 sind wir mit dem Deutschen Fondspreis ausgezeichnet worden. Da gab es den zweiten Platz in der Kategorie „Dachfonds Gemischt Global konservativ“ für den W&W Dachfonds ImmoRent im Einjahrszeitraum. Diese Erfolge haben uns eine gute Bestätigung für unsere Arbeit beschert. Ich will aber nicht verschweigen, dass es auch weniger glückliche Phasen gab. Wenn ein Fonds einen Jahresverlust erwirtschaftet, ist das meines Erachtens ein Misserfolg für den Fondsmanager.

Der Markt befindet sich noch immer in einer Art „Findungsphase“. Der ersten Euphorie dürften vereinzelt neue Rückschläge folgen – auch im Jahr 2010. Insgesamt sollten wir in den kommenden Monaten wieder in etwas ruhigeres Fahrwasser eintreten, dies gilt allerdings auch für die damit verbundenen Renditeerwartungen an die Märkte. Die Staatsanleihen und der Geldmarkt werden zunehmend an Attraktivität verlieren. Gleichzeitig ist noch immer reichlich Liquidität an den Märkten vorhanden, die perspektivisch am ehesten in risikobehaftete Anlageklassen fließen dürfte. Es bleibt allerdings Vorsicht geboten. Hierbei ist unter anderem genau darauf zu achten, wann und vor allem wie die Zentralbanken die immense Liquidität wieder aus dem System abziehen wollen.

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

Riester: Wir bleiben unserer Philosophie der kontrollierten Offensive zunächst weiter treu, im Zuge einer weiter voranschreitenden Erholung an den Aktienmärkten sukzessive wieder mehr Exposure in Aktien aufzubauen. Wir sehen hierbei insbesondere, dass aktives Management wieder im Kommen ist. Dies kommt unser Vorstellung von der Selektion guter Manager sehr entgegen. Dagegen setzen wir jedoch aus taktischen Überlegungen weiter auf eine gewisse Quote passiver Fonds – in unserem Fall ETFs. Auf diese Weise sind wir in der Lage, beim W&W Dachfonds GlobalPlus BWI auch schnell Risiko aus dem Portfolio herauszunehmen, wenn dies erforderlich sein sollte. So haben wir beispielsweise in den ersten beiden Monaten des Jahres 2009 „lediglich“ 8,65 Prozent verloren, während der MSCI World Anfang März bei einem Minus von rund 19,4 Prozent stand. Bei unseren anderen Konzepten agieren wir vom Grundsatz her ähnlich, jedoch bestehen hier auch die Möglichkeiten, Aktienfonds ganz oder noch deutlicher als im W&W Dachfonds GlobalPlus im Portfolio auszublenden und je nach Konzept auch mittels Engagements in Offenen Immobilienfonds, Rentenfonds oder alternativen Investmentfonds ausgewogenere Strategien umzusetzen.    

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

Riester: Eine der größten Herausforderungen ist meines Erachtens der richtige Einsatz von Kasse oder anderen Absicherungsinstrumenten. So dürfte noch immer eine ganze Reihe von Managern über nennenswerte Kassebestände oder andere, zur Absicherung genutzte Positionen verfügen. Dem Druck des Marktes und der Investoren standzuhalten und auch jetzt noch kontrolliert zu investieren, ohne dabei das Risiko nach unten außen vor zu lassen, ist derzeit eine besondere Herausforderung. All dies hat natürlich sehr viel mit Vertrauen des Anlegers in die Fähigkeiten seines Managers zu tun. Nach den turbulenten letzten beiden Jahren ist es mir daher sehr wichtig, dass die Anleger hinsichtlich ihrer Investition wieder etwas zur Ruhe kommen und neues Vertrauen in ihre Anlageentscheidung gewinnen. Dies lässt sich am besten durch ansprechende Renditen erreichen.  

e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie kurzfristig bis zum Ende des Jahres und mittelfristig für die kommenden 3-5 Jahre?

Riester: Bis zum Ende des Jahres bleibt das Ziel, dass alle Konzepte das Jahr 2009 mit einem positiven Vorzeichen beenden. Bei der eigentlichen Erfolgsquote eines jeden Fonds, nämlich der Zufriedenheit des Anlegers mit seiner Anlage, wollen wir uns in den kommenden Jahren kontinuierlich steigern. Dies bedeutet insbesondere, die Risiken zu begrenzen und die Chancen ausreichend zu nutzen.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in drei Jahren als sehr gut, neutral und enttäuschend empfinden?

Riester: Für den W&W Dachfonds GlobalPlus BWI wäre es ein sehr gutes Ergebnis, wenn er in jedem der folgenden Jahre eine zweistellige Rendite bei gleichzeitig geringerer Volatilität als der Markt erzielen würde. Dies ist jedoch ein hoher Anspruch. In Anbetracht der sich noch immer bietenden Opportunitäten am Markt und der hohen Freiheitsgrade, die wir als Fondsmanagement gerade in Bezug auf Kassehaltung und Abweichungen von der Benchmark genießen, könnte dies jedoch möglich zu sein.  Alles, was unterhalb dieser Entwicklungen liegt, sehe ich demzufolge als neutral oder enttäuschend an.

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

Riester: Nein, ich bin der Meinung, jeder Fondsmanager sollte seine Zeit damit verbringen, an sich und seinem eigenem Stil konstruktiv zu arbeiten und weniger damit, andere Konzepte zu kopieren. Ich bin der Meinung, man sollte nicht dem nacheifern, was andere, positiv auffallende Manager vorleben, sondern auf seine eigenen Stärken vertrauen. Denn wer bei einem schlechten Ergebnis dann auf das Vorbild verweist, macht es sich oftmals zu einfach. Letztlich ist der Fondsmanager mit seinem Team für die Performance der Fonds verantwortlich. Der Hinweis auf Erfolge oder Misserfolge anderer ist weder in guten noch in schlechten Marktphasen angebracht. Dessen ungeachtet schadet es nicht, zu akzeptieren, dass Mitbewerber in unterschiedlichen Marktphasen auch einmal besser abschneiden können. Das hat etwas mit Respekt für die Leistung anderer zu tun. Was zählt, ist der Wille, jeden Tag aufs Neue das Beste für die Anleger erreichen zu wollen und dafür hart zu arbeiten.   

e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanager in Ihrem Job?

Riester: Die größte Motivation ist das Wissen, dass Menschen bereit sind, uns einen Teil ihres Geldes anzuvertrauen. Dies ist Ansporn genug, um jeden Tag und in jeder Marktphase motiviert und zielgerichtet ans Werk zu gehen. Im Übrigen kann ich von mir ernsthaft behaupten, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Auch dies für sich dauerhaft zu bewahren, sollte eigentlich Motivation genug sein.

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen bzw. was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanager?

Riester: Ziel ist es, die Anleger mit ihrer Anlage glücklich zu machen. Dessen ungeachtet streben wir aber auch danach, als gute Fondsmanager identifiziert zu werden. Wir wollen obere Ranglistenplätze erreichen und damit letztlich die von uns verwalteten Assets im Dachfondsbereich weiter steigern. Die Milliardengrenze ist für uns der nächste Meilenstein – er könnte mittelfristig für uns in greifbarer Nähe liegen.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?

Riester: Keine Ahnung. Ich bin der festen Überzeugung genau an der richtigen Stelle angekommen zu sein.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Interview!


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