Turnaround bei Fidelity?

Der mit 17 Mrd. Euro immer noch größte Europa-Aktienfonds Fidelity European Growth hat seit Jahresbeginn mit Alexander Scurlock einen neuen Manager. Wie sich dieser seither schlägt und mit welchen weiteren Maßnahmen man bei Fidelity versucht wieder mehr Alpha für Anleger zu generieren... Funds | 23.03.2007 06:11 Uhr
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Der Fidelity Funds – European Growth Fund kam zuletzt öfter in die Schlagzeilen als ihm lieb war. Die erfolgsverwöhnten Anleger - so liegt der Fonds über fünf und zehn Jahre anhand der Performance unter den besten fünf Prozent seiner Vergleichsgruppe „Europa-Aktienfonds“ – zeigten sich mit der kurzfristigen Underperformance mehr als unzufrieden. Der vor einem Jahr noch 24,2 Mrd. Euro große Fonds schrumpfte trotz einer absolut positiven Performance von 15 Prozent um über sieben Milliarden. In Relation zur durchschnittlichen Fondsgröße europäischer Aktienfonds mit 293 Millionen Euro ein enormer Wert.

Was war geschehen?
 
In schweres Fahrwasser geriet das Flagschiff-Produkt von Fidelity im Januar 2006, als die Underperformance begann. Davor verzeichnete er teilweise extreme Nettomittelzuflüsse von bis zu einer Milliarde Euro pro Monat. Im Zeitraum 25.1. bis 4.10. des Vorjahres, lag der Fonds dann um 9,8 Prozent hinter seiner Benchmark FTSE Europe zurück. Viele Anleger, die erst spät eingestiegen waren, wurden in dieser Schwächephase nervös und verkauften.

Eine kurzfristig ebenso enttäuschende Performance lieferten übrigens auch andere Europa-Aktienfonds von Fidelity, etwa der Fidelity Funds – European Aggressive von Sanjeev Shah. Als Grund dafür nennt Global Chief Investment Officer Michael Gordon eine Underperformance von Unternehmen mit hohem Gewinnwachstum: „Langfristig besteht aber eine sehr hohe Korrelation zwischen Gewinnwachstum und Aktienkursentwicklung“, zeigt er sich auf der diese Woche in Frankfurt stattfindenden Fidelity-Investmentkonferenz überzeugt. Zudem seien die Unterschiede zwischen günstigen und teueren Aktien, gemessen etwa am Kurs-Gewinn-Verhältnis, 2006 stark geschrumpft. „Die ungewöhnlich niedrigen Volatilitäten haben es auch viel schwerer gemacht Alpha zu generieren“, gesteht Gordon.

Mehr Analysten sollen Information Ratios heben

Darauf hat man bei Fidelity aber bereits reagiert: „In den letzten beiden Jahren haben wir so viele Analysten neu eingestellt, wie noch nie zuvor. Die Zahl der von einem Analysten abzudeckenden Unternehmen sank dabei von 65 auf 32“, so Gordon. Durch eine einerseits tiefere, andererseits breite Analyse von Unternehmen, erhofft man sich in London vor allem eine bessere Information Ratio der Fonds. So gibt es für jeden Sektor jetzt Large, Mid und Small Cap bzw. Schwellenländer-Analysten. „Denn ein einzelner Analyseansatz passt eben nicht überall“.

Was Scurlock anders macht

Zudem setzt man beim Flagschiff Fidelity European Growth seit Jahresbeginn auf einen neuen Fondsmanager. Der in der Schweiz lebende Brite Alexander Scurlock ist bereits seit 1994 bei Fidelity. Sein Können bewies er u.a. im Zeitraum 1998-2006 als Fondsmanager des Fidelity Funds – Euro Blue Chip.

Seitdem Scurlock den Fonds im vierten Quartal 2006 sukzessive übernommen hat, wurde bereits einiges anders. „Ich habe das Portfolio gestrafft und die Anzahl der Positionen von 235 auf rund 150 reduziert“. Auch hat sich der Fonds, welcher vor fünf Jahren noch als reiner Value Fonds mit Mid-Cap-Ausrichtung bekannt war, zuletzt eher in einen Large Cap Blend Fonds entwickelt. „Dieses Faktum sollte man aber nicht überinterpretieren. Der Grund liegt ganz einfach darin, dass Value-Aktien nach sechs Jahren der Outperformance gegenüber Growth jetzt nicht mehr so attraktiv aussehen wie etwa 2002. Auch sind Large Caps mittlerweile billiger als Small- oder Mid-Caps“, so Scurlock, der deswegen ganz einfach vermehrt Anlagechancen bei Large Caps ortet.

„Emerging Markets sind teuer“

Skeptisch ist er auch bei Emerging Markets: „Die Bewertungen vieler dieser Märkte liegt bereits über denen entwickelter Märkte. Viel Liquidität ist weiter auf der Suche nach riskanten Anlagen“, berichtet Scurlock. „Denn die letzten Käufer sind immer die Publikumsanleger, da mache ich nicht mit“. Interessant sei dagegen die zunehmende Vermögensbildung in Schwellenländern. „Ein Beispiel ist Swatch, welcher vor allem aufgrund seiner Herstellung von mechanischen Teilen in Luxusuhren für uns eine Anlagechance darstellt. Denn das Volumen der Schweizer Uhrenexporte wächst rasant, angetrieben u.a. durch den neuen Reichtum der Konsumenten in Schwellenländern“.

Deutschland: Der beste Platz für Investments

Eines seiner größten Übergewichte ist derzeit Deutschland. „Dieses Jahr war ich schon fünf Mal in Deutschland und habe insgesamt 30 Unternehmensbesuche absolviert. Irgendwie bekomme ich das Gefühl, dass ich fast ständig hier bin“, berichtet Scurlock, der damit das Volumen des Fonds großteils dort investiert, wo es herkommt. So sind in Deutschland rund eine Million Menschen im Fidelity European Growth investiert, etwa die Hälfte des Fondsvermögens stammt von hier. „Denn Deutschland ist für mich derzeit der beste Platz für Investments. Der Konsum erholt sich zusehends und die Erfolge des Mittelstandes senken die Arbeitslosenquote“, begründet er.

Übergewichtet ist Scurlock zudem in Norwegen. In Großbritannien und Frankreich findet er dagegen wenig interessante Aktien.

Fazit

Anleger, die nach der kurzfristigen Underperformance aus dem Fidelity Funds – European Growth Fund ausgestiegen sind, könnten zu voreilig gehandelt haben. So erinnert die momentane Situation an die Jahre 1995 bzw.1998, als der Fonds über den 1-Jahres-Zeitraum ebenfalls nur noch im vierten Quartil (also den schlechtesten 25 Prozent) seiner Vergleichsgruppe zu finden war. Jedes Mal hat sich der Fonds davon aber wieder erholt. Auch dieses Mal zeigen sich bereits erste Erfolge des neuen Managers: So hat der Fonds seit 4. Oktober den FTSE Europe Index wieder um 1,6 Prozent geschlagen und den Abwärtstrend gestoppt (siehe Chart). Er liegt damit bereits wieder auf Platz 158/501 Europa-Aktienfonds im zweiten Quartil. Und auch die momentane Größe des Fonds relativiert sich, wenn man diese in Relation zur Größe des Gesamtmarktes sieht: Denn der European Growth Fund macht nur 0,3 Prozent der Marktkapitalisierung der Unternehmen aus, in denen er investiert. Im persönlichen Gespräch mit dem Briten (alle Artikel zu Alexander Scurlock finden Sie HIER), fällt zudem sein ausgeprägtes Selbstbewusstsein auf. Auch aus diesem Aspekt heraus spricht also nichts gegen einen Rebound beim Flaggschiff-Fonds von Fidelity.

Alle Daten per 19.3.2007 in Euro
Quelle:

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