Asien-Investments am Scheideweg

Asien gilt aufgrund seiner Vielfalt eigentlich als Paradies für Stock-Picker. Trotzdem schlugen nur sieben von 54 Asien ex Japan-Fonds ihre Benchmark. e-fundresearch befragte die Top-Fondsmanager von First State, Aberdeen, Templeton und Vontobel zu ihren weiteren Aussichten. Funds | 30.04.2007 06:00 Uhr
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Asien gilt aufgrund seiner Vielfalt eigentlich als Paradies für Stock-Picker. Trotzdem schlugen nur sieben aller 54 in Österreich zum Vertrieb zugelassenen Asien ex Japan Aktienfonds aus Sicht der letzten fünf Jahre den Vergleichsindex MSCI AC Asia Pacific ex Japan. Mit einer Outperformer-Quote von gerade einmal 13 Prozent, liegen Asien-Fonds sogar noch schlechter als US-Aktienfonds, denn immerhin 21 Prozent aller US-Fonds schlagen den S&P 500 Index über den selben Zeitraum.

Für Anleger, die in Asien investieren wollen, sollten deswegen die besten Fonds gerade gut genug sein. Denn fundamental spricht einiges für Asien-Investments: In der Region Asien (ex Japan) leben momentan 3,2 Mrd. Menschen, rund die Hälfte der Weltbevölkerung. Der Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt macht aber erst neun Prozent aus.

Wer von diesem Aufholprozess profitieren will, steht aber vor einer nahezu verwirrenden Produktvielfalt. Denn innerhalb der Asien Fonds gibt es enorme Unterschiede, wobei die gewählte Benchmark eine Schlüsselrolle spielt. So verwendet rund die Hälfte aller Fonds den MSCI AC Asia Pacific ex Japan als Messlatte, die andere Hälfte aber den MSCI AC Far East ex Japan. Während ersterer zu rund einem Drittel aus Australien besteht (China & Hong Kong zusammen dagegen nur 20 Prozent, Indien sieben Prozent), sind im Far East Index Australien und Indien gar nicht enthalten. Dagegen ist Südkorea mit 26 Prozent vor Taiwan mit 21 Prozent das größte Ländergewicht, China & Hong Kong machen zusammen bereits 35 Prozent aus. Der Zusatz AC steht dabei bei beiden Indizes für „All Country“ und bedeutet, dass neben Industrie- auch Schwellenländer im Index enthalten sind, was eine breitere Streuung ermöglicht.

Entwickelt haben sich beide Indizes in den letzten Jahren prächtig: Seit dem Tief der weltweiten Aktienmärkte im März 2003, legte der MSCI AC Asia Pacific ex Japan um 27 Prozent p.a. zu, der MSCI AC Far East ex Japan immerhin noch um 25 Prozent. Zum Vergleich: Weltaktien kamen „nur“ auf 16 Prozent. Alleine in den letzten zwölf Monaten stiegen die Indizes um fast 20 Prozent, während Weltaktien nur auf sieben Prozent Plus kamen.

Die besten Fonds im Überblick

Um auszuloten, mit welcher weiteren Entwicklung Anleger in den nächsten Jahren rechnen können, befragte e-fundresearch.com die, anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio), Top-Platzierten Fondsmanager der letzten fünf Jahre.

Tulloch meidet Indien

Angus Tulloch, Fondsmanager des First State Asia Pacific, welcher anhand der Sharpe Ratio auf Platz 1 liegt, sieht zukünftig verstärkt Chancen im asiatischen Inlandskonsum. „Steigende Löhne werden den Konsum stärken und die Region unabhängiger vom Außenhandel machen“, glaubt der Schotte. Der Ende 2003 einem Soft-Closing unterzogene Fonds hat seit damals einen „kleinen“ Bruder, den ebenso erfolgreichen, Blue Chip lastigeren First State Asia Pacific Leaders. Die größte Ländergewichtung im First State Asia Pacific macht Greater China mit 38 Prozent aus. Australien hat er mit 16 Prozent gewichtet, Indien nur mit fünf. „Die hohen Bewertungen der indischen Aktien und Aussichten auf weitere Zinserhöhungen stimmen uns skeptisch. Interessant finden wir dagegen den Infrastruktur-Sektor“.

Aberdeen mag Australien nicht

Auch Hugh Young, Fondsmanager des fünftplatzierten Aberdeen Global-Asia Pacific ist besonders für Konsumwerte optimistisch: „Neben dem Trend zu verstärktem Inlandskonsum setzen wir auf Finanzaktien und gewichten dafür Rohstoff-Titel stark unter“. Regional gewichtet er Australien unter: „Banken in Asien sind etwa viel billiger als in Australien“, begründet er seine Entscheidung. China inklusive Hong Kong repräsentiert 22 Prozent des Fonds, gefolgt von Singapur mit 20 Prozent.

Mobius behält die Liquidität im Auge

Mark Mobius, Fondsmanager des Templeton Asian Growth, sieht Asien vor allem vor dem Hintergrund einer schwächeren US-Konjunktur als interessant an: „Der Handel der asiatischen Staaten untereinander wächst stark und verringert die Abhängigkeit von den USA. So exportieren Taiwan und Südkorea schon mehr nach China als in die USA“, beschreibt er. Ebenso wie Angus Tulloch meidet er tendenziell indische Aktien: „Die Erwartungen für die Unternehmensgewinne sind viel zu hoch“, so der Experte. Das größte Risiko für Emerging Markets weltweit – und Asien ist als Finanzplatz größer wie Osteuropa und Lateinamerika zusammengenommen – sei die sich abschwächende globale Liquidität: „Wenn die US-Notenbank die Zinsen zu stark anheben, könnte das zusammen mit steigenden Zinsen in Japan, die Aktienmärkte in Asien besonders treffen. Zudem sollte man die Carry Trades im Auge behalten“, rät er.

Vontobel: Viele Gründe sprechen gegen China

Der im letzten Jahr noch Top-Platzierte Vontobel Far East Equity liegt dieses Jahr nur noch auf Platz zehn, da er am Börsen-Boom in China gar nicht teilgenommen hat. „Auch nach der Korrektur finden wir dort aber kaum günstig bewertete Titel. Interventionen der Regierung, Betrug und Korruption unter den Unternehmensmanagern, keine konsistenten Buchhaltungs-Standards und exzessive Bewertungen sprechen eine deutlich Sprache“, so der gebürtige Inder Rajiv Jain, Fondsmanager des Vontobel Far East Equity. Anleger ließen sich von dem hohen Wirtschaftswachstum blenden: „BIP-Wachstum und Aktienkursgewinne sind aber sogar leicht negativ miteinander korreliert. Die Börsen mit der besten Performance der letzten 100 Jahre waren Australien oder Schweden, das BIP-Wachstum war aber in anderen Ländern viel höher. Und während Lateinamerika in den letzten 20 Jahren kaum gewachsen ist, schnitten die Börsen dort besser ab als in Asien, wo das Wirtschaftswachstum enorm war“, unterstreicht er seine Meinung mit Nachdruck. Für den Gesamtmarkt ist er auf Sicht der nächsten fünf Jahre auch nur verhalten optimistisch: „Die Outperformance Asiens gegenüber den USA oder Europa wird abnehmen. Es gibt in Asien aber besonders viele zyklische Aktien, welche von einer Wirtschaftsabschwächung besonders betroffen wären“, so Jain, dessen eher Absolute-Return-orientierte eher in fallenden Märkten vorn liegt: „Der Fonds wird in boomenden Börsenzeiten tendenziell schlechter performen, da unser Value-Fokus uns zu weniger beachteten Aktien führt”, erklärt Jain, für den Verlustvermeidung oberste Priorität hat.

Performancedaten per 9.4.2007 in Euro
Quelle:  

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