Die fetten Jahre sind vorbei

Die Renditen von Unternehmensanleihen liegen bereits sehr nahe an denen von Staatsanleihen. Und in den letzten 12 Monaten blieb die Performance von Corporates sogar hinter vermeintlich sicheren Staatspapieren zurück. Lohnt sich ein Einstieg überhaupt noch und wie geht es weiter? Funds | 11.07.2005 09:56 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Obwohl von den meisten Marktteilnehmern bereits erwartet, schlug die Nachricht doch ein wie eine Bombe: Am 5.5.05 kündigten die Rating-Agenturen Standard & Poor´s und Moody´s an, die Schuldtitel der US-Automobilhersteller General Motors und Ford von Investmentgrade auf Schrott-Status („Junk“) herabgestuft haben. Überrascht zeigten sich die Marktteilnehmer weniger von der Tatsache der Herabstufung per se, sondern von Zeitpunkt und Größenordnung. Ergebnis: Die Risikoaufschläge (Spreads) im Automobilsektor stiegen auf über zwei Prozent gegenüber Staatsanleihen an, die Anleihenkurse fielen dementsprechend stark.

Aber auch auf Sicht der letzten fünf Jahre war mit Euro-Unternehmensanleihen kaum ein  Mehrertrag gegenüber Staatsanleihen zu erzielen. Während der API Index, der die Entwicklung österreichischer Bundesanleihen misst, seit Juli 2000 jährlich 7,6 Prozent zulegen konnte, schaffte der FTSE Euro Corporate Bond gerade einmal einen Mehrertrag von 30 Basispunkte pro Jahr. In den letzten zwölf Monaten liegen de facto risikolose Staatsanleihen sogar um einen Prozentpunkt vorne.

Und auch der Risikoaufschlag von Euro-Unternehmensanleihen ist mit mittlerweile 54 Basispunkten auf einem extrem tiefen Niveau angelangt. Wie geht es ab jetzt weiter und mit welchen Renditen können Anleger in dieser Assetklasse den nächsten Jahren rechnen. e-fundresearch fragte exklusiv für „Die Presse“ bei den anhand der risikoadjustierten Performance (Sharpe Ratio) besten Fondsmanager der letzten fünf Jahre nach:

Der auf Sicht der letzten fünf Jahre erfolgreichste Fonds ist der LODH Euro Corporate Bond von Rodrigo Araya (siehe Tabelle oben). Das gute Anlageergebnis - seit Juli 2000 erzielte der Fonds 9,9 Prozent p.a. und damit um zwei Prozent mehr als der FTSE Euro Corporate Bond Index - führt der Manager vor allem auf Fehlervermeidung zurück: „Alle großen Unternehmenskrisen wie Enron, ABB, Parmalat oder zuletzt Ford und General Motors konnten wir aufgrund unseres Kreditrisikomanagementes im Fonds vermeiden“. Zukünftig rechnet er mit einem weiteren Rückgang der Risikoaufschläge: „Die Ausfallsquoten der Unternehmen gehen zurück, da sich deren Fundamentaldaten weiterhin verbessern“. Besonders optimistisch ist er für Finanz- und Telekom-Unternehmen, meiden sollte man dagegen weiterhin Autohersteller. Anleger sollten aber nicht den Fehler begehen und die gute Performance der letzten Jahre fortschreiben: „Mehr als 50 Basispunkte über dem Ertrag von Staatsanleihen sind zukünftig unwahrscheinlich“.

Etwas optimistischer ist der mit seinem Capital Invest Euro Corporate Bond zweitplazierte Andreas Schuster: „Wir halten einen Spread von rund 60 Basispunkte für ein faires Niveau. In Anbetracht von zehnjährigen Zinsen im Bereich von 3,2 Prozent bedeutet dies einen langfristigen Mehrertrag von etwa 20 Prozent gegenüber Staatsanleihen“. Bis Jahresende erwartet er ein freundliches Umfeld für Corporate Bonds: „Gefahr könnte höchstens von einer steigenden M&A-Tätigkeit ausgehen“. Langfristig will er sich nicht so ganz festlegen: „Wir erwarten in dieser Assetklasse einen Ertrag von rund 3,5 Prozent pro Jahr auf Sicht der nächsten drei Jahre, möchten aber hinzufügen, dass die Güte von Prognosen über so einen langen Zeitraum generell von bescheidener Qualität ist“.

Ähnlich sieht das Leif Bjurstroem, Manager des DWS (Austria) Euro Corporate Bond Fonds: „Die Situation für Unternehmensanleihen ist stabil und wird unserer Meinung nach in der absehbaren Zukunft stabil bleiben.  Niedrige Defaultraten sowie eine geringe Volatilität unterstützen auch die Spreads von Unternehmensanleihen vis-a-vis Staatsanleihen. Das technische Umfeld ist auch vorteilhaft“. Das Risiko für eine deutliche Spreadausweitung schätzt er daher als relativ gering ein.

Auch Michael Sonner, Fondsmanager des dit-Corporate Bond Europa blickt positiv in die Zukunft: „Auch wenn die Spreads in den vergangenen zwei bis drei Jahren stärker zusammengelaufen sind, ist der Markt mittelfristig betrachtet nicht extrem teuer“. Allzu hohe Erwartungen bremst er jedoch ein: „Die Renditen, die in den letzten Jahren mit Unternehmensanleihen erzielt werden konnten, waren außergewöhnlich gut. Das Umfeld hat sich jedoch geändert, weshalb zukünftig nur noch niedrigere Renditen erzielt werden können“.

Etwas positiver sieht das Andreas Weidinger, der den Q.I.K. Corporate Bond Fonds nach einem rein quantitativen Modell verwaltete: „Sollte in den nächsten Monaten nichts Überraschendes an den Kapitalmärkten passieren, dann werden die Spreads von Unternehmensanleihen in einer Seitwärtsbewegung verlaufen“. Im Vergleich zu Staatsanleihenfonds seien Corporate Bonds aber durchaus ein lohnendes Investment: „Mit einem Euro-Staatsanleihenfonds wird man in etwa drei bis 3,5 Prozent p.a. verdienen können. Wenn der Fondsmanager sehr gut ist, sind vielleicht 50 Basispunkte mehr drin. Für Corporate Bond Fonds erwarten wir zurzeit einen Ertrag von 3,5 bis vier Prozent p.a. und auch hier gilt: Gutes Fondsmanagement zahlt sich aus und bringt einen höheren Ertrag. Unser Ziel ist es um 50 Basispunkte besser als die Benchmark unseres Fonds über einen längeren Zeitraum zu sein“. Mit einem Ertrag von 4,5 Prozent p.a. auf Sicht der nächsten drei Jahre wäre Weidinger deshalb durchaus zufrieden.

Am optimistischsten von allen ist Kornell Schweers vom ADIG Fund-Euro Corporate Bond Fonds: „Das derzeitige Umfeld ist nahezu ideal für Unternehmensanleihen: Ein insgesamt niedriges Renditeumfeld sorgt für eine stetige Nachfrage nach Anleihen mit Renditeaufschlag“. Die relativ niedrigen Spreads reflektieren seiner Meinung nach die günstigen Bedingungen für Unternehmensanleihen. „Die hohen Renditen der letzten Jahre am Rentenmarkt lassen sich aber sicherlich nicht wiederholen. Für das Jahr 2005 erscheinen aber gut fünf Prozent realistisch“. 2006 sollte der Ertrag seiner Meinung nach zwischen drei und 3,5 Prozent liegen. „Immerhin 0,5 Prozent mehr als für ein reines Staatsanleihenportfolio“, so Schweers.
 
Alle Daten per 1.7.2005 in Euro
Quelle:  

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.