Mit einem Trendfolgesystem Profit generieren

Dr. Andreas Bichl, Mitarbeiter des Bereiches Quantiative Research bei der BAWAG P.S.K. INVEST GmbH & Fondsmanager des Rohstoff Trend sprach mit e-fundresearch über das Management, das angewandte Trendfolgesystem und wie er die aktuelle Marktlage einschätzt. Funds | 25.08.2010 04:30 Uhr
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e-fundresearch: Herr Andreas Bichl, Sie sind Fondsmanager des „Rohstoff Trend“ (ISIN: AT0000A0GXF8) der BAWAG P.S.K. INVEST GmbH. Seit wann sind Sie für das Management dieses Fonds verantwortlich? Bichl: Seit Fondsauflage im Juni 2010.

 

e-fundresearch: Orientieren Sie sich an einer Benchmark? Wenn ja, an welcher?

Bichl: Der Rohstoff Trend besitzt keine offizielle Benchmark. Am ehesten eignet sich wohl ein Vergleich mit einem gleichgewichteten Portfolio bestehend aus den bekanntesten breit gestreuten Rohstoff-Indizes.

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

Bichl: Neben dem Rohstoff Trend, der die Assetklasse Rohstoffe abdeckt, manage ich noch den BAWAG P.S.K. Zins Trend. Dieser Fonds ist der erste österreichische quantitativ gemanagte Anleihenfonds, der die Möglichkeit hat, effektiv negative Duration aufzubauen. Das gibt ihm die Chance, auch in fallenden Anleihenmärkten positive Performance zu erzielen. Darüber hinaus bin ich noch für einige Garantiefonds der BAWAG P.S.K. INVEST verantwortlich.

e-fundresearch: Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie derzeit verwalten?

Bichl: Das Team Quantitative Research in der BAWAG P.S.K. INVEST GmbH verwaltet derzeit rund 130 Millionen Euro. Systementwicklungen und Entscheidungen werden grundsätzlich in der Gruppe gefällt.

e-fundresearch: Zur Performance: welche Ergebnisse konnten Sie seit Auflegung des Fonds erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

Bichl: Seit Auflage im Juni 2010 erzielte der Rohstoff Trend eine positive Performance von 0,92 % (Kurs vom 20. August 2010). Ein Korb von vergleichbaren Rohstoff-Indizes erzielte im selben Zeitraum ebenfalls eine Performance von ca. 1 %. Der Zeitraum der Performance-Messsung ist allerdings viel zu kurz, um qualifizierte Aussagen treffen zu können.

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

Bichl: Wie gesagt, der Rohstoff Trend hat eine zu kurze Historie, um die Managementleistung beurteilen zu können. Der BAWAG P.S.K. Zins Trend hingegen wird im September ein Jahr alt und hat sich mit einer Performance von -0,63 % (Kurs vom 20. August 2010) sehr wacker durch die Verwerfungen der europäischen Anleihenmärkte des letzten Jahres bewegt. Sehr zufrieden sind wir mit unserer Garantiefonds-Palette, deren erster Fonds Anfang 2006 emittiert wurde. Sämtliche Garantiefonds weisen seit Auflage eine positive Performance auf und kein einziges Produkt ist im gefürchteten Cash-Lock-In (ein Szenario, in dem ein Garantiefonds keine gewinnbringenden Risikomärkte mehr besitzen kann) gefangen, und das trotz Finanzkrise der vergangenen Jahre.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in diesem Zusammenhang als sehr gut, mittelmäßig und enttäuschend bezeichnen?

Bichl: Aufgrund des quantitativen Managementstils ist es uns möglich, das Verhalten des Fonds hinsichtlich verschiedener Marktumfelder zu testen und zu analysieren. Diese Backtests zeigen die Stärken und Schwächen des Konzepts deutlich und sie ermöglichen uns, bestmöglichst für die Zukunft gewappnet zu sein. Natürlich gibt es in diesem Zusammenhang immer Verbesserungspotenzial, aber ein Handelssystem wird erst „live“ geschaltet, wenn es einen klar definierten Entwicklungsprozess unserer Gruppe durchlaufen hat. Die guten Ergebnisse der letzten Jahre geben uns dabei recht.

e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

Bichl: Das seit Jahren erfolgreich eingesetzte Handelsmodell identifiziert die wichtigsten Trends an verschiedenen globalen Finanzmärkten. Das quantitative System investiert in die jeweils trendstärksten Märkte und kann gezielt in Anleihen, Aktien, Rohstoffe, Immobilienaktien und Währungen investieren. Dabei profitiert das System von Trends in steigenden als auch fallenden Märkten. Mit dieser flexiblen Anlagestrategie profitieren unsere Kunden von reduziertem Risiko mittels weltweiter Marktdiversifikation bei gleichzeitig erhöhtem Ertragspotenzial. Beim Rohstoff Trend erfolgt die Veranlagung ausschließlich im Rohstoffsektor. Hinzu kommt bei diesem Fonds die Möglichkeit, bis zu 49 % in Anleihen zu investieren, falls die Rohstoffmärkte langfristig nach unten tendieren. Das läuft bei uns unter dem Thema „Rohstoff-Investment mit Anleihen-Fallschirm“.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?

Bichl: Ich bin seit Oktober 2004 im Fondsmanagement tätig und manage seit Anfang 2006 selbst verschiedene quantitative Portfolios.

e-fundresearch: Was waren bisher Ihre größten Erfolge und Misserfolge in Ihrer Fondsmanager Karriere?

Bichl: Den Bereich Quantitative Research gibt es seit 1999 in der BAWAG P.S.K. INVEST. Anfangs fungierten wir hauptsächlich als Signalgeber für Produkte, die im Anleihen- bzw. Aktienbereich gemanagt wurden. 2006 wurde uns  direkte Fondsverantwortung übertragen. Kurz darauf wurden die ersten zu 100 % quantitativ gemanagten Fonds aufgelegt. Das Erlangen dieses Vertrauens würde ich als den größten Erfolg in meiner bisherigen Karriere werten. Auf der anderen Seite gibt es im Leben eines Entwicklers quantitativer Handelssysteme auch mehr als genug Misserfolge. Diese finden allerdings nicht zuletzt aufgrund unserer strengen Einsatzregeln auf der Ebene der Systementwicklung und nicht auf der Ebene des Systemeinsatzes statt. Erfolgreiche Systementwicklung ist mit wissenschaftlicher Forschungsarbeit vergleichbar. Irrwege sind unumgänglich, ja sogar notwendig, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Aber am Ende des Tages zählt nur das Ergebnis – ein Ergebnis, das sich in unseren Fonds widerspiegelt und durchaus sehen lässt.

e-fundresearch: In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

Bichl: Nach einem für Trendfolgesysteme sehr erfolgreichen Jahr 2008 ist das Umfeld ab dem Jahr 2009 unwirtlicher geworden. Derzeit bewegen sich die Märkte seitwärts, d.h. es sind zu wenig ausgeprägte Trends an den Märkten vorhanden. Aus Erfahrung und historischer Beobachtung ist bekannt, dass solche Phasen auftreten. Aber sobald ein Markt wieder eine klare Richtung vorgibt – ausgelöst durch z. B. Wirtschaftswachstum, Zinsentscheidungen von Zentralbanken, höhere Unternehmensgewinne als erwartet – können diese Systeme wieder systematisch Profite generieren.

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

Bichl: Trendfolgesysteme bieten aufgrund ihrer immanenten Systemeigenschaften einen natürlichen Risikoschutz. Zusätzlich haben wir noch ein Risiko-Overlay im Einsatz, welches bei zu hoher Volatilität die Risikogrenzen des Trendfolgesystems weiter einschränkt. Beide Systeme in Kombination bieten einen sehr guten Schutz in schwierigen Marktphasen. Darüber hinaus erfolgt vor allem auch im Bereich der Risikokontrolle eine permanente Weiterentwicklung unserer Systeme, um für jegliche Marktphasen bestmöglichst gerüstet zu sein.

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

Bichl: Eine große Schwierigkeit besteht in der Unterscheidung, ob sich die Dynamik der Finanzmärkte z. B. durch neue Regularien nachhaltig verändert hat, sodass die im Einsatz befindliche Strategie systematisch falsch agiert, oder ob das nur eine vorübergehende Marktphase ist, nach der in der Regel ein sehr starker Rebound erfolgt, wobei meist vergangene Verluste wettgemacht werden und wieder neue Höchststände erreicht werden. Die Gefahr ist, dass Systeme am Tiefpunkt modifiziert oder abgeschaltet werden und dann Verluste realisiert werden müssen. Eine Lösung ist ständiges Monitoring der eingesetzten Strategien und Diversifikation mittels eines Portfolios von unterschiedlichen nicht stark korrelierten Handelsstrategien.

e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie kurzfristig bis zum Ende des Jahres und mittelfristig für die kommenden 3-5 Jahre?

Bichl: Vorrangiges Ziel ist die Weiterentwicklung der Handelsstrategien, des Risikomanagements und des Execution Managements. Diese drei Grundpfeiler erfolgreichen Managements müssen nahtlos ineinander greifen, um dem Investor ein bestmögliches Rendite-/Risikoprofil in Form eines quantitativen Fonds bieten zu können.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in drei Jahren als sehr gut, neutral und enttäuschend empfinden?

Bichl: Ich erwarte mir, dass die entwickelten Handelsstrategien in der Lage sind, weiterhin stabile Erträge bei geringem Risiko zu erwirtschaften. Durch unseren Fokus auf Neu- und Weiterentwicklung sollten wir auch in Zukunft gut gerüstet sein, die Dynamiken der Märkte zu erkennen und im kompetitiven Umfeld zu bestehen.

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

Bichl: Richard P. Feynman. Der US-amerikanische Physiker hat es auf wunderbare Art und Weise verstanden, wissenschaftliche Höchstleistung und didaktische Brillanz zu vereinen. Das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit, und er war mit Sicherheit ein wahrer Meister auf beiden Gebieten.

e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanager in Ihrem Job?

Bichl: Die Herausforderung jederzeit mit neuen Marktgegebenheiten erfolgreich umgehen zu müssen und die daraus gelernten Erfahrungen systematisch in Regeln zu fassen. Dieser systematische Ansatz ermöglicht eine ständige Weiterentwicklung des Investmentprozesses und das Vermeiden von emotional geprägten Fehlentscheidungen.

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen bzw. was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanager?

Bichl: Vorrangiges Ziel ist, dass unsere quantitativ gemanagten Fonds weiterhin erfolgreich und stabil an den Märkten agieren und dass diese Konzepte von den Kunden auch in Zukunft gut angenommen werden. Langfristig verfolgen wir das Ziel, weitere Erkenntnisse über Finanzmärkte in unseren Produkten gewinnbringend einzusetzen und gegebenenfalls in wissenschaftliche Arbeiten zu gießen.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?

Bichl: Sie haben es vielleicht schon an der Wahl meines Vorbildes bemerkt. Ich würde wohl wieder meinen früheren Beruf als Teilchenphysiker ausüben und dort neuen Erkenntnissen hinterherjagen.

e-fundresearch: Herzlichen Dank für das Interview!


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