Rückschlagspotential in Asien

Der Aufschwung asiatischer Aktien ging auch 2006 ungebrochen weiter. Wie schätzen die anhand der risikoadjustierten Rendite besten Fondsmanager der Region die weitere Aussichten ein? Und welche Länder bzw. Sektoren versprechen noch Potential? Funds | 04.05.2006 07:05 Uhr
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Seit Mai 2004 dauert der Aufschwung asiatischer Aktien nun schon an und ging auch zuletzt nahezu ungebremst weiter. Seit damals legte der MSCI AC Asia Pacific ex Japan Index um kumuliert 74,3 Prozent zu und ließ damit andere Weltregionen wie Japan (TOPIX +55 Prozent), Europa (MSCI Europe +49 Prozent) oder die USA (S&P 500 +19 Prozent) deutlich hinter sich.

Asien: 41 Prozent Plus in 12 Monaten

Die vorsichtige Einstellung der vor einem Jahr an dieser Stelle befragten Top-Asien-Fondsmanager (siehe "Vorsicht in China und Australien" vom 4.4.2005), war dabei zu voreilig: Denn allein in den letzten 12 Monaten erzielten asiatische Aktien mehr als 41 Prozent Kursplus.

26 von 69 Fonds – und damit fast 40 Prozent aller Asien ex Japan Produkte - konnten diese Entwicklung sogar noch übertreffen.

Nur 13 Prozent der Fonds vor dem Index

Langfristig sieht das Bild aber ganz anders aus: Nur neun aller 56 aktuell in Österreich zum Vertrieb zugelassenen Asien-Fonds übertrafen in den letzten fünf Jahren den Ertrag des MSCI-Vergleichsindex.

Berücksichtigt man zusätzlich das dabei eingegangene Risiko der Fondsmanager, verringert sich die Anzahl der Outperformer nochmals: Nur sieben Fonds (also 12,7 Prozent) übertrafen den Vergleichsindex anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) über diesen Zeitraum.  

Die besten Fonds im Überblick

Der Top-Platzierte Vontobel Far East Equity schlug dabei den Index um beachtliche 4,6 Prozent pro Jahr und das sogar mit einer deutlich geringeren Volatilität. Seit Anfang 2001 für den Fonds verantwortlich zeichnet der gebürtige Inder Rajiv Jain. Der in New York stationierte Fondsmanager ist auch für die nächsten Jahre optimistisch: „Die Breite und Tiefe der Anlagen in den asiatischen Schwellenmärkten nimmt zu. Ein Grund hierfür ist, dass diese Anlageklasse von immer mehr Anlegern als normal angesehen wird. Sie gilt längst nicht mehr als so exotisch wie früher“.

Die größte Ländergewichtung ist bei Jain mit 24 Prozent Südkorea, noch vor Indien oder Australien: „Die Bewertungen sind mit einem KGV von 10 für das laufende Jahr dort immer noch attraktiv, die Bilanzen der Unternehmen sind gut und der freie Cashflow befindet sich auf einem Rekordhoch“, beschreibt er die Gründe. „Die Schnäppchen der letzten Jahre gehören aber sicherlich der Vergangenheit an.“, verrät er dennoch. Sektoral hat er sein Portfolio auf einen nachhaltigen und steigenden Inlandskonsum ausgerichtet: „Wir finden nach wie vor attraktive Unternehmen in den Bereichen zyklische und nicht-zyklische Konsumgüter bzw. in der Finanzbranche“. Trotz des Höhenflugs der asiatischen Märkte bleibt für ihn das Risiko einer kurzfristigen Korrektur hoch. „Nachdem im ersten Quartal Investitionszuflüsse in Rekordhöhe zu verzeichnen waren, wären Gewinnmitnahmen in einer seit jeher saisonal schwächeren Periode nicht verwunderlich. Unsere langfristigen Aussichten für die Schwellenmärkte bleiben aber positiv. Es spricht unserer Meinung nach alles dafür, dass potenzielle Abwärtsbewegungen nichts anderes als Bull-Markt-Korrekturen sind“, meint er. Und ausgehend von einem knapp zweistelligen Gewinnwachstum und einer moderaten Marktkorrektur rechnet er in den nächsten Jahren mit einer 15%igen jährliche Aufwertung bei den Unternehmen aus Fernost.

Auch Mark Mobius, Fondsmanager des Templeton Asian Growth, glaubt nach den Kursanstiegen an kurzfristige Verluste: „Die starke Performance der Emerging Markets, und in Asien finden sich mit China und Indien gleich zwei große BRIC-Märke, wird unweigerlich zu Korrekturen führen“, ist er überzeugt. Besonders spekulative Märkte würden von einer Abschwächung des US-Konsums bzw. des „Carry Trades“ (dabei werden niedrig verzinste Kredite in Yen, US-Dollar oder Euro in Anlagen mit hohen Renditen investiert, Anm.), gebe Anlass zu Sorge. „Umso wichtiger wird es sein, sich auf die langfristigen Fundamentaldaten zu konzentrieren“, so Mobius, der wie Jain ebenfalls rund 24 Prozent seines Fonds in Südkorea investiert hält. Knapp dahinter folgen jedoch bereits Aktien aus China vor Thailand. Indien macht bei Mobius nur rund fünf Prozent des Fonds aus: „Nach der durch Mittelzuflüssen aus dem Ausland getriebenen Aktienrally ist die Bewertung des Marktes mit einem KGV von über 20 bereits sehr hoch. Zum Vergleich: In China liegt das KGV bei 14“. Weiters halte Indien an seiner Kapitalertragssteuer von 10 Prozent für Aktiengewinne innerhalb von 12 Monaten fest, kritisiert Mobius. „Das große Budget- und Leistungsbilanzdefizit, steigende Inflationsraten und die starke Abhängigkeit von Ölpreis sind weitere Gründe die momentan gegen ein Investment in Indien sprechen“, fasst er zusammen.

Auch Hugh Young, Fondsmanager des drittplatzierten Aberdeen Global-Asia Pacific ist vorsichtig: „Obwohl die Bewertungen Asiens nicht mehr günstig sind, sind die Bilanzen der Unternehmen stark und auch bei der Corporate Governance gab es zuletzt deutliche Verbesserungen im Hinblick auf Shareholder Value“.

Ähnlich sieht die Lage Angus Tulloch, Fondsmanager des viertgereihten Fonds First State Asia Pacific. Der Ende 2003 einem Soft-Closing unterzogene Fonds hat seit damals übrigens einen „kleinen“ Bruder, den ebenso erfolgreichen, Blue Chip lastigeren  First State Asia Pacific Leaders. „Kurzfristig ist der Markt bereits sehr weit gelaufen wobei Kursschwächen jedoch für Zukäufe genutzt werden sollen“, rät der Schotte der den Fonds von Edinburgh aus verwaltet. Ebenso wie Jain setzt er stark auf den Konsum: „Die sich abschwächenden Sparquoten in der Region kommen von absoluten Rekordlevels und sollten vor allem dem Konsum zugute kommen“. Die größte Ländergewichtung im First State Asia Pacific macht im Unterschied zu den bisherigen Fonds China mit 36 Prozent aus.

Im UniAsiaPacific, welcher von Elke Schöppel und Hans Hoelzl in Frankfurt verwaltet wird, macht dagegen Australien mit 23,5 Prozent das größte Ländergewicht aus. Auch Hoelzl ist kurzfristig für seine Assetklasse vorsichtig: „Ich erwarte schon seit einiger Zeit eine Verschnaufpause für die Region. Falls wir das Jahr auf dem gegenwärtigen Niveau beenden, wäre ich sehr zufrieden. Am meisten Potential gibt es zurzeit noch in Indonesien, Thailand und Malaysia. Überall anders erscheint die Luft schon sehr dünn“, fasst er zusammen. Neue Impulse erwartet er sich aber vom im März in China veröffentlichten Fünfjahresplan: „Wenn man den Report genauer liest, gibt es dort sehr wohl einige signifikante Veränderungen in der geplanten, zukünftigen Zusammensetzung des BIP - sei es sektoral oder regional. So ist sich die Regierung in Peking sehr wohl bewusst, dass man die Wirtschaft verstärkt auf eigenen Konsum trimmen muss, um ihr mehr Stabilität zu verleihen und sie weniger anfällig gegenüber etwa Investitionschocks zu machen. Auf der Aktienseite versuche ich diese geplanten Veränderungen durch verstärktes Engagement in Konsum, Transport und Immobilien zu spielen. Auch der zunehmende Bedarf an Altersvorsorge und Gesundheitsdienstleistungen erscheint hier interessant“, so Hoelzl, der sowohl in China als auch in Indien in den nächsten fünf Jahren noch Kurspotential für weitere 50 Prozent sieht.

Performancedaten per 14.4.2006 in Euro
Quelle:

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