China mit neuen Reformen für Aktien

Auf dem Weg zur Marktwirtschaft plant China weitere Reformschritte für die Kapitalmärkte. Ende 2006 sollten alle Aktien als "G-shares" handelbar werden. Maria Abbonizio von Fidelity Investments International in Hong Kong erwartet einen starken Anstieg der IPO und M&A Aktivitäten. Die wichtigsten Änderungen... Funds | 22.06.2006 07:47 Uhr
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China ist die treibende Kraft im Wachstumsmotor Asiens. Der fundamentale Wandel der Wirtschaftsstrukturen vollzieht sich mit hohem Tempo. Maria Abbonizio von Fidelity Investments International in Hong Kong präsentierte auf der diesjährigen Fidelity Asien Investment Conference in Kronberg einen Rückblick auf die wichtigsten Reformschritte der letzten 20 Jahre sowie einen Ausblick auf die zukünftigen Wachstumschancen durch die weitergehende Modernisierung der Kapitalmärkte.

Übergang von Staats- zu Privatunternehmen

In den 80er Jahren wurden die Unternehmen Chinas, die zuvor als Abteilungen der einzelnen Ministerien geführt wurden, in Aktiengesellschaften umgewandelt. Dies war die Grundlage für die späteren Börseneinführungen. Weiters wurden die Unternehmen erstmals nicht mehr über die Budgets der Ministerien, sondern über Banken finanziert. Dies führte zur Schaffung der vier großen staatseigenen Banken (Bank of China, China Construction Bank, Industrial and Commerical Bank of China und China Agricultural Bank).

In den späten 90er Jahren wurde damit begonnen, die Zahl der Staatsunternehmen sukzessive zu reduzieren. Die großen Konglomerate blieben weitgehend unter der vollen Kontrolle des Staates. Die kleineren Unternehmen wurden sukzessive in eine relative Unabhängigkeit vom Staat entlassen und teilprivatisiert. Ab 2002 konnten auch ausländische Investoren in staatseigenen Unternehmen investieren.

Große Fortschritte in den letzten Jahren

Maria Abbonizio: "In den letzten zehn Jahren wurden wichtige Reformen sichtbar. Im Jahr 1998 waren 9,4 Prozent der ehemals verstaatlichten Industrieunternehmen privatisiert, weitere 3,4 Prozent wurden fusioniert oder liquidiert. Im Jahr 2001 waren bereits 38 Prozent in privaten Händen und 22 Prozent mit anderen Unternehmen zusammengeschlossen oder aufgelöst. 2005 stieg die Zahl der privatisierten Unternehmen bereits auf mehr als 50 Prozent an. 26 Prozent wurden fusioniert oder liquidiert."

Von 1996 bis 2005 sank die Zahl der Staatsunternehmen von 115.000 auf 35.000 und die Zahl der Privatunternehmen stieg auf rund 60.000 an. Wenn man diese Zahlen berücksichtigt, wird das Ausmaß der Reformleistung sichtbar.

Reformen auf dem Aktienmarkt

In den späten 80er Jahren wurde das duale System für börsennotierte Unternehmen (non-tradable und tradeable) geschaffen. Die gesamte Börsenkapitalisierung der chinesischen Aktien teilte sich im Jahr 2005 wie folgt auf (Quelle: CSRC, Nomura):

  • 47,0 Prozent non-tradeable (nicht handelbar, Aktien im Staatsbesitz)
  • 10,5 Prozent non-tradeable im Eigentum von chinesischen Unternehmen
  • 6,2 Prozent non-tradeable (sonstige Eigentümer)
  • 27,9 Prozent A-shares
  • 2,6 Prozent B-shares
  • 5,7 Prozent H-shares
  • 0,1 Sonstige

Die größten Probleme des dualen Systems waren die unzureichenden Corporate Governance Vorschriften, die unterschiedlichen Handelsmöglichkeiten und die unterschiedlichen Interessen der einzelnen Aktionäre.

Die Reformen des Jahres 2006 brachten wichtige Fortschritte. Maria Abbonizio: "Seit September 2005 haben 868 Unternehmen, bzw. 70 Prozent des A-shares Marktes, haben bereits Reformen angekündigt. Bis Ende 2006 sollten nahezu alle Unternehmen ihren Reformprozess abgeschlossen haben." Im Ergebnis sollten alle derzeit nicht handelbaren Aktien (non-tradeable shares, v. a. im Staatsbesitz) handelbar werden. Alle handelbaren Aktien sollten in der Folge als "G-shares" bezeichnet werden. Danach gibt es nur noch "Aktien mit und ohne Verkaufsbedingungen." Die Schaffung von G-shares sollte die im Staatsbesitz befindlichen Unternehmen transparenter und effizienter machen und dem Staat die Möglichkeit zur weiteren Privatisierung bieten.

Stock Options für Manager

Zur Motivation der Manager und zur besseren Abstimmung ihrer Interessen mit jenen der Aktionäre ist die Einführung von Stock Options in jenen Unternehmen geplant, die den Reformprozess bereits abgeschlossen haben. Dies wird zu einer weiteren Stärkung der Marktmechanismen führen - die bekannten negativen Folgen der Übertreibung sollten nach Möglichkeit vermieden werden.

IPO und M&A Aktivitäten

China´s Industrie ist auf eine große Anzahl von Unternehmen zersplittert. In Indien ist die Konzentration rund achtmal und in den USA rund fünfmal höher als in China. IPO und M&A sind attraktive Wachstumsfelder für Investmentbanken. Maria Abbonizio: "Für 2006 erwarten wir wichtige IPOs. Vor allem die Emissionserlöse bei H-Shares sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Für das zweite Halbjahr 2006 erwartet der Markt noch IPOs von Industrial & Commercial Bank of China (10 Mrd. USD), China National Coal (1,5 Mrd. USD), China Merchant Bank (1,3 Mrd. USD) und Guangdong Power (1 Mrd. USD)." Seit den ersten Schritten der Bankreform im Jahr 2002 hat sich die Qualität der chinesischen Banken sukzessive verbessert.

Die wichtigsten Marktreformen in China

Reformen des Aktienmarktes sind Teil einer umfassenden Strukturänderung der gesamten Marktwirtschaft. Dazu zählen vor allem die Einführung der QFII (Qualified Foreign Institutional Investors) Programme, die eine Veranlagung auf dem chinesischen Aktienmarkt ermöglichen, die vollständige Einführung der IAS (International Accounting Standards) per 1. 1. 2007, Steuerreformen, Währungsreformen, Bankreformen sowie die Einführung der QDII (Qualified Domestic Institutional Investors) Programme, die chinesischen institutionellen Investoren die internationale Diversifikation ermöglichen.

Asien - Region mit geringen Korrelationen

Im Rahmen der Fidelity Asian Investment Conference in Kronberg wurden institutionellen Investoren und Vermögensverwaltern aktuelle Updates zu den asiatischen Märkten präsentiert. Unabhängig von den zuletzt beobachteten Kurskorrekturen ist Asien sowohl aus makro- als auch aus mikroökonomischen Überlegungen in guter Verfassung. Hohe Sparquoten, geringe Verschuldung und Wirtschaftswachstum sind positive Faktoren. Keinesfalls sind die letzten Marktentwicklungen mit jenen während der Asienkrise in den späten Neunziger Jahren vergleichbar.

Asien kann nicht als einheitlicher Block betrachtet werden, sondern vielmehr als eine Region, die aus einzelnen Märkten besteht und niedrige Korrelationen untereinander aufweisen. Dadurch ergeben sich wichtige Diversifikationseffekte.

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