Outperformance unter der Lupe

Aktienfonds, die langfristig ihre Benchmark schlagen, gibt es leider nicht viele. Auf Sicht der letzten fünf bzw. zehn Jahre, liegt knapp ein Viertel aller Fonds vor den jeweiligen Referenzindizes. Die zunehmende Benchmarknähe der Fonds scheint dafür verantwortlich zu sein. Funds | 31.01.2006 06:46 Uhr
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Eine von e-fundresearch.com vierteljährlich durchgeführte Analyse unter allen in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Investmentfonds kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Auf Sicht der letzten zehn Jahre schlugen nur 26 Prozent aller globalen Aktienfonds den MSCI World Index. Noch viel schlechter sieht es bei Europa-Aktienfonds aus: Nur neun von insgesamt 98 Fonds (also neun Prozent) mit einer 10-Jahres-Historie liegen vor dem MSCI Europe Index.

10-Jahres-Ergebnisse werden besser

Auf Sicht der letzten 12 Monate ergaben sich dabei jedoch einige signifikante Veränderungen: Während Ende 2004 durchschnittlich 25,3 Prozent aller Fonds ihren Referenzindex schlugen, sind es aktuell bereits 28,4 Prozent. Die Ergebnisse im Zeitraum Ende 2000-2005 wurde jedoch zunehmende schlechter: Derzeit schlägt im Schnitt nur jeder fünfte Fonds seine Benchmark auf Sicht der letzten fünf Jahre. Vor einem Jahr waren es noch 24,2 Prozent.

Wo noch Outperformance zu finden ist

Bei den Assetklassen liegen die Ergebnisse zudem sehr weit auseinander: Während nur neun Prozent aller Europa-Aktienfonds seit 1996 den MSCI Europe schlagen, übertrafen 46 Prozent aller globalen Schwellenländer-Fonds den MSCI Emerging Markets Index. Untersucht wurden alle 471 Aktienfonds, die über eine 10-Jahres-Historie verfügen.

Viel gleichmäßiger verteilt sind die Ergebnisse im Zeitraum zwischen September 2000 und 2005. Das Spektrum der Outperformance-Quote reicht hier von 12 Prozent (Asien-Aktien) bis 31 Prozent (globale Schwellenländer-Aktien). Insgesamt verfügten zum Stichtag 31.12.2005 1.191 Aktienfonds aus den jeweiligen Assetklassen über eine Historie von zumindest fünf Jahren.

Was sind die Gründe?

Hand in Hand mit dem bescheidenen Abschneiden der Fonds, geht die Passivität vieler Fondsmanager. Denn ein genauerer Blick auf die untersuchten Fonds zeigt eines ganz klar: Aktives Fondsmanagement zahlt sich nur dann aus, wenn es auch wirklich aktiv ist. Es ist aber leider ein Faktum, dass nicht nur passive sondern auch sehr viele aktive Fonds ihren Benchmarks so nah folgen, dass sie den Namen eigentlich nicht verdienen. Closet Indexing nennt man das auf Neudeutsch.

Fonds immer benchmarknäher

Der durchschnittliche Tracking Error (also die Abweichung von der Benchmark, hier am Beispiel des MSCI Europe über zwei Jahre p.a.) liegt etwa bei Europa-Aktienfonds per Ende 2005 bei 3,6 Prozent. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 4,8 und im Jahr davor noch bei 6,9 Prozent. Im Schnitt werden Europa-Aktienfondsmanager also immer vorsichtiger. Zur Erläuterung: Ein Tracking Error von drei Prozent bedeutet, dass die annualisierte Differenz zwischen der Portfolio- und der Benchmarkrendite in zwei von drei Jahren in einem Korridor zwischen plus drei Prozent und minus drei Prozent liegt.

Kosten passen sich nicht an

Solange die Fondsmanager aber immer indexnäher agieren, dürfen sich Anleger jedenfalls nicht über eine Underperformance wundern. Denn theoretisch müssten diese Fonds aufgrund der immer passiveren Ausrichtung auch gleichzeitig günstiger werden. Im Vergleich zu passiven Investments wie z.B. Exchange Traded Funds (ETF´s) fällt bei aktiven Fonds ein hoher Personal- und Researchaufwand an. Rein indexorientiere Fonds treffen gar keine eigenständigen Investmententscheidungen und minimieren dadurch ihre Kosten. 

Ein genereller Trend diesbezüglich kann derzeit aber nicht festgestellt werden, wie es unter anderem Kosten-Studien von e-fundresearch ergeben. Während ETFs auf große Aktienindizes (z.B. den deutschen DAX oder den Euro Stoxx 50) nur Total Expense Ratios (TER) zwischen 0,3 und 0,4 Prozent aufweisen, kosten Aktienfonds anhand rund 1,6 Prozent pro Jahr, Transaktionskosten sind darin allerdings nicht enthalten.

Umschlagshäufigkeit steigt rasant

Genau hier liegt aber ein weiterer Schwachpunkt: Aktienfondsmanager tätigen heutzutage viel mehr Transaktionen pro Jahr als früher. Lag die durchschnittliche Portfolio-Turnover-Ratio (Portfolioumschlag in Prozent des Volumens pro Jahr) von US-Aktienfondsmanagern laut einer in den 40er, 50er und 60er Jahren noch bei unter 20 Prozent, so stieg diese seit Anfang der 80er Jahre besonders stark an. Heutzutage liegt ein jährlicher Portfolioumschlag von 100 Prozent im guten Mittelfeld. Umgerechnet auf die durchschnittliche Behaltedauer von Aktien in einem Portfolio wird dies besonders deutlich: Hielten Aktienfondsmanager einen Titel damals noch im Schnitt fünf Jahre lang, so sind es heute nur noch im Schnitt ein Jahr. Und die damit steigenden Transaktionskosten machen es für einen Fondsmanager natürlich schwerer seinen Referenzindex zu schlagen.

Fazit

Aktiv gemanagte Fonds, die Ihre Benchmark sowohl über lang- als auch mittelfristig schlagen, befinden sich aus den oben beschriebenen Gründen in der absoluten Minderheit. Für den Investor bedeutet dies, dass für Ihn nur das Beste gerade gut genug sein sollte. Er sollte besonders auf Fondsmanager setzen, die sich von der Benchmark abheben und demzufolge auch ruhig einen höheren Tracking Error aufweisen. Nur dann sind eventuell höhere Managementkosten gerechtfertigt, denn um die Indexperformance überhaupt einmal zu erreichen müssen die Kosten erst verdient werden. In der Regel ist das allerdings nur mit genügend Freiraum für den Fondsmanager möglich.  Weiters zeigt ein niedriger Portfolioumschlag an, ob der Fonds wirklich langfristig (und damit transaktionskostensparend) gemanagt wird.

Alle Daten per 31.12.2005 in Euro
Quelle:  

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