Wenig Risiko ohne Garantie

Wer kurzfristig sein Geld anlegen will, sollte von Aktien tunlichst die Finger lassen. Denn passen Anlagehorizont und Risikoprofil des Anlegers mit der gewählten Assetklasse nicht zusammen droht ein böses Erwachen. Unter welchen Fonds Sie mit gutem Gewissen auswählen können. Funds | 19.06.2006 16:25 Uhr
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Bei der Geldanlage auf kurze Zeiträume zählen andere Kriterien als bei einem Langfristinvestment: Neben der Verlustvermeidung sollten vor allem niedrige Kosten im Vordergrund stehen. Denn während lange Zeiträume einem die Freiheit geben auch größere (Buch)Verluste wieder aufzuholen, ist das bei kurzen Zeiträumen anders.

Welche Anlagen kommen in Frage?

Als klassischer Geldparkplatz gilt seit jeher das Sparbuch, wo sich Anleger seit rund sechs Monaten endlich wieder über steigende Zinsen freuen können. Sparbücher mit täglicher Fälligkeit bringen aktuell zwischen 0,1 und 2,8 Prozent. Bei einer Bindungsdauer von einem Jahr sind im Euro-Raum derzeit zwischen 0,5 bis drei Prozent Zinsen erhältlich.

International gehen Analysten aber davon aus, dass 2006 die Zinsen sowohl am kurzen wie auch am mittel- und langen Ende weiter steigen werden. In Phasen steigender Zinsen ist von gebundenen Anlagen generell abzuraten.

Alternativen zum Sparbuch

In Konkurrenz zu den oben genannten Möglichkeiten stehen Fondsprodukte, vor allem aus den Kategorien Euro-Geldmarkt, Euro-Anleihenfonds mit kurzer Restlaufzeit oder Asset Backed Securities Fonds.

1. Euro-Geldmarktfonds

Euro-Geldmarktfonds erzielten im Zeitraum der Jahre 2001 bis 2006 (gemessen am Schnitt der Lipper-Fondskategorie) eine annualisierte Rendite von 2,1 Prozent. Auf Sicht der letzten ein bzw. drei Jahre waren es aufgrund des Niedrigzinsumfeldes aber nur mehr 1,6 Prozent. Dabei ist der Performance-Unterschied zwischen dem besten und dem schlechtesten der insgesamt 81 Geldmarktfonds mit 3,5 Prozent auffallend groß. Denn während der DVG Euro-Rendite-Plus im Zeitraum 19.5.2005 bis 19.5.2006 2,8 Prozent zulegen konnte, verlor der Spängler Cash Trust als einziger Geldmarkt-Fonds und liegt mit 0,7 Prozent im Minus.

Das beste Ertrags/Risiko-Verhältnis auf Sicht der letzten fünf Jahre, gemessen an der Sharpe Ratio, weist der ESPA Cash Euro-Plus auf. Der bereits 1979 aufgelegte Fonds ist zudem der älteste Geldmarkfonds seiner Klasse. Mit einer Sharpe Ratio von 1,19 (risikofreier Zinssatz: 3-Monats-Euribor) liegt er auf Platz eins aller Geldmarktfonds (siehe Tabelle). Auf Platz zwei findet sich der AXA Spread Court Terme von Philippe Billot. Im Vergleich zum ESPA Fonds, weist dieser mit einer jährlichen Volatilität von unter 0,2 Prozent weniger als die Hälfte der Schwankungen auf. In der Mitte des Volatilitäts-Spektrums finden sich der dritt- und viertplatzierte Tyrolcash bzw. der siemens/rich&liquid an. Beide Fonds erzielten in den letzten fünf Jahren bei einer jährlichen Volatilität von rund 0,35 Renditen um die drei Prozent.

In wieweit die Volatilität als Risikomaß besonders bei Geldmarktfonds eine wichtige Rolle spielt, ist aber zu hinterfragen. Da die meisten Anleger diese Anlageform wohl eher als „Geldparkplatz“ und daher als Sparbuchersatz sehen, sollte die Verlustvermeidung (auch auf kurze Zeiträume) Priorität haben.

e-fundresearch hat sich deswegen die Anlageergebnisse aller Euro-Geldmarktfonds genauer angesehen und deren roulierenden 12-Monats-Performances miteinander verglichen. Von den insgesamt 59 Fonds mit 5-Jahres-Historie, wiesen nur drei über die fünf roulierenden Perioden (jeweils per 30.4.) eine negative Rendite auf. Im Schnitt lagen die 1-Jahres-Erträge zwischen 1,5 und 3,6 Prozent pro Jahr. Die Wahrscheinlichkeit mit Geldmarktfonds Geld zu verlieren, ist deshalb nahezu vernachlässigbar. 

2. ABS-Fonds:

Als Alternative zu reinen Geldmarktfonds bieten sich seit einigen Jahren auch Fonds an, die in Asset Backed Securities (ABS) investieren. Asset Backed Securities sind illiquide Forderungen (wie Hypotheken, Kreditkarten oder Automobilfinanzierungen), die in handelbare, verzinsliche Wertpapiere verbrieft wurden. Im Zuge dieses Prozesses werden die ABS in verschiedene Tranchen aufgeteilt, welche der Schuldner - gestaffelt nach der Bonität - mit unterschiedlichen Zinssätzen ausgestattet. Unternehmen und Finanzinstitute nutzen dieses Verfahren zum Beispiel, um ihre Bilanzkennzahlen zu verbessern und sich mit Kapital zu versorgen. Ein Vorgehen, das in den letzten Jahren verstärkt Einsatz gefunden hat.

Reine ABS-Fonds gibt es dagegen noch nicht sehr lange. Der älteste Euro-ABS Fonds, der Euro ABS Income Fonds der UNIQA, wurde erst im April 2003 aufgelegt. Seit damals kommt dieser auf eine p.a. Rendite von 3,2 Prozent bei einer äußerst geringen Volatilität von 0,3 Prozent. Zum Vergleich: Der 3-Monats-EURIBOR kam im selben Zeitraum auf 2,2 Prozent bei einer Schwankungsbreite von 0,1 Prozent.

Auf Sicht der letzten drei Jahre – über eine 5-Jahres-Historie verfügt noch kein einziger Fonds – liegt der Euro-ABS Fonds ebenfalls auf Platz eins anhand der Sharpe Ratio. Dahinter folgt der Oppenheim Asset Backed Security Fonds (siehe Tabelle).

Beide Fonds haben es sich zum Ziel gesetzt des 3-Monats-EURIBOR langfristig um rund 0,6-0,8 Prozent p.a. zu schlagen. Dabei sollten Anleger jedoch nicht darauf vergessen, dass diese Fonds im Unterschied zu Geldmarktfonds nicht nur in Papiere mit AAA-Rating investieren sondern im Schnitt ein Durchschnittsrating von A- aufweisen. Das leicht erhöhte Bonitätsrisiko wird aber auch mit einer leicht besseren Performance abgegolten. Aufgrund der hohen Minimum-Investments von jeweils mindestens über 100.000 Euro, sind beide Fonds aber wohl nur für Großanleger interessant. 

3. Kurzlaufende Euro-Anleihenfonds

Aufgrund der im Vergleich zu Geldmarkt- und ABS-Fonds höheren Duration (und der damit verbundenen Zinssensitivität) wirkten sich die zuletzt steigenden Zinsen bei Euro-Anleihenfonds stärker aus. Denn Zinserhöhungen führen grundsätzlich zu Kursverlusten an den Anleihenmärkten. Und je höher die Duration (grob gesagt die Restlaufzeit der Anleihe), umso mehr fällt ihre – im Vergleich zu neu begebenen Anleihen geringere – Verzinsung ins Gewicht.

Kurzlaufende Euro-Anleihenfonds kamen im 5-Jahres-Durchschnitt auf eine Jahresperformance von 2,4 Prozent. Im Schnitt der letzten drei Jahre kamen diese nur mehr auf eine Rendite von 1,5 Prozent, im 12-Monats-Zeitraum liegt die Rendite bei mageren 0,8 Prozent. Aber auch hier ist das Performance-Spektrum zwischen 2,5 Prozent (COMINVEST Short Term Plus) und -1,1 Prozent beim LGT Strategy 2 Years mit 3,6 Prozent sehr groß.

Die langfristig besten Fonds – im Vergleich zu Geldmarktfonds zählt hier das Kriterium der risikoadjustierten Performance sogar noch mehr – sind AXA WF Euro 1-3, Volksbank-Geld-Rent und KEPLER Liquid Rentenfonds (siehe Tabelle).

Zinsen: Nach oben oder doch nach unten?

Während unter den meisten Marktteilnehmern Konsens darüber besteht, dass die Zinsen 2006 weiter anziehen werden, sind heimische Spitzen-Anleihenmanager teilweise anderer Meinung. Michel Manigand - der gleich alle der der anhand der Sharpe Ratio der letzten fünf Jahre besten Euro-Anleihenfonds managt – rechnet zwar noch mit ein bis zwei weiteren Leitzinsanhebungen auf bis zu drei Prozent. „Dann ist aber Schluss und noch vor Jahresende kommt die Zinswende“, prognostiziert der Tiroler. „Denn ausgehend von den USA wird sich die Wirtschaftsentwicklung auch in Europa abschwächen. Ein ähnliches Bild sieht er am langen Zinsende: „Von aktuell vier sehe ich noch Luft bis 4,5 Prozent bei 10-jährigen Staatsanleihen. Dann wird sich auch hier das Blatt wenden und 3,5 Prozent erscheinen danach realistisch“, so Manigand.

Auch Günther Schupp, Fondsmanager bei der Erste-Sparinvest und u.a. für den Spängler SparTrust M verantwortlich sieht nach den heurigen Kursverlusten jetzt einen der attraktivsten Einstiegszeitpunkt seit langem: „Die Konjunktur in Europa läuft noch nicht so rosig, wie dies die gestiegenen Renditen andeuten. Sollten die Anleihenrenditen in den nächsten Monaten wieder nachgeben, womit ich rechne, würden meine Fonds zusätzlich von steigenden Anleihenkursen profitieren“, glaubt Schupp. Außerdem seien die Verluste des laufenden Jahres nur temporär: „Zum Jahresende schaut die Welt in diesem Segment sicherlich ganz, ganz anders aus“, prognostiziert er. Als Hauptgrund für die Zinsanstiege sieht er die urplötzliche Angst vor der Inflation: „Diese ist aus meiner Sicht aber völlig unbegründet, da keine Preisüberwälzungsspielräume bestehen“, analysiert er.

Fonds vs. Sparbuch: Was ist besser?

Auf den ersten Blick fällt der direkte Vergleich von Investmentfonds aus den Bereichen Geldmarkt/Geldmarktersatz gegenüber Sparbuch- und Direktsparen negativ für die Fondsbranche aus. Nur ein Geldmarkt- bzw. ABS-Fonds (DVG Euro-Rendite-Plus mit 2,82 Prozent) schlug die von ING-Diba angebotenen 2,75 Prozent auf 12-Monats-Sicht. Der Schnitt fiel deutlich hinter Sparbuch & Co. zurück.

Je länger der Zeitraum für die Bewertung ausfällt, desto besser wird das Ergebnis der Fonds. Auf Sicht der letzten fünf Jahre etwa kamen die besten Fonds auf Renditen von deutlich über drei Prozent (DVG Euro-Rendite Plus 3,5 Prozent, ESPA Cash Euro-Plus und Raiffeisen-Euro-Liquid je 3,4 Prozent). Der 3-Monats-Euribor, welcher die risikofreie Zinslatte darstellt, kam im selben Zeitraum auf 2,7 Prozent und erzielte damit fast ein Drittel weniger an Ertrag, Aktives Fondsmanagement scheint sich als auch bei Geldmarktfonds auszuzahlen.

In Relation zur aktuellen Inflationsrate – diese betrug in Österreich im April laut vorläufigen Zahlen 1,6 Prozent – bringen fast alle Anlageprodukte (auch nach  Abzug von Steuern und Kosten) deutlich positive reale Erträge. 

Kosten nicht vergessen!

Last but not least, spielen bei der Auswahl kurzfristiger Anlageformen Kosten eine bedeutende Rolle. Denn während viele Sparprodukte bei Banken mit kostenloser Kontoführung werben (auch die von der Republik Österreich angebotenen Bundesschätze sind ohne Spesen erhältlich), fallen bei Fondsveranlagungen neben den laufenden Kosten auch einmalige Ausgabeaufschläge an. Bei Geldmarktfonds betragen die Ausgabeaufschläge dabei rund 0,5 bis ein Prozent, bei kurzlaufenden Anleihenfonds zwischen einem und zwei Prozent.

Während die laufenden Spesen in der Berechnung der Fondsperformancezahlen bereits berücksichtigt sind – hohe Gebühren drücken somit laufend und automatisch den Ertrag – sollten Anleger hohe Ausgabeaufschläge also so gut wie möglich meiden.

Alle Daten per 19.5.2006 in Euro
Quelle:  

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