´Schweiss und Fleiss ist unser Motto´

Birgitte Olsen, Fondsmanagerin des BB Entrepreneur Europe Fonds aus dem Hause Bellevue Asset Management AG, sprach exklusiv mit e-fundresearch über die Vorteile des Managements in einer kleinen, spezialisierten Investment-Boutique, ihre Strategie, Motivation und Erfolge. Funds | 14.07.2010 04:30 Uhr
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e-fundresearch: Frau Birgitte Olsen, Sie sind Fondsmanagerin des BB Entrepreneur Europe Fonds (ISIN: LU0415391860). Seit wann sind Sie für das Management dieses Fonds verantwortlich? Olsen: Die Verantwortung für das Management des Fonds trage ich seit seiner Lancierung am 1.4.2009.

e-fundresearch: Orientieren Sie sich an einer Benchmark? Wenn ja, an welcher?

Olsen: Der BB Entrepreneur Europe ist ein reiner Bottom-up-Stock-Picking-Fonds. Als solcher orientiert er sich nicht an einer Benchmark. Es ist aber unsere Ambition, mit dem Thema eigentümergeführte Unternehmen den breiten Markt zu schlagen, und somit wollen wir mit dem BB Entrepreneur Europe die Performance des Europe STOXX 600 (net return) Index über einen mittel- bis langfristigen Zyklus übertreffen.

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

Olsen: Ja, etwa den BB Entrepreneur Switzerland Fund, der schon im April 2006 aufgelegt wurde, sowie institutionelle Mandate.

e-fundresearch: Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie derzeit verwalten?

Olsen: Das sind rund EUR 150 Mio.

e-fundresearch: Zur Performance: Welche Ergebnisse konnten Sie seit Beginn des Jahres und in den letzten fünf Kalenderjahren, d.h. 2005, 2006, 2007, 2008 und 2009, erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

Olsen: Wie erwähnt, wurde der Fonds Ende April 2009 aufgelegt. Seit der Auflegung vermochte er per Ende Mai 2010 rund 34.4% gegenüber 27.0% des Europe STOXX 600 zu erwirtschaften. Im Jahresverlauf 2010 stehen wir per Ende Mai bei 5.3% im Vergleich zu –1.8% der Benchmark.

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

Olsen: 2008 war ein schwieriges Börsenjahr, vor allem Small Caps wurden mangels Liquidität sehr stark abgestraft und der BB Entrepreneur Switzerland musste besonders darunter leiden. Nichtsdestotrotz konnten wir durch die gute Performance von 2009 dies wieder wettmachen und wurden sogar mit dem Lipper Award 2010 für den besten Schweizer Aktienfonds über 3 Jahre ausgezeichnet. Dies werten wir nicht nur als Auszeichnung für unsere Managementleistung, sondern auch als Bestätigung für unser Anlagekonzept mit Ausrichtung auf familien- und eigentümergeführte Unternehmen. Insofern sind wir zufrieden mit der Performance für unsere Anleger. Mit den obgenannten Performancewerten für den BB Entrepreneur Europe sind wir auch im Wettbewerbsvergleich sehr kompetitiv unterwegs, sowohl absolut wie auch risikoadjustiert.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in diesem Zusammenhang als sehr gut, mittelmässig und enttäuschend bezeichnen?

Olsen: Mit etwas mehr als einem Jahr Track Record auf dem Europa-Fonds wäre es verfrüht, schon eine umfassende Beurteilung zu unseren Erfolgen abzugeben. Gerade im aktuellen Umfeld sehr nervöser und volatiler Aktienmärkte haben wir etwa unsere Stop-Loss-Mechanismen verfeinert, um keine pro-zyklischen Transaktionen auszulösen. Indes fühlen wir uns mit dem Entrepreneur-Produkt auf europäischen Aktien in unserem Konzept bestärkt und sehen uns auch in diesem schwierigen Marktumfeld absolut auf Kurs.

e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

Olsen: Schweiss und Fleiss ist bei uns das Motto, und das meinen wir wörtlich. Unsere fundamentale Arbeit in der Analyse und Selektion von Unternehmern und Unternehmen ist die Basis für unsere Alpha-Generierung. Zusammen mit meinen Kollegen Miroslav Zuzak und Achim Wagner durchforsten wir Europa auf der ständigen Suche nach unterbewerteten Unternehmen, dabei verbringen wir viel Zeit in übrigens äusserst spannenden und bereichernden persönlichen Diskussionen mit den Eigentümern und Managern. Wir sind selbst eine eigentümergeführte Unternehmung und pflegen enge Kontakte zu Unternehmern in ganz Europa. Dies verleiht uns zusätzlich einen starken Bezug zum Thema familien- und eigentümergeführte Unternehmen.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanagerin?

Olsen: Insgesamt seit 13 Jahren. Ich war 9 Jahre als stellvertretende Leiterin Aktien bei Generali Investments in Köln. Seit 2008 bin ich bei Bellevue Asset Management verantwortlich für die BB Entrepreneur-Strategien.

e-fundresearch: Was waren bisher Ihre grössten Erfolge und Misserfolge in Ihrer Fondsmanager-Karriere? In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

Olsen: Beides gibt es natürlich im Stock-Picking-Leben eines Fondsmanagers. Entscheidend ist es, mehr Erfolge als Misserfolge zu haben.
Die Realwirtschaft befindet sich in einer zyklischen Erholungsphase, bedroht jedoch durch gewichtige strukturelle Herausforderungen wie überzogene Staatsverschuldung, Fragilität des Finanzsystems und hohe Arbeitslosigkeit, um ein paar wesentliche Elemente zu nennen. Ein sanfter Übergang von der stimulus- und liquiditätsinduzierten Rettung der Wirtschaft zu einem von der Privatnachfrage getragenen Wachstum ist kein Spaziergang. Umso wichtiger erscheint uns aus Sicht der Anleger in diesem Umfeld eine sehr sorgfältige und auf langfristige Effekte ausgerichtete Unternehmens- und Industrieanalyse.

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

Olsen: „Don’t put all your eggs in the same basket.“ Zwar eine Binsenweisheit, aber gerade im aktuellen herausfordernden Umfeld umso wichtiger. Wir richten unseren Fokus auf ausgewählte Unternehmer, welche ihre Organisation und Kosten den neuen Verhältnissen angepasst haben, in strukturell wachsenden Märkten auch unter erschwerten makroökonomischen Bedingungen ihre Umsätze weiter steigern können und deren Bewertung eine attraktive Investition ausmacht. Hohe Volatilität gepaart mit zeitweise starken Bewertungsanomalien an den Märkten verschafft uns durchaus Chancen.

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

Olsen: Die Kapitalmärkte sind volatil und Trends von kurzer Dauer. Für uns als Stock-Picker das perfekte Umfeld!

e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie kurzfristig bis zum Ende des Jahres und mittelfristig für die kommenden 3 bis 5 Jahre?

Olsen: Im Grunde der Dinge können wir durch unser Know-how und unsere Stock-Picking-Erfahrung ja nur Performancepotenziale aufbauen und Risiken bewirtschaften. Die Performance wiederum ist auch das Ergebnis aktiv gemanagter Risiken und widerspiegelt nicht zu jedem Zeitpunkt die fundamentale Verfassung der dem Portfolio zugrunde liegenden Unternehmen. Insofern wäre eine Prognose der Performance über die kommenden Monate unangebracht. Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass wir über einen Zyklus von 3 bis 5 Jahren mit unserer Anlagephilosophie eine konsistente und robuste Leistung gegenüber dem breiten Aktienmarkt als auch ein kompetitives Ergebnis gegenüber unseren Mitbewerbern erzielen werden.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in drei Jahren als sehr gut, neutral und enttäuschend empfinden?

Olsen: Enttäuschen würde uns eine starke Underperformance gegenüber dem Europe STOXX 600 Index, wenngleich etwa aus strukturellen Gründen – das Unternehmer-Universum umfasst gerade mal 8% Finanzwerte im Vergleich zu rund 23% in der Benchmark – durchaus temporäre Phasen der Underperformance vorkommen können. Neutral erachten wir eine Performance in line mit der Benchmark (selbstverständlich nach Abzug unserer Management-Gebühren), und sollten wir unsere bisherigen Leistungen im gleichen Tempo fortsetzen können, so wären wir durchaus zufrieden.

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

Olsen: Visionäre Unternehmer sind immer eine Quelle der Inspiration. Um diesen zu begegnen, müssen Sie nicht mal nach Omaha reisen …

e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanagerin in Ihrem Job?

Olsen: In einer kleinen, spezialisierten Investment-Boutique wie Bellevue Asset Management ist Unternehmertum auf allen Niveaus gross geschrieben. So sind alle Mitarbeitenden vom Fondsmanager bis zur Assistentin an der eigenen Firma beteiligt und bilden zusammen mehr als 50% des Aktionariats der Bellevue Group. Das schafft ein sehr sportliches und motivierendes Arbeitsklima mit schnellen, unkomplizierten Entscheidungsprozessen und führt zu einer starken Identifikation mit dem Unternehmen und den Kundenbedürfnissen. In meiner Funktion fasziniert mich insbesondere auch die Kombination aus scharfer Analytik bei der Unternehmens- und Sektoranalyse gemeinsam mit den eher weichen Faktoren, die im persönlichen Gespräch mit den Unternehmern und Eigentümern besonders zum Tragen kommen. Weibliche Intuition kann da hin und wieder mal helfen …

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen beziehungsweise was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanagerin?

Olsen: Das Thema eigentümergeführte Unternehmen fristet in vielen Anlagestrategien noch ein Schattendasein. Obgleich familien- und eigentümergeführte Unternehmen nicht nur von attraktiven Risiko-Rendite-Profilen profitieren, bildet das Thema auch ein Nachhaltigkeitsthema ab, nämlich Nachhaltigkeit und Weitsichtigkeit unternehmerischen Wirkens. Gerade in der heutigen Zeit, wo vielenorts über überrissene Boni-Entschädigungen diskutiert wird, bieten eigentümergeführte Portfolios den Anlegern eine sehr attraktive Anlage-Alternative, bei welchen langfristige und ethische Werte oftmals über kurzfristigem Profit-Denken stehen. Diesen Aspekt möchte ich unbedingt breiter in der Investment-Community verankern. Selbstverständlich ist es unser Ziel, mit unserer Anlagestrategie konsistent unter den europaweit führenden Anbietern für Aktienanlagen in Europa zu rangieren.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanagerin wären?

Olsen: Fondsmanagerin.

e-fundresearch: Herzlichen Dank für das Interview!

 


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