Anlegerfallen: Merger-Mania, Immobilien und Rohstoffe

Sowohl der 4Q-Value als auch der 4Q-European Value Fonds Universal konnten seit Fondsberaterwechsel ihre Benchmarks deutlich übertreffen. Der dafür verantwortliche Peter Dreide rät derzeit aber zur Vorsicht: Versorger, Rohstoffe, Immobilien aber auch Solarwerte rührt er nicht an. Funds | 09.05.2006 07:07 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Seitdem Peter Dreide im Oktober 2002 den globalen Aktienfonds 4Q-Value Fonds Universal übernommen hat, schlug dieser den MSCI World Index gleich um 11,3 Prozent pro Jahr. Und auch der 4Q-European Value Fonds Universal kommt seit Fondsberaterwechsel im März 2004 auf eine jährliche Outperformance von 4,3 Prozent gegenüber dem MSCI Europe Index.

Woher stammt die Outperformance?

Den Erfolg führt Fondsberater Peter Dreide auf den selbst entwickelten substanzorientierten 4Q-Ansatz zurück: „4Q steht dabei für die automatische Steuerung durch mathematische Modelle, deren Algorithmen selbstanpassend auf Marktveränderungen reagieren“, erklärt Dreide, der als Chief Investment Officer seiner TBF Global Asset Management in Singen (Deutschland) für die beiden Fonds verantwortlich zeichnet. 

USA, Europa und Japan als Investmentuniversum

Einfach ausgedrückt: Aus einer Datenbank von aktuell 850 Werten (S&P 500 in den USA und S&P 350 in Europa) filtert das System Titel heraus, die anhand den Kriterien Bilanzqualität, Profitabilität, Dividendenrendite oder Bewertung am besten abschneiden, und generiert für diese Kauf- und Verkaufssignale.

An einer Miteinbeziehung von Japan arbeitet Dreide und sein 9-köpfiges-Team gerade, weitere Länder bzw. Region sind dann aber nicht mehr geplant: „Östlich von Österreich werden wir nie investieren, da wir uns ausschließlich auf die entwickelten Aktienmärkte konzentrieren“, beschreibt Dreide seine Philosophie. „Denn in einigen Schwellenländern wie Russland oder China haben wir so unsere Bedenken, was die Börsenaufsicht betrifft“, nennt er einen der Gründe.

Als Ergebnis investiert sowohl der globale 4Q-Value Fonds als auch der europäische 4Q-European Value Fonds in ein konzentriertes Portfolio aus 30 gleichgewichteten Titeln mit sehr hoher bis mittlerer Marktkapitalisierung. Davon müssen jeweils 15 zyklische Titel und 15 defensive Werte im Fonds enthalten sein. „Wenn wir nicht genügend unterbewertete Unternehmen finden können, investieren wir bis zu 100 Prozent am Geld- oder Rentenmarkt“, ergänzt Dreide.

Rohstoffe und Immobilien meiden

Und davon macht er auch praktisch Gebrauch, im 4Q-European Value Fonds liegt die Cashquote derzeit bei rund 10 Prozent: „Wir rechnen uns nicht dem Camp der Sorglosen zu und sehen in einigen Bereich aktuell Überhitzungstendenzen“, so Dreide gegenüber e-fundresearch. Überhaupt hat Dreide nach eigenen Angaben derzeit Mühe, aus den 350 möglichen Titeln im S&P 350 Europa 30 passende Aktien für seinen im 4Q-European Value Fonds zu finden.

Besonders im Rohstoffbereich sollten Anleger vorsichtig sein, aber auch Immobilienaktien gegenüber ist er skeptisch. „Immobilien sind für uns höchstens ein Anleihenäquivalent und außerdem sprechen die hohen Verschuldungsquoten gegen ein Investment“.

Telekoms statt Merger-Mania bei Versorgern

Nicht mitmachen sollten Anleger zudem bei der Merger-Mania bei europäischen Versorgerwerten. „Eine klare Alternative dazu sind Telekoms, welche derzeit der günstigste Sektor in Europa ist“. Von zyklischen Werte aus dem Stahlbereich rät Dreide außerdem ab: „Wenn schon zyklisch, dann höchstens spätzyklisch“, deutet er an und begründet damit etwa seine Vorliebe für Medizintechnik. Auch die fundamentalen Kennzahlen bei Solarwerten sprechen für ihn als Value-Investor klar gegen ein Investment.

Small Caps derzeit nicht billig

Teuer erscheinen Dreide derzeit übrigens Small Caps: „Diese sind eigentlich immer billiger als Large Caps, was sich normalerweise nie ändert. Derzeit ist das nicht der Fall, was eigentlich nur durch den Konjunkturzyklus zu erklären ist“. Die anziehende Industrieproduktion habe Small Caps im Aufschwung nämlich verhältnismäßig mehr geholfen als Large und Mega Caps. „Das meiste Value finden wir zurzeit im Mega-Cap-Bereich bei Aktien mit einer Marktkapitalisierung über 50 Mrd. Euro, was eigentlich untypisch ist“, berichtet Dreide.

Europa: „Aktien sind bereits weit gelaufen“

Im Laufe des zweiten bzw. dritten Quartals erwartet der Deutsche ausgehend von den USA eine Abflachung des Konjunkturwachstums. Mit Zinssenkungen im US-Dollar rechnet er erst Anfang 2007, bis dorthin sieht er noch ein bis zwei Zinserhöhungen kommen. „So wie 1994, als ein Ende der Zinserhöhungen steigende Aktienkurse verursacht hat, sehen wir aber nicht. Bis zu den nächsten Zinssenkungen geht der Markt eher leicht zurück, da Aktien besonders in einigen Ländern in Europa sehr weit gelaufen sind“, fasst der Experte seinen Ausblick zusammen.

„Deutschland bauen wir ab“

Value-Spots sind für Dreide traditionell USA, Skandinavien und Deutschland. Die beiden letzteren seien aber bereits heiß gelaufen: „Deutschland bauen wir auch auf das Risiko hin, dass wir gelegentlich zu früh verkaufen, konsequent ab und ersetzen es etwa durch Titel aus Frankreich“. Seine regionalen Gewichtungen ergeben sich aber grundsätzlich aus der Sektoraufteilung: „Je nachdem in welchen Märkten welche Branchen wie gewichtet sind, stellt sich dann unsere Länderaufteilung dar“, erklärt er.

Fazit

Der langfristig orientierte Value-Ansatz von Peter Dreide – im Schnitt beträgt der Portfolioumschlag niedrige 30 Prozent pro Jahr – hat sich seit Übernahme der Fondsberatung im Oktober 2002 (4Q-Value Fonds Universal) bzw. März 2004 (4Q-European Value Fonds Universal) bewährt. Den Erfolgsbeweis in einem länger fallenden oder seitwärtsgehenden Markt ist der Deutsche aber bisher noch offen geblieben. Potentielle Investoren sollten sich auch der strukturell abweichenden Sektorgewichtung gegenüber den Benchmarks bewusst sein: Manche Sektoren - etwa Finanzwerte die der MSCI Europe Index mit knapp 30 Prozent gewichtet - sind nach dem 4Q-Ansatz derzeit nicht analysierbar und fehlen deshalb nahezu komplett in Dreides Portfolios. Außerdem liegen die jährliche Gesamtkostenquote mit 1,83 Prozent (4Q-Value Fonds Universal) bzw. 1,49 Prozent (4Q-European Value Fonds Universal) über dem Durchschnitt ihrer Fondskategorien.

Alle Daten per 4.5.2006 in Euro
Quelle:  

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.