„So billig waren Anleihen noch nie“

Günther Schupp, Fondsmanager des Spängler SparTrust M bzw. sWaldviertel Bond, rechnet 2007 nicht nur mit einer Rezession in den USA, sondern auch mit fallenden Zinsen im Euroraum. Auf 12-Monats-Sicht, sollten Staatsanleihen deswegen wieder rund sieben Prozent Performance erzielen. Funds | 21.05.2007 06:07 Uhr
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Günther Schupp, seit Auflage 1989 verantwortlicher Fondsmanager des mündelsicheren Staatsanleihenfonds Spängler SparTrustM, bleibt dabei: Wie bereits vor einem Jahr, rechnet er mit fallenden Zinsen und einer baldigen Kursrally bei Anleihen. Obwohl dieses Szenario (noch) nicht eingetroffen ist - was dementsprechend negative Auswirkung auf die Performance seiner Fonds hatte - lag der Experte, der seit Mai 2006 auch den sWaldviertel Bond verwaltet, langfristig zumeist richtig: Auf Sicht der letzten zehn Jahre liegt der Spängler SparTrustM mit einer jährlichen Rendite von 4,9 Prozent auf Platz 4/140 Euro-Anleihenfonds. Ebenfalls anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) der letzten fünf Jahre liegt Schupp mit diesem Fonds klar im ersten Quartil seiner Vergleichsgruppe. Gegenüber e-fundresearch.com äußert er sich zu den weiteren Aussichten.

„Höhepunkt des Zinszyklus ist erreicht“

e-fundresearch: Herr Schupp, mit welcher weiteren Zinslandschaft rechnen Sie bis Jahresende im Euro-Raum und welches konjunkturelle Szenario liegt dieser Annahme zugrunde?

Günther Schupp: Der Zinszyklus hat meiner Meinung nach den Höhepunkt bereits erreicht. Die bereits eingepreiste Leitzins-Anhebung um weitere 25 Basispunkte auf 4 Prozent, wird sicher stattfinden. Denn ohne ihr Gesicht zu verlieren, kann die EZB gar nicht anders. Es könnte sein, dass es dann noch einmal um 25 Basispunkte nach oben geht, bei 4,25 Prozent sollte dann aber Schluss sein. Im zweiten Halbjahr werden wir dann wieder Zinssenkungen sehen. Denn der Zenit des Konjunkturzyklus ist auch in Europa bereits überschritten.

US-Rezession steht unmittelbar bevor

e-fundresearch: Aber die Gewinne der Unternehmen sprechen eine andere Sprache, oder?

Günther Schupp: Der Stimulus der niedrigen Realzinsen hat das ganze Jahr 2006 über gewirkt. In der Zwischenzeit hat sich aber vieles geändert und für 2007 ist der Ausblick ein ganz anderer, nicht nur in Europa. Denn ich rechne etwa in den USA, ausgehend von den Problemen am Immobiliensektor, mit einer Rezession, Die Wahrscheinlichkeit hierfür liegt meiner Meinung nach viel höher als ein Drittel, wie Alan Greenspan das letzte Woche wieder betont hat. Mit den ersten rezessiven Erscheinungen rechne ich bereits im Sommer.

„Inflationsangst ist unbegründet“

e-fundresearch: Sorgen der EZB vor aufkommender Inflation, sind dann aber wohl unbegründet, oder?

Günther Schupp: Ja, absolut. Aber auch ohne US-Rezession glaube ich nicht an das Inflationsgespenst, dass die EZB immer wieder als Begründung für ihre Zinsanhebungen heranzieht. Seit mehr als einem Jahr versuchen uns die Währungshüter mit der Inflation zu beeindrucken. Aber schon seit mehr als einem halben Jahr liegen wir unter dem EZB-Inflationsziel von zwei Prozent. Die disinflationären Einflüsse aus China und Süd-Ostasien wirken eben weiter und die Inflation ist dadurch einfach nicht gekommen. Auch hat zuletzt einzig die Banque de France richtigerweise darauf hingewiesen, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes stark zurückgeht, was den starken Anstieg der Geldmenge M3, erklärt. Denn unter normalen Umständen würde das einen großen Inflationsdruck erzeugen und wir müssten bei einer Geldentwertung von vier bis fünf Prozent liegen. Der Grund für die Geldmengenausweitung war aber vor allem die gesunkene Umlaufgeschwindigkeit, weshalb Inflationsängste unbegründet sind.

Die EZB und die Carry Trades

Zudem steht die EZB vor einem Dilemma: Denn die immer noch profitabel stattfindenden Carry Trades im Yen oder Schweizer Franken haben eine große Auswirkung auf die Geldmenge. Hebt die EZB die Zinsen an, wird der Carry Trade noch attraktiver: Geld im Yen bleibt billig, die erzielbare Rendite im Euro steigt was zusätzliches Geld anzieht. Normalerweise sollten aber Zinsanhebungen der steigenden Liquidität entgegenwirken und nicht umgekehrt. Ein Ende der Carry Trades würde dann aber einen umgekehrten Effekt haben und das Geldmengenwachstum einbremsen, was für weitere Zinssenkungen sprechen würde.

Staatsanleihen: „12-Monats-Performance von sieben Prozent realistisch“

e-fundresearch: Nach einer Kursrallye in der zweiten Jahreshälfte, schnitten Euro-Anleihen (gemessen am API Index) im Gesamtjahr 2006 mit -0,6 Prozent zum ersten Mal seit 1999 negativ ab. Auch 2007 liegen Anleihen seit Jahresbeginn im Minus. Müssen sich Anleger auf ein weiteres negatives Bondjahr einstellen?

Günther Schupp: Das glaube ich nicht, ganz im Gegenteil Bis zum Jahresende werden Anleihen eine Performance von drei bis vier Prozent erzielen. Auf Sicht der kommenden zwölf Monate sollten sogar sieben Prozent möglich sein, denn die langfristigen Zinsen sollten von momentan 4,3 auf 3,5 Prozent in einem Jahr sinken.

e-fundresearch: Bereits vor mehr einem Jahr hatten Sie aber bereits die gleiche Meinung und gingen von bald steigenden Anleihenkursen bzw. fallenden Zinsen aus. Passiert ist das Gegenteil, warum?

Günther Schupp: Es stimmt, dass ich bereits seit mehr als einem Jahr mit meiner Einschätzung falsch gelegen bin und meine Erwartungen leider noch nicht eingetroffen sind. Als Reaktion daraus, habe ich in meinen Fonds eine Barbell-Strategie implementiert, d.h. ich investiere sowohl am kurzen Ende als auch über Futures am sehr langen Ende. Die Duration in meinen Fonds habe ich zudem von über sieben Jahren auf fünf Jahre reduziert.  

„So billig wird man Anleihen nie mehr bekommen“

e-fundresearch: Was raten Sie Privatanlegern zum jetzigen Zeitpunkt in Bezug auf mögliche oder bestehende Anleiheninvestments?

Günther Schupp: Wer momentan in Staatsanleihen bzw. Anleihenfonds investiert ist, sollte nicht mehr verkaufen. Wer jetzt dagegen Rentenfonds zukauft, wird diese so billig nie mehr bekommen. Vorsichtige sollten aber vielleicht noch einige Monate abwarten und erst in der zweiten Jahreshälfte kaufen.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

Alle Daten per 14.5.2007 in Euro
Quelle:  

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