Finger weg von Growth-Indizes

Einfach in Unternehmen mit dem höchsten Gewinnwachstum zu investieren, bringt laut Dan Nordby, Senior Portfolio Manager bei ACM, keinen Mehrwert. Investments in Growth-Indizes sollte man aus diesem Grund meiden. Warum Growth-Investoren u.a. gegen die Zeit arbeiten, verriet er
e-fundresearch.com
Funds | 07.02.2006 11:03 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Wer einfach in Unternehmen investiert, die laut Analystenschätzungen zukünftig das höchste Gewinnwachstum aufweisen, macht es sich zu einfach. Eine von Alliance Capital (ACM) erstellte Studie zeigt, dass man mit solchen Investments teilweise eine signifikante Underperformance gegenüber dem Marktdurchschnitt erzielt. „Dabei fährt man sogar noch schlechter, wenn man sich auf die Schätzungen der Unternehmen selbst verlässt“, so Dan Nordby, Senior Portfolio Manager bei ACM im Rahmen eines Investmentsymposiums in Wien.

Der Ansatz von ACM ist deswegen etwas komplexer: Im Kern konzentriert man sich auf eine konzentrierte Gruppe von Growth-Titel. Diese müssen drei Merkmale Aufweisen: Positives Gewinnwachstum, eine positive Veränderungsrate dieses Gewinnwachstums und zudem eine Beschleunigung dieser Veränderungsrate.

Mit e-fundresearch sprach der Experte über den richtigen Zeitpunkt für Growth-Investments, deren Vor- und Nachteile und gibt Empfehlungen zur richtigen Vermögensaufteilung:

"Unternehmen investieren zuletzt"

e-fundresearch: Während viele Asset Manager von einem baldigen Comeback von Growth-Investments ausgehen, scheinen die Unternehmen selbst wenig in zukünftiges Wachstum zu investieren. Sprechen die hohen Liquiditätsbestände eigentlich nicht gegen ein Growth-Comeback?

Daniel Nordby: Die hohen Cash-Bestände in den Unternehmensbilanzen spiegeln eine gewisse Vorsicht wider. Aber das ist ein gutes Zeichen, denn es zeigt einerseits, dass noch kein übertriebener Optimismus am Markt vorherrscht, welcher für uns ein Warnzeichen wäre. Die gegenwärtige Situation – in der die Investitionen seit mehr als fünf Jahren unterdurchschnittlich waren – lässt zukünftig genug Raum für Verbesserung. Andererseits ist das Management eines Unternehmens kein Früh- sondern ein Spätindikator. Firmen investieren in der Regel erst ganz am Ende.

Growth in Schwächephasen besser?

e-fundresearch: Gibt es eigentlich Regionen oder Sektoren, wo Style-Investing besser oder schlechter bzw. gar nicht funktioniert?

Daniel Nordby: Das kann man so generell gar nicht beantworten. Verschiedene Investmentstile performen in unterschiedlichen Konjunkturzyklen einmal besser, einmal schlechter. Value-Aktien schneiden in Zeiten eines wirtschaftlichen Aufschwunges besser ab als Growth-Titel. Wenn das Wachstumsplateau aber einmal erreicht ist – so wie derzeit – haben Growth-Aktien die Nase vorn. Denn diese Unternehmen können auch in wirtschaftlich schwächeren Zeiten noch wachsen. Außerdem sind Growth-Werte weniger zinssensitiv als Value-Aktien.

e-fundresearch: Welche Rolle spielt dabei der Anlagehorizont?

Daniel Nordby: Die Zeit ist leider auf der Seite von Value-Investoren. Denn etwas zu kaufen was zu billig ist erfordert oftmals viel Geduld bis der Markt diesen Bewertungsfehler korrigiert. Growth-Investoren arbeiten dagegen eher gegen die Zeit und müssen oftmals schnell am Wachstumshoch verkaufen, bevor das Pendel auf die andere Seite umschlägt. Aus diesem Grund weisen Growth-Fonds auch einen leicht höheren Portfolio-Umschlag auf als es Value-Fonds tun.

Finger weg von Growth-Indizes

e-fundresearch: Investments in Growth-Indizes machen Ihrer Meinung nach wenig Sinn, warum?

Daniel Nordby: Wer einfach nur in diejenigen Unternehmen investiert, die das höchste Gewinnwachstum aufweisen, wird im Vergleich zum Gesamtmarkt keinen Mehrwert erzielen, Ganz im Gegenteil. Growth-Indizes sind aber genau nach diesem Kriterium zusammengestellt.

e-fundresearch: Dann ist es im Umkehrschluss also leichter für einen Growth-Manager einen Growth-Index zu schlagen als für einen Value-Manager besser zu sein als ein Value-Referenzindex?

Daniel Nordby: Ja, eigentlich schon. Ein guter, aktiver Growth-Manager sollte im Vergleich zu seinem Referenzindex mehr Outperformance generieren können als ein Value-Manager.

ACM rät 2006 zu Large Cap Growth

e-fundresearch: Ist Wachstum nicht eigentlich ein Phänomen, das man Großteils bei kleineren Unternehmen findet?

Daniel Nordby: Nein, das kann man so nicht sagen. Wir finden sowohl bei ganz kleinen als auch bei ganz großen Firmen Wachstumsphantasie. Generell spielt bei der Entscheidung Large vs. Smaller Cap aber auch das Stadium des Konjunkturzyklus eine große Rolle. Im Aufschwung entwickeln sich Smaller Companies besser als Large Caps, dann dreht sich das Bild. In der aktuellen Situation etwa raten wir unseren Anlegern in Large Cap Growth Aktien zu investieren, da beide Zyklen (Growth/Value, Large/Smaller Cap) an einem Wendepunkt angelangt sind.

Wie man Growth richtig beimischt

e-fundresearch: Naturgemäß weisen Growth Aktien aber auch eine höhere Volatilität auf als Value-Werte. In den letzten 25 Jahren erzielte der Russel 1000 Value eine p.a. Rendite von 13,9 Prozent, bei einer Volatilität von 14,5 Prozent. Der Russel 1000 Growth erzielte mit 10,9 Prozent eine niedrigere Jahresrendite bei einem höheren Risiko von 18,6 Prozent. Wie sollten sich Anleger vor diesem Hintergrund zukünftig positionieren?

Daniel Nordby: Zu diesem Thema haben wir sehr viele Studien gemacht. Vor allem die Frage, mit welchem Mix man die besten risikoadjustierten Renditen erzielt, beschäftigte uns sehr. Am besten für den Anleger scheint dabei ein Mix, der je zur Hälfte aus Growth bzw. Value-Aktien besteht. Wenn sich dieses Verhältnis verschiebt, etwa aufgrund von Performance in Richtung 55 Prozent zu 45 Prozent, sollte man aber wieder umschichten und das verkaufen was besser gelaufen ist. Dabei sollten aber nur die halben Gewinne mitgenommen werden, um das Momentum mitzunehmen. Im konkreten Beispiel also bis zu einem Verhältnis 52,5/47,5 Prozent. 

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch! 


Die gesamte Growth-Studie von ACM finden Sie im Infocenter (oben rechts) zum Download.

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