Perspektiven am europäischen Aktienmarkt

Die Kapitalmärkte sind weiterhin von Unsicherheit geprägt. So lange es keine eindeutigen Wachstumssignale aus den USA gibt, wird in Anlegerkreisen weiterhin die Gefahr eines so genannten „Double Dip“ diskutiert. Die Anleihemärkte spiegeln das bereits wider: Funds | 13.10.2010 04:45 Uhr
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Die Kurse steigen und die Renditen von deutschen Bundes- wie auch US-Anleihen fallen auf ständig neue Rekordtiefs. Am Aktienmarkt ist vorerst weiter mit einer volatilen Seitwärtsbewegung zu rechnen. Ein Gespräch mit Thorsten Winkelmann, Lead Portfolio Manager des Allianz RCM Europe Equity Growth, über Wachstumsperspektiven am europäischen Aktienmarkt.

Macht Ihnen die hohe Volatilität an den Aktienmärkten Sorgen?

Winkelmann: Unser Investmentansatz zielt ausschließlich auf die Einzeltitelselektion ab. Deshalb begreife ich die anhaltende Volatilität eher als Chance, um günstig europäische Aktien von Unternehmen mit einer strukturellen Wachstumsstory zu erwerben.

In welchen Sektoren finden Sie dieses Wachstum?

Winkelmann: Die Sektorauswahl ist keine relevante Steuerungsgröße für den Fonds. Ich schaue mir das strukturelle Wachstumspotenzial der einzelnen Unternehmen über einen Zyklus hinweg an, das heißt, es geht um profitables Wachstum jenseits zyklischer Bewegungen.

Woran machen Sie das fest?

Winkelmann: Das Wachstum soll sich natürlich in den Kenngrößen Gewinn- und Margenwachstum sowie in der Cashflow-Entwicklung widerspiegeln. Wichtiger ist aber die Frage, was die Wachstumsstory ausmacht. Wir unterscheiden dabei drei Faktoren: im Wettbewerbsvergleich überlegene Geschäftsmodelle, Technologieführerschaft und langfristige Wachstumstrends. Ein gutes Beispiel ist Novo Nordisk, Weltmarktführer für Insulinprodukte. Wir wissen, dass die Anzahl der Diabetes-II-Patienten seit Jahren stetig steigt und weiter steigen wird, weil auch viele Menschen in den Schwellenländern westliche Lebensgewohnheiten übernehmen. Die Notwendigkeit der Insulinbehandlung der Patienten richtet sich nicht nach ökonomischen Zyklen.

Ist das Wachstum nicht meist schon eingepreist?

Winkelmann: Natürlich gibt es eine Reihe Unternehmen, deren Wachstumspotenzial von den Marktteilnehmern in der Breite erkannt wurde und die ein entsprechend hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis haben. Wir richten unser Augenmerk auf Unternehmen, deren strukturelles Wachstum vom Markt noch nicht adäquat reflektiert wurde, dies aber kurzfristig zu erwarten ist.

Wie das?

Winkelmann: Ein anderes Beispiel veranschaulicht das: H&M ist in Europa mit bezahlbarer Mode sehr erfolgreich und expandiert jetzt auch in den USA und in Asien. Wir sind davon überzeugt, dass das Geschäftsmodell global funktioniert aufgrund des wachsenden Konsums in Asien und dem tendenziell sinkenden Anteil des Haushaltseinkommens, den US-Bürger für Bekleidung ausgeben. Sobald die Quartalszahlen reflektieren, dass die globale Expansion für weiteres Gewinnwachstum sorgt, werden viele Marktteilnehmer ihre Bewertung ändern und der Kurs der Aktie in der Folge steigen. Wir sprechen da von Auslösern oder Triggerpunkten.

Heißt das, Sie investieren kurzfristig?

Winkelmann: Wir bleiben investiert, solange ein Wachstumstrend intakt ist und die Bewertung stimmt. Viele Titel halten wir schon seit drei oder vier Jahren. Natürlich passen wir im Zeitverlauf auch aus Risikoaspekten die Gewichtung an.

Welche Rolle spielt die Marktkapitalisierung in Ihrem Investmentprozess?

Winkelmann: Wir investieren sowohl in Blue Chips als auch in Mid Caps. Aktuell sind rund drei Viertel des Portfolios in Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 3 Mrd. Euro investiert. Bei der Auswahl orientieren wir uns an den Einschätzungen unserer Sektoranalysten. Bei den Nebenwerten tauschen wir uns intensiv mit dem Team für europäische Small und Mid Caps aus. Darüber hinaus können wir zur Validierung eines Investment Case auf RCM’s Grassroots-Research zugreifen. Darüber erhalten wir Einblick, wie beispielsweise Einkäufer, Kunden oder andere wichtige Entscheider über aktuelle Geschäftsinitiativen eines bestimmten Unternehmens denken.

Wie sieht Ihr Ausblick für europäische Aktien aus?

Winkelmann: Insgesamt ist bei europäischen Aktien mit weiterem Gewinnwachstum zu rechnen und die Bewertung ist noch moderat. Wer auf den gesamten Markt setzt, muss aber vor allem Timing-Aspekte berücksichtigen. Unser, auf strukturelles Wachstum ausgerichteter Ansatz ist da stetiger und vergleichsweise konjunkturresistent. Das gezielte Stock-Picking hat sich in fast allen Zeiträumen ausgezahlt. Bereits jetzt notieren die Fondsanteile wieder auf Vor-Krisen-Niveau.

Was würde eine Krise der Eurozone oder einzelner Peripherie-Länder für Ihren Fonds bedeuten?

Winkelmann: Das Portfolio ist sicherlich nicht völlig separat von der Makroentwicklung zu betrachten. Bei den Unternehmen spielt aber der Heimatmarkt aufgrund der meist global ausgerichteten Geschäftsmodelle in der strukturellen Wachstumsstory eine untergeordnete Rolle.

Herzlichen Dank für das Interview!

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