Sicherungssteuer adé

Heute ist es endlich soweit: Nach jahrelangem Ringen vor und hinter den Kulissen fällt die steuerliche Diskriminierung ausländischer Investmentfonds. Von dieser Gleichstellung profitieren vor allem österreichische Privatanleger: das Fondsangebot und die Auswahlmöglichkeit verdoppelt sich. Funds | 01.07.2005 05:21 Uhr
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Ab heute ändert sich für inländische Fondsanleger einiges: Rund 3.400 in Österreich zugelassene ausländische Fonds sind ab jetzt mit dem Abzug der Kapitalertragssteuer theoretisch gleich besteuert wie die der rund 2000 inländischen Fonds. Voraussetzung dafür ist aber, dass die ausländische Fondsgesellschaft den heimischen Depotbanken tägliche Daten zu ihren ausschüttungsgleichen Erträgen liefert. Deren Fonds sind dann nicht nur steuerlich weiß, sondern „blütenweiß“. 

Immobilieninvestments vorerst noch ausgenommen

Damit herrscht anstatt der notwendigen Aufnahme der Fondserträge in die Steuererklärung (oder der wahlweisen Zahlung von 1,5 Prozent des Depotwertes als Sicherungssteuer) steuerliche „Waffengleicheit“ mit den 23 inländischen Anbietern. Ausgenommen davon sind allerdings Immobilienaktien- und Immobilienfonds. „Bei Immobilienaktienfonds kann man noch von einem Unfall der Gesetzgebung sprechen. Offene Immobilienfonds dagegen sind per Verordnung explizit von der Regelung ausgenommen“, kritisiert Franz-Xaver Jahrstorfer, VAIÖ-Vorstand und als Österreich-Repräsentant von Credit Suisse Asset Management mit dem CS Euroreal bereits seit 2003 als einzige ausländische Gesellschaft mit einem entsprechenden Produkt vor Ort vertreten. „Da hier ein klarer und bewusster Verstoß gegen geltendes Recht vorliegt, besteht dringender Handlungsbedarf des Gesetzgebers“, fordert Jahrstorfer.

Wer liefert bereits tägliche Daten?

Für alle anderen Fonds ändert sich ab heute allerdings viel: Schon jetzt liefern 26 der 54 Mitglieder der Vereinigung ausländischer Investmentgesellschaften in Österreich (VAIÖ) tägliche Stückzinsen an die Österreichische Kontrollbank (welche das sind, erfahren Sie hier). Allein in den letzten Tagen kamen mehr als zehn dazu. Alle anderen größeren Gesellschaften arbeiten fieberhaft daran, noch im Laufe des Jahres eine Lösung anzubieten. „Bis zum Jahresende werden die meisten internationalen Fondsanbieter in der Lage sein, die steuerlichen Daten täglich zu melden“, kündigt VAIÖ-Vorstandsvorsitzender Berndt May an.

Österreich entgeht kein Steueraufkommen

Ab jetzt gibt es also keinen Grund mehr, aus steuerlichen Gründen zu inländischen Fonds zu greifen. „Dem Staat entgeht aber kein Steueraufkommen, im Gegenteil, durch die Neuregelungen werden einige bisher im Ausland veranlagte Vermögen wieder nach Österreich zurückkommen“, unterstreicht Dr. Philip Göth, Partner bei Deloitte & Touche und als Vorstand der VAIÖ federführend an dem Zustandekommen der Einigung mit dem österreichischen Finanzministerium verantwortlich. „Die Banken haben außerdem kaum einen Zusatzaufwand, da sie die Systeme, die sie für die steuerliche Administration von inländischen Fonds nutzen, auch auf Auslandsfonds beziehen können“, so Göth weiter.

Branchenvertreter erwarten Vertriebsimpulse

Die im Jahr 2000 eingeführte Sicherungssteuer wird jedenfalls auch von den österreichischen Anlegern kaum vermisst werden: „Die Abschaffung der Sicherungssteuer war überfällig und die künftige steuerliche Gleichstellung von in- und ausländischen Fonds wird von mehr als drei Vierteln der befragten Berater und Endkunden begrüßt“, so Marion Schaflechner, Leiterin Vertrieb von Fidelity International in Österreich und im Vorstand der VAIÖ. „Nach knapp fünf Jahren Sicherungssteuer warten die Anleger jetzt darauf, dass man ihnen wieder eine objektive und von steuerlichen Erwägungen unabhängige Investmentberatung anbietet“, erklärt Schaflechner, die sich auch einen deutlichen Impuls für den Absatz ausländischer Fondsgesellschaften in Österreich erwartet. Eine ähnliche Meinung vertritt auch Berndt May: „Ich erwarte in den nächsten Monaten ein deutlich steigendes Interesse nach Investmentfonds - inländischen wie ausländischen. Durch die Neuregelung können die Auslandfonds endlich um den Investmentkuchen mitkämpfen“, freut sich der JP Morgan Asset Management Chef für Österreich. Auch Jahrstorfer zeigt sich erfreut und gratuliert vor allem den Anlegern selbst: „Endlich ist wieder eine umfassende und faire Beratung ohne steuerliche Verzerrungen möglich“.

Retailgeschäft nimmt stark an Bedeutung zu

Privatanleger rücken ab jetzt naturgemäß verstärkt ins Visier der ausländischen Fondsanbieter, die bis dato den Schwerpunkt eher auf institutionelle Anleger und Dachfonds gesetzt hatten. Derzeit sind per Ende Mai 137,5 Mrd. Euro in inländische Fonds (Publikum- und Spezialfonds) investiert. Ausländer machen ihr Geschäft fast zur Gänze in Dachfonds heimischer Anbieter. „Für ausländische Fondsgesellschaften eröffnet sich ab jetzt wieder ein weiterer Distributionskanal: das Privatkundengeschäft“, bestätigt auch May.

Diese seien für Fondsmanager sehr begehrte Kunden, da sie meistens länger in den Fonds investiert bleiben als institutionelle Investoren.

Ohne Nachteil für die Inländer?

Einen Nachteil für inländische Fondsgesellschaften gebe es dadurch jedoch nicht, meint etwa Wolfgang Dorten, Generalsekretär der Vereinigung der österreichischen Investmentgesellschaften (VÖIG): „Der Österreicher hat ein Naheverhältnis zu seiner Hausbank; das ist sicherlich ein Vorteil. Überhaupt gilt, man soll nicht den besten Fonds suchen, sondern den besten Berater", so Dorten mit einer Empfehlung auf einer Veranstaltung in Wien Anfang dieser Woche.

Fazit

Nach dem Fall der Sicherungssteuer wird das Interesse inländischer Privatanleger und ihrer Bank- und Vermögensberater an ausländischen Investmentfonds deutlich steigen.  e-fundresearch.com ist seit fünf Jahren als unabhängiger Informationsanbieter zu Investmentfonds aktiv und hat auch in der Vergangenheit sowohl inländische als auch ausländische Fonds analysiert.

Das e-fundresearch.com Informationsangebot umfasst aktuell mehr als 5.600 redaktionelle Artikel, Fondsanalysen, Interviews mit Fondsmanagern sowie News zu Fonds und zählt zu den wichtigsten Quellen für qualitativ hochwertige Fondsinformationen im deutschsprachigen Raum.

Anleger und Berater werden in Zukunft noch stärker von diesen Informationen profitieren und bessere Entscheidungen treffen können. 

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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