Die Vorsichtigen wurden bestraft

Der API Index, der die Entwicklung österreichischer Bundesanleihen misst, erzielte seit Mai 2004 ein beachtliches Plus von 9,1 Prozent. Sogar Weltaktien (gemessen am MSCI World Index) konnten da nicht mithalten. Mit dieser Entwicklung hatten aber nur die wenigsten Fondsmanager gerechnet. Funds | 07.06.2005 10:36 Uhr
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Entgegen den vorsichtigen Prognosen der meisten Anleihen-Experten vor einem JAhr (siehe auch "Bescheidenheit bei Euro-Anleihen" vom 3.5.2004) legten vermeintlich „langweilige“ Bundesanleihen in den letzten zwölf Monaten stark zu. Viele Fondsmanager sahen diese Entwicklungen jedoch nicht voraus und wurden auf dem falschen Fuß erwischt: So schlugen nur 15 Prozent der mehr als 200 in Österreich zugelassenen Euro-Anleihenfonds in diesem Zeitraum den Vergleichsindex.

Gehen die goldenen Zeiten im Jahr 2005 weiter?

e-fundresearch fragte die, gemessen an der risikoadjustierten Rendite der letzten fünf Jahre (siehe Tabelle), erfolgreichsten Fondsmanager nach ihrer Meinung. Eines fällt dabei jedoch deutlich auf: So konträr waren die Prognosen der Top-Manager selten.

Die drei anhand der Sharpe Ratio besten Euro-Anleihenfonds stammen dabei von ein und derselben Person. Fondsmanager Michel Manigand, der neben dem Tirolrent auch den Tirolpension bzw. den Sparda Rent verwaltete, reduziert aktuell die Duration in seinen Portfolios. „Bei einer überraschenden Euro-Schwäche unter 1,20 zum US-Dollar müssten die Inflationserwartungen angehoben werden, was aufgrund des EZB-Inflationszieles von zwei Prozent zu einer leichten Anhebung der Geldmarktzinsen auf 2,5 Prozent führen könnte“, so der Experte. Auch am längeren Zinsende sieht er wenig Positives: „Die Gefahr eines deutlichen Einbruchs am Bondmarkt ist durch den jüngsten massiven Renditerückgang erheblich gestiegen. Die Realrendite für 10-jährige Anleihen in Österreich betrug in den letzten 20 Jahren knapp über drei Prozent und ist aktuell bei 1,2 Prozent auf einem Allzeit-Tief angelangt. Zusätzlich müsste die sukzessive Bonitätsverschlechterung einiger wichtiger Eurostaaten zu einem Realrenditeanstieg führen“, beschreibt Manigand. „Wir sehen daher eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass europäische Rentenfonds in den nächsten zwei Jahren mit einem negativen Performancejahr rechnen könnten“, so der Tiroler weiter. Auf Sicht der nächsten fünf Jahre rechnet er übrigens nur mit einer jährlichen Durchschnittsperformance für europäische Rentenfonds in einer Bandbreite zwischen einem bis 2,5 Prozent.

Die konservativste Strategie aller untersuchten Manager verfolgt Peter Olsacher, Fondsadvisor des Hypo-Rent. Obwohl der Fonds in den letzten drei Jahren mit einem Ertrag von 5,1 Prozent p.a. deutlich hinter dem API Index zurückliegt, verhalf ihm sein vorsichtiger Ansatz dennoch zu einer Top-Platzierung anhand der Sharpe Ratio. Auch Olsacher rechnet nicht mit einer baldigen konjunkturellen Verbesserung: „Angesichts dieser Rahmenbedingungen erscheint eine Leitzinssatzerhöhung durch die EZB zumindest im heurigen Jahr eher unwahrscheinlich“. Zu den Performanceaussichten äußert er sich aber etwas positiver: „Tatsache ist, dass sich der Renditeabwärtstrend in der Intensität trotz des nach wie vor positiven Rentenumfeldes nicht ewig fortschreiben lassen wird, wodurch auf 12-Monats-Sicht unter der Annahme von begrenzten Kursgewinnen je nach Laufzeit zwei bis fünf Prozent pro Jahr zu erwarten sind.“

Ähnlich sieht die Lage Friedrich Hofer, der den AustroRent verwaltet: „Der von vielen - auch von uns - erwartete Zinsanstieg, ist nicht eingetreten, sondern es sind im Gegenteil die Kapitalmarkt-Zinsen auf historische Tiefstände gefallen. Daher haben aggressiv positionierte Anleihefonds in den letzten Monaten die höchsten Erträge gebracht“, beschreibt er die momentane Situation. Der AustroRent sei aber ein Fonds für sicherheitsorientierte Anleger: „In diesem Sinne bleibt der Fonds bei seinem Schwerpunkt in kürzer- bis mittelfristig laufenden Anleihen zu investieren“. Sein Ausblick ist nur wenig positiv: „Beim Leitzinsniveau erwarte ich keinen Erhöhung. Am Kapitalmarkt für 10-jährige Laufzeiten gehe ich für die nächsten zwölf Monate jedoch von einem Anstieg in eine Bandbreite von 3,75 bis vier Prozent aus“. Die zuletzt erzielten guten Erträge sollten Anleger auf keinen Fall fortschreiben: „Ich bin seit über 16 Jahren für den Fonds zuständig und kann nur allen Anlegern raten, nicht ausschließlich auf die höchsten Erträgen sondern besonders auf Sicherheit Wert zu legen“. Aufgrund der historisch niedrigen Zinsen rechnet er für seinen Fonds über die nächsten fünf Jahre mit einem durchschnittlichen Ertrag von 3,5 bis vier Prozent“.

Ganz anderer Meinung ist dagegen Günther Schupp, Fondsmanager bei der Erste-Sparinvest und u.a. für den Spängler SparTrust M verantwortlich: „Konjunkturell sehe ich in Europa keine Erholung, weshalb ich im Herbst mit einer Zinssenkung der EZB um weitere 50 Basispunkte rechne“, so der Experte, dessen Fonds in den  letzten zwölf Monaten über zehn Prozent an Performance erzielte. Seine Strategie bleibt unverändert bullish: „Die Duration im Fonds liegt weiterhin zwischen 6,5 und sieben“. Konträr zu den Prognosen seiner Mitbewerber demzufolge auch die Renditeschätzungen: „Mittel- bis langfristig sollten Erträge zwischen 6,5 und 7,5 Prozent pro Jahr möglich sein, wenn nicht sogar besser“. Seine Kaufempfehlung für langlaufende Staatsanleihen bleibt deswegen aufrecht.

Performancedaten per 26.5.2005 in Euro
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