e-fundresearch: „Herr de Vries-Hippen, wie ist Ihr Ausblick für die Schweizer Wirtschaft für die restlichen Monate des Jahres?“ (ISIN: DE0008476011)
de Vries-Hippen: „Wenn es stimmt, was die Unternehmen berichten, ist die Erholung der Wirtschaft nun auch in der Industrie angekommen. Viele Unternehmen berichten derzeit über eine starke Auftragsentwicklung und glauben auch ihre Ziele erreichen zu können. Mikroökonomisch ist die Welt auf dem Weg der Gesundung. Die Wirtschaft hat die Krise genutzt, um die Produktivität nochmals stark zu erhöhen. Die Bewertungen haben sich extrem verbessert, viele Unternehmen sind derzeit attraktiv bewertet. Dividendenrenditen erreichen neue Höhen.
Auf der anderen Seite belasten Sorgen um eine weitere Rezession, eine Überhitzung der chinesischen Wirtschaft, einen Zusammenbruch einzelner Euro-Länder sowie eine von Populismus getriebene Finanzmarktregulierung die Märkte.
In diesem Zwiespalt müssen Aktienmärkte ihren Weg finden. Dazu kommen unterschiedliche Erwartungen was die Entwicklung von Zinsen und Inflation betrifft. Letztendlich werden sich aber die fundamentalen Werte der Unternehmen durchsetzen. Investoren sollten die Volatilität dazu ausnutzen um sich zu positionieren. Solide Aktien mit hoher Dividendenrendite sind eine gute Investition in schwierigen Zeiten. Wir erwarten weiterhin hohe Volatilität, speziell im Sommer. Im Herbst sollten sich die Märkte wieder auf die Bewertung der Aktien konzentrieren. Langfristig wird sich eine Beruhigung der Märkte ergeben, die solide Aktien bevorzugt. Für 2011 ist es aus unserer Sicht zu früh eine Prognose zu wagen.“
e-fundresearch: „Wieso hat die Schweiz die Wirtschafts- und Finanzkrise besser überstanden als andere entwickelte Länder?“
de Vries-Hippen: „Hat die Schweiz die Krise wirklich besser überstanden? Tatsächlich hat die Schweiz was die Verschuldung betrifft, nicht die gleichen Probleme wie andere Länder. Andererseits hat durch die Krise das Vertrauen in die Schweiz, das immer das größte Kapital des Landes war, stark gelitten. Damit ist eine wesentliche Geschäftsgrundlage beeinträchtigt worden. Die Schweiz ist jedoch nicht am Ende. Wichtig sind jetzt große Anstrengungen, um die Risse wieder zu kitten. Es ist nun beispielsweise an der Zeit klare Regeln für die Finanzindustrie zu entwickeln und diese auch gegenüber Dritten zu verteidigen. Die Schweiz kann stolz auf ihre Banken sein und sollte diese auch verteidigen.“
e-fundresearch: „Wie hat es die Schweiz in den 90iger Jahren geschafft die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen?“
de Vries-Hippen: „Viele Industrieunternehmen waren dem Zwang ausgesetzt, ihre Produkte wettbewerbsfähig zu machen. Produktion mit einem hohen Anteil an Arbeitskräften war in Westeuropa nicht mehr länger haltbar. Sie wurde durch einen höheren Anteil an Dienstleistungen ersetzt. In der Schweiz waren es vor allem die Finanzdienstleister, die den größten Beitrag zur Lösung dieses Problems geleistet haben. Sie müssen bekanntlich jetzt die größte Last tragen.“
e-fundresearch: „Wie gehen Sie bei der Titelselektion vor bzw. welche fundamentalen Kriterien sind für Sie ausschlaggebend?“
de Vries-Hippen: „Bei der Aktienselektion sind für mich Bewertung, Wettbewerbssituation, Management und Trigger die wichtigsten Faktoren. Bewertung lässt sich am besten über die Fähigkeit Free Cashflows zu generieren erklären. Für uns sind nur Unternehmen interessant, die liquide Mittel erwirtschaften können, die in die weitere Geschäftsentwicklung investiert werden können oder um Schulden und Dividenden zu bezahlen. Das allein reicht allerdings nicht aus. Nur Unternehmen deren Marktposition gefestigt ist und die ein erfahrenes Management haben, kommen für uns in Frage. Allerdings müssen sich über diese Faktoren auch die Marktteilnehmer bewusst werden. Durch so genannte Trigger wird den Investoren erst die Attraktivität einer Aktie bewusst.“
e-fundresearch: „Wie ist der Fonds derzeit positioniert bzw. haben Sie in den letzten Monaten Umschichtungen vorgenommen?“
de Vries-Hippen: „Der überwiegende Teil der groß kapitalisierten Werte ist deutlich defensiver als der europäische Durchschnitt. Solange sich die Marktteilnehmer auf Makro-Themen konzentrieren, sind diese Titel zu bevorzugen. Allerdings gibt es am Markt auch die Gelegenheit sehr günstig bewertete kleinere Firmen ins Portfolio aufzunehmen. Hierfür braucht man allerdings einen längeren zeitlichen Horizont.“
e-fundresearch: „Was sind für Sie in den kommenden ein bis zwei Jahren die interessantesten Unternehmen bzw. Sektoren?“
de Vries-Hippen: „Was die Bewertungen betrifft, sind Medizin-, Banken- und Industrietitel zurzeit sehr günstig. Die Angst vor großen staatlichen Sparanstrengungen führte zu starken Abschlägen bei Medizinwerten. Sie sind für die meisten Titel auch gerechtfertigt. Einige Firmen haben es allerdings geschafft, effizientere Produkte anzubieten, die genau den Anforderungen des Marktes entsprechen. Diese Firmen sind zurzeit attraktiv bewertet und sollten in keinem Portfolio fehlen. Auch bei den Finanzdienstlern muss man die Spreu vom Weizen trennen. Hier straft der Markt alle Unternehmen ab, ohne ihre tatsächliche Qualität zu berücksichtigen. Zum Beispiel haben einige wenige gesunde Banken die Krise dazu genutzt, um ihr Geschäft weiter profitabel wachsen zu lassen.“
e-fundresearch: „Wie schätzen Sie Bewertungen am Schweizer Aktienmarkt ein?“
de Vries-Hippen: „Absolute Bewertungskriterien sollte man nur anwenden, wenn die wirtschaftliche Gesamtsituation historisch vergleichbar ist. Tatsache ist, dass der Schweizer Aktienmarkt derzeit mit hohen Cashflow-Renditen, attraktiven Dividendenrenditen und solide Bilanzen überzeugt. Ich halte den Markt für historisch attraktiv.“
e-fundresearch: „Können Anleger 2010 mit einer ähnlich starken Performance rechnen wie im Vorjahr?“
de Vries-Hippen: „Nein. Die Performance des Vorjahres ist auf die übertriebene Kursentwicklung im Jahr 2008 zurückzuführen. Für die nächsten Monate erwarte ich eine Performance die der tatsächlichen fundamentalen Entwicklung der Unternehmen entspricht.“
e-fundresearch: „Herr de Vries-Hippen, wir bedanken uns für das Gespräch!“