„Anleger sehen das Bild zu eindimensional“
e-fundresearch: Warum sind dann aber so viele Anleger pessimistisch für US-Aktien?
Cormac Weldon: Anleger sollten besser über den „Tellerrand“ wackeliger Kurzfristdaten hinausschauen und sich auf die weiterhin soliden Rahmendaten konzentrieren. Denn so eindimensional darf man einfach nicht denken, die Realität ist sehr viel komplizierter. Ich bleibe bei den Fakten: Die Inflationsrate ist unter Kontrolle, das globale Wirtschaftswachstum hält unvermindert an und es spricht einiges dafür, dass die Federal Reserve Anfang nächsten Jahres die geldpolitischen Zügel lockern wird. In der Vergangenheit hat sich ein solches Szenario in der Regel als ausgesprochen positiv für die Märkte erwiesen.
„Konjunkturhöhepunkt für den S&P 500 Index sogar positiv“
e-fundresearch: Trotzdem scheint der konjunkturelle Höhepunkt in den USA überschritten, was für die zukünftige Entwicklung der Unternehmensgewinne doch nicht gut sein kann?
UI-ChampionsCall mit ProfitlichSchmidlin: „Wir graben tiefer“ - Opportunitäten für langfristige Unternehmensbeteiligungen und Anleihe-Sondersituationen
„Wir graben tiefer“ - Opportunitäten für langfristige Unternehmensbeteiligungen und Anleihe-Sondersituationen„Im Jahr 2023 sind die Fundamentaldaten bei unseren Beteiligungen mit den Aktienkursen weit...Cormac Weldon: Da muss ich Ihnen widersprechen. Im Schnitt hat sich der S&P 500 Index nach den konjunkturellen Höhepunkte zwischen 1966 und 1997 in den jeweils folgenden 18 Monaten positiv entwickelt. Die durchschnittliche Performance betrug dabei über 30 Prozent. Wenn wir davon ausgehen, dass im aktuellen Zyklus der Höhepunkt im zweiten Quartal dieses Jahres stattgefunden hat, ist der Ausblick für die nächsten 16 Monate mehr als positiv.
„US-Aktien günstig bewertet“
e-fundresearch: Wie sieht es auf der anderen Seite mit der Bewertung von US-Aktien aus?
Cormac Weldon: Diese stellen sich durchaus positiv dar. Gemessen etwa am relativen Kurs-Gewinn-Verhältnis von US-Aktien im Vergleich zu UK-Aktien, sind wir derzeit auf Niveaus von Mitte 2001 angelangt. Auch sind ja viele der von Marktteilnehmern genannten Gründe gegen ein US-Investment schon in den aktuellen Wachstumssaussichten eingepreist: Für 2007 rechnen wir etwa mit einem BIP-Wachstum von 2,75 Prozent verglichen mit 3,4 Prozent im laufenden Jahr.
Auswirkungen der Mid-Term-Wahlen
e-fundresearch: Letzte Woche haben die Demokraten einen wichtigen Sieg bei den Mid-Term Wahlen erzielt. Ist das gut für die Märkte oder welche Rolle spielt das für US-Aktien?
Cormac Weldon: Ich glaube das hat gar keine Auswirkungen für US-Aktien. Die Unterschiede zwischen den Demokraten und den Republikanern sind im wirtschaftlichen Bereich mikroskopisch. Auf Branchenebene hat das teilweise Auswirkungen: So ist eine republikanische Regierung eher positiv für Energie-Unternehmen, die Demokraten sind gegenüber Pharma-Unternehmen kritischer. Aber insgesamt hat niemand ein Interesse daran der Wirtschaft zu schaden. Anleger können deswegen diese Entwicklungen nahezu ignorieren.
e-fundresearch: Stichwort Sektoren. Sie sind vor allem im Bereich Energie und IT übergewichtet, im Konsumgüterbereich dagegen eher vorsichtig. Warum?
Cormac Weldon: Sehr viele Energie-Aktien sind bei einem Ölpreis von 60 US-Dollar attraktiv bewertet, ja sogar unterbewertet. Ein gutes Beispiel ist Devon Energy.
„US-Marktteilnehmer agieren zu kurzfristig“
e-fundresearch: Wie schafft man es eigentlich als aktiver Fondsmanager mit US-Aktien, dem wohl effizientesten Aktienmarkt der Welt, Alpha zu generieren? In den letzten 5 Jahren etwa, übertraf ihr Threadneedle American Select Fonds den S&P 500 Index nur um kumulierte 0,9 Prozent. Besonders im Mai und Juni 2006 verloren sie deutlich gegenüber dem Markt…
Cormac Weldon: Die Effizienz des US-Aktienmarktes ist besonders in Large Cap Bereich zwar generell gegeben, aber viele Marktteilnehmer sind besonders in den USA zu kurzfristig orientiert. Durch unsere längerfristige Perspektive schaffen wir hier Vorteile. Außerdem versuchen wir durch unsere Beimischung von Smaller Caps – derzeit etwa 40 Prozent des Fonds – einen zusätzlichen Mehrwert zu generieren. Zu ihrem zweiten Punkt: Es stimmt, die starke Outperformance zwischen Mai 2005 und Mai 2006 verloren wir dieses Jahr im Mai und Juni. Die Gründe waren unser Übergewicht im Bereich Immobilien- und Energie-Aktien.
e-fundresearch: Vielen herzlichen Dank für das Gespräch!
Alle Daten per 1.11.2006 in Euro
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