Schwache Bilanz bei Hedge-Dachfonds

Die Performance der seit 2004 in Österreich zugelassenen Hedge-Dachfonds lässt bis dato zu wünschen übrig. Die Risikoziele wurden dagegen im Schnitt übererfüllt. Ein schwacher Trost für die Anleger... Funds | 15.06.2005 09:53 Uhr
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Seit dem 13. Februar 2004 ermöglicht das neue Investmentfonds-Gesetz die Auflage von Hedge-Dachfonds auch in Österreich. Mittlerweile können Anleger bereits unter zehn Portfolios auswählen; die ERSTE Sparinvest kündigte erst kürzlich die Auflage eines weiteren Produktes an. Nur die Capital Invest - als einzige große inländische Fondsgesellschaft bis jetzt ohne Hedge-Dachfonds - plant eigenen Angaben zur Folge noch kein diesbezügliches Produkt.  Eine genaue Analyse der einzelnen Fonds ist für den Investor vor dem Kauf aber unbedingt zu empfehlen, wie die folgende Analyse zeigt.

Was sind Hedgefonds?

Denn von herkömmlichen Investmentfonds unterscheiden sich Hedgefonds vor allem durch mehr Freiheiten: Deren Manager können in verschiedenste Finanzprodukte investieren - von Aktien und Anleihen bis zu Derivaten auf Schweinebäuche oder das Wetter. Zudem setzen sie nicht nur auf steigende, sondern auch auf fallende Kurse. Viele dieser Fonds nehmen außerdem Kredite auf, um die Wirkung ihrer Investitionen zu erhöhen. Ziel eines Hedgefonds ist es in der Regel eine möglichst hohe risikoadjustierte und mit traditionellen Anlageklassen unkorrelierte Rendite zu erzielen.

Weiter verallgemeinern lassen sich Hedgefonds jedoch nicht: Unter den geschätzten 9000 Portfolios - welche mittlerweile knapp 1000 Mrd. US-Dollar an Volumen repräsentieren -  tummeln sich unterschiedlichste Manager mit teilweise konträren Investmentstrategien. Auch die erzielten Anlageergebnisse dieser so genannten Sub-Stile schwanken von Jahr zu Jahr beträchtlich. Privatanleger stehen hier vor der nahezu unlösbaren Aufgabe die besten Manager aus den jeweiligen Stilen auszuwählen.

Wer managt welche Fonds?

Hedge-Dachfonds drängen sich auf den ersten Blick als Lösungsweg nahezu auf. Aber auch die inländischen Fondsgesellschaften verlassen sich beim Management dieser Produkte auf spezielle Partner: Während etwa die Spängler Diversified HedgePortfolios von Tremont Partners verwaltet wird, setzt Oppenheim auf Attica-LJH. Weitere Outsourcing-Partner sind AIG (Raiffeisen-Hedge-Dachfonds), UBP (Premium Selection Hedgefonds von HYPO), EIM (Alpha Strategies von Constantia) und Albourne & Partners (SPhinX Hedgefonds der BAWAG PSK). Neben der Deutschen Bank (DWS Hedge Invest) verlassen sich nur die Volksbank und die Erste Bank auf hauseigene Expertise.

Erster Blick auf die Performance enttäuscht

Anhand der Performance enttäuschten die neuen  Produkte in den letzten Quartalen durchwegs. Seit Auflage des Raiffeisen-Hedge-Dachfonds am 29.10.2004 erzielten die Fonds im Schnitt 0,97 Prozent. Den CSFB/Tremont Hedge Fund Index mit 5,33 Prozent schlug keiner der Fonds. Und auch die Rendite-Erwartungen der einzelnen Anbieter zum Produktstart – je nach Fonds langfristig zwischen fünf und zwölf Prozent pro Jahr – wurden bis dato klar verfehlt (siehe Tabelle).

Ohne Trends und Volatilität, kein Ertrag

Dieses Performance-Problem traf aber nicht nur die Hedge-Dachfonds: Der CSFB/Tremont Hedge Fund Index gewann im Zeitraum der letzten zwei Jahre gerade einmal 13 Prozent dazu. Zum Vergleich: Weltaktien legten gemessen am MSCI World Index um 34 Prozent zu. Ganz in Frage stellen sollte man die Assetklasse dennoch nicht: „In den letzten Quartalen war die absolute Marktentwicklung nicht erfreulich, was vor allem auf die niedrigen vorherrschenden Volatilitäten zurückzuführen ist“, erklärt Barry Colvin, Präsident von Tremont Capital. Auch innerhalb der einzelnen Sub-Stile war wenig zu verdienen: „Während Event Driven Distressed Strategien seit Jahresanfang in US-Dollar um 2,8 Prozent zulegen konnten, fielen Managed Futures CTA Fonds aufgrund ausbleibender Trends im Schnitt um 4,9 Prozent“, schildert der Experte, der für die Salzburger Carl Spängler KAG zwei Dach-Hedgefonds verwaltet. Besonders attraktiv findet er aktuell kaum eine Strategie: „Derzeit ist alles relativ teuer, eine Ausnahme stellen einzig Convertible Arbitrage Fonds dar. Im Laufe des Jahres könnten wir hier Einstiegsniveaus sehen“, meint Colvin, der aber gleichzeitig auch auf den zu kurzen Beobachtungszeitraum verweist. „Hedgefonds haben es sich zum Ziel gesetzt langfristig herausragende risikoadjustierte Renditen zu erzielen.“ Eine Beurteilung über kürzere Zeiträume sei nicht sinnvoll. 

Performanceprognosen weiterhin realistisch

Branchenvertreter bleiben deswegen bei Ihren Renditeprognosen: „Obwohl unser Manager dieses Jahr zu früh auf Convertible Arbitrage Fonds gesetzt hat, sind wir für die Zukunft optimistisch und bleiben bei unserer Renditeprognose von sechs bis neun Prozent“, so Ewald Fink, Geschäftsführer der HYPO KAG. Elisabeth Staudner, Geschäftsführerin der Constantia Privatbank KAG, sieht es ähnlich: „Der Auflegungszeitpunkt der meisten Produkte im Frühjahr 2004 fällt in eine extreme Zeit. Seit letztem Sommer haben viele Fonds in den unterschiedlichsten Strategien mit dem schwierigen Marktumfeld zu kämpfen. Eine frühere Auflage war gesetzlich jedoch nicht möglich und aufgrund der hohen Nachfrage wollte auch keiner zuwarten“, beschreibt sie das Dilemma der einzelnen Anbieter. Langfristig seien die Renditeprognosen jedoch machbar. Beachten sollten Anleger aber das Geldmarktniveau: „Ein niedriges Zinsniveau drückt automatisch die Renditen der meisten Fonds“, erklärt Staudner.

Renditeprobleme hausgemacht?

Für Dachfonds-Anbieter zum Problem wird zunehmend auch die gleichlaufende Entwicklung der Sub-Stile. Betrug der Performance-Unterschied zwischen dem besten und schlechtesten Stil im Jahr 1998 noch 58,3 Prozent, fiel dieser im bis 2000 bereits auf 31,1 Prozent und stand 2004 bei 13,6 Prozent (Zahlen in US-Dollar anhand des CSFB Tremont Asset-Weighted Index). Die Zusammenstellung eines effizienten Portfolios wird außerdem durch die zunehmenden Korrelationen zwischen den Stilen erschwert. „Die Bedeutung der Managerauswahl nimmt derzeit auf Kosten der Stil-Allokation zu“, bestätigt auch Elisabeth Staudner. Überrascht zeigen sich Experten von diesem Umstand nicht: „Das enorm vergrößerte Angebot an Hedgefonds bzw. an aktiven und konträr handelnden Marktakteuren macht den Markt automatisch effizienter und damit weniger volatil“, erklärt Colvin.

Transparenz und Kosten

Als ein weiterer Schwachpunkt dieser Assetklasse wird öfters die fehlende Transparenz der einzelnen Fonds genannt. Aus der Geschichte dieser Produkte – Hedgefonds waren bis vor wenigen Jahren ausschließlich institutionellen Anlegern vorbehalten – wird ersichtlich warum. Außerdem, so betonen zumindest Branchenvertreter, würden zusätzliche Transparenzvorschriften negative Auswirkungen auf die erzielten Renditen haben. „Erfolgreiche Manager geben ihre Rezepte nur ungern preis“, berichtet etwa Colvin.

Eng mit der Transparenz verbunden ist zudem das Kostenthema. Experten gehen davon aus, dass einzelne Hedgefonds im Schnitt eine Gesamtkostenquote (TER) zwischen zwei und vier Prozent pro Jahr aufweisen, wobei die Werte im Einzelfall sogar deutlich darüber liegen können. Dazu kommen dann noch die Gebühren auf Dach-Fondsebene. In einem Umfeld genereller niedriger Kapitalmarktrenditen Gift für die Erträge.

Fazit

Während die Rendite der in Österreich angebotenen Hedge-Dachfonds bis dato deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, wurde das Risikoversprechen sogar übererfüllt. Im Schnitt weisen die Fonds eine um 75 Prozent geringere Volatilität auf, als der CSFB/Tremont Index. Außerdem verweisen die Anbieter auf die noch recht kurze Historie der Produkte. Für investierte Anleger derzeit allerdings ein schwacher Trost.


Alle Daten per 23.5.2005 in Euro (außer anders angegeben)
Quellen:

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