Atomindustrie als großer Gewinner

Die seit Sommer 2006 fallenden Ölpreise haben sich stark negativ auf Energie-Aktien ausgewirkt. Für 2007 rechnet Brian Guck, Portfolio Advisor des Clariden Energy Equity Fonds, mit einem eher langweiligen Jahr. Kursschwächen sollten aber zum Einstieg genutzt werden, denn 2008 werde deutlich besser. Funds | 24.01.2007 06:30 Uhr
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Seit letztem Sommer schneiden Energie-Aktien vor dem Hintergrund fallender Ölpreise nun schon schlechter ab als Weltaktien. Während der MSCI World Index seit Mitte Juli 2006 um 15,4 Prozent zulegte, fiel der MSCI World/Energy Index um 2,4 Prozent. In den letzten beiden Monaten beschleunigte sich der Kursverfall der Energie-Werte noch weiter und seit Jahresbeginn weisen diese mit -2,1 Prozent die schlechteste Entwicklung aller Sektoren im MSCI World Index auf.

e-fundresearch fragte bei Brian Guck, Global Equity Portfolio Advisor bei Wellington Management in Boston und u.a. für den Clariden Energy Equity Fonds verantwortlich, nach, wie es weitergeht. Dieser, im Juli 2001 aufgelegte Fonds, liegt anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) der letzten fünf Jahre auf Platz eins von 31 Energie-Aktienfonds in der Fondsdatenbank Lipper. Wellington Management tätigt weltweit Anlagen in Höhe von über 20 Mrd. US-Dollar in Energie und Ressourcen.

USA: Kleinwagen zum ersten Mal seit 25 Jahren wichtiger

e-fundresearch: Herr Guck, der Ölpreis ist seit Juli 2006 in Euro gerechnet um 33 Prozent gefallen und hat zu einem starken Kursverlust bei Energie-Aktien geführt. Wird 2007 noch ein gutes Jahr für diesen Sektor oder ist nach den starken Gewinnen der letzten Jahre die Luft jetzt einmal draußen?

Brian Guck: Wir haben gerade fünf sehr starke Jahre für Energie-Aktien hinter uns. Der Grund für Kurse lag daran, dass für die meisten Energieträger wie Öl oder Gas die Nachfrage das Angebot bei weitem übertroffen hat. Aufgrund eines erwarteten leicht schwächeren Weltwirtschaftswachstums und einer effizienteren Energienutzung ist diese Nachfrage aber zuletzt gesunken. Nach fünf Jahren steigender Benzinpreise ist zum Beispiel der Anteil leichter Trucks und SUV´s zum ersten Mal seit 25 Jahren gesunken und das Kleinwagensegment gewinnt Marktanteile. Auf der anderen Seite ist das Angebot besonders von Öl stark ausgeweitet worden, speziell aus Nicht-OPEC Ländern wie Kanada oder Russland.

Hoffnungen ruhen auf 2008

Bei Wellington Management gehen wir davon aus, dass diese Entwicklung weitergeht und sich der Ölpreis 2007 auf einem Niveau von 50-60 US-Dollar pro Barrel bewegt. Aber auch ein kurzer Abschwung auf 40 US-Dollar wäre möglich. Außer es passieren unvorhergesehene exogene Schocks, dann könnte der Ölpreis durchaus auch auf 100 US-Dollar pro Barrel ansteigen. Für Energie-Aktien wird 2007 tendenziell ein langweiliges Jahr und Anleger werden diesen Sektor wieder etwas vergessen.

Kurseinbrühe sollten aber für Käufe genutzt werden, denn das nächste Jahr wird wieder interessanter. 2008 wird sich der Markt aber wieder stabilisieren und die Nachfrage wieder deutlich anziehen.

„Energie-Aktien sind sehr billig“

e-fundresearch: Bietet sich der Sektor eigentlich für langfristige Anleger an? Man bekommt oftmals den Eindruck, dass die meisten Investoren in diesem Bereich eher eine kurzfristige Strategie verfolgen und schon auf die kleinsten Preisveränderungen spekulieren…

Brian Guck: Energie-Aktien sind eine solide, langfristige Geldanlage. Dafür sprechen gleich mehrere Gründe: Die US-amerikanische Energy Information Agency (EIA) rechnet etwa damit, dass die Ölnachfrage im Zeitraum von 2003 bis 2030 um nahezu 50 Prozent ansteigt. Die gesamte Energie-Nachfrage wird laut denselben Schätzungen um 71 Prozent ansteigen.

Zudem sind die meisten Energie-Unternehmen aufgrund der hohen Profitabilität im Vergleich zu anderen Sektoren heute sehr günstig. Die großen Ölfirmen weisen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zwischen 10 und 12 auf Basis der heurigen schwächeren Gewinne aus. Der S&P 500 Index ex Energie weist dagegen ein KGV von 18-19 auf.

Darüber hinaus eignet sich der Energiesektor sehr gut zur Diversifizierung, weil er bei vergleichbarem Risikoniveau nur wenig mit US-amerikanischen und europäischen Aktien korreliert. In den letzten 12 Jahren betrug die Korrelation des MSCI Energy Index mit dem S&P 500 51 Prozent, mit dem MSCI Europe 54 Prozent. Zum Vergleich: Der MSCI World weist eine Korrelation mit den beiden Regionen-Indizes von über 90 Prozent auf.

Steht ein Atom-Boom bevor?

e-fundresearch: Aber spricht nicht gerade der stattfindende Klimawandel gegen ein langfristiges Energie-Investment?

Brian Guck: Dieses Thema betrifft den Sektor sicher enorm. Laut den führenden Umweltexperten müsste der CO2 Ausstoß aber, um den Klimawandel nachhaltig zu stoppen, dramatisch um 80 oder 90 Prozent gesenkt werden. Im Hinblick auf die Strategie Chinas - und ohne China wird jede globale Initiative erfolglos sein – sieht das derzeit wenig realistisch aus.

Aber sicherlich wird diese Diskussion Auswirkungen auf den Mix der Energiequellen haben. Der große Gewinner würde dann Atomindustrie sein. Sehen sie sich Frankreich an. Dieses Land deckt derzeit 79 Prozent seines Energiebedarfes mit Atomstrom ab. In den USA oder in UK liegt der Anteil bei knapp 20 Prozent und in Schwellenländern wie Indien, Brasilien oder China erst bei 2-3 Prozent. Würden alle Länder das derzeitige Niveau Frankreichs erreichen wollen, würden zu den weltweiten derzeit 442 Atomkraftwerken nochmals 1650 neue hinzukommen. Aber schon heute besteht hier eine enorme Ressourcenknappheit, auch beim Personal, in der Atomindustrie. Zudem ist das Problem der Atommüll-Entsorgung weiter ungelöst. 

Weitere Wachstumsbereiche sind etwa die Wasserkraft in Schwellenländern oder auch die biofossilen Brennstoffe. Die Hoffnungsenergieträger Solar und Wind werden zwar stark wachsen, aber auch in Jahrzehnten nur einen kleinen Anteil am Energiemix haben. Die Einbindung in bestehende Stromsysteme ist nicht so leicht wie man glauben möchte. Denn wenn die Sonne nicht scheint oder kein Wind bläst, braucht man herkömmliche Stromquellen um die Auslastung in den Netzen konstant zu halten. Öl, Gas und Kohle werden in Summe also nicht unwichtiger.

Outperformance durch Emerging Markets

e-fundresearch: Der Clariden Energy Equity Fonds liegt risikoadjustiert auf Platz eins aller Energie-Aktienfonds. Warum?

Brian Guck: Ich denke der Hauptunterschied zum Gesamtmarkt liegt in unserem größeren Gewicht von Schwellenländer-Aktien, welche wir aktuell mit etwa einem Fünftel des Portfolios gewichten. Zudem sind wir etwa im Vergleich zum MSCI Energy Index sehr viel breiter aufgestellt: Im Index sind sieben verschiedene Länder enthalten, wir halten 17 verschiedene. Auch suchen wir die meisten Investmentchancen außerhalb der Benchmark – derzeit finden sich von den 73 Titeln im Fonds nur 25 im MSCI Energy Index.

Die Strategie für 2007

e-fundresearch: Wie sieht ihre aktuelle Strategie aus?

Brian Guck: Da wir für 2007 eher von einem schwächeren Umfeld für Energie-Aktien ausgehen, haben wir bereits im letzten Quartal 2006 begonnen, uns defensiver zu positionieren. Wir haben deswegen zum Beispiel den Anteil der großen Öl- und Gasfirmen von 20 auf über 40 Prozent erhöht. Dafür haben wir den Anteil der Explorations-Firmen stark reduziert. Unsere Top-Position im Fonds ist derzeit Exxon Mobil, denn dieses Unternehmen ist auch auf den aktuellen Preisniveaus bei Öl hoch profitabel. Der größte Energie-Hersteller der Welt ist für uns das am besten gemanagte Unternehmen der Welt.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

Alle Daten per 19.1.2007 in Euro
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