Sind Zertifikatefonds ihr Geld wert?

Sie gelten als eine der neuesten Finanzinnovationen: Investmentfonds, die aus dem Dickicht der mittlerweile fast 190.000 Zertifikate, die attraktivsten herausfiltern. Mittlerweile sind in den 24 Produkten 6,3 Mrd. Euro investiert. Grund genug, sich diese einmal näher anzusehen. Das Ergebnis war überraschend… Funds | 23.05.2007 06:00 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der Markt für Derivate boomt: Allein im April diesen Jahres wurden in Deutschland laut Zahlen des Deutschen Derivate Institutes 22.853 neue Produkte aufgelegt. Das entspricht einer schier unglaublichen Zahl von 1.202 Neuemissionen pro Handelstag. Insgesamt sind in Deutschland momentan 121,7 Mrd. Euro in 187.000 unterschiedlichen Zertifikaten investiert. In Österreich ortet das heimische Zertifikate Forum ein zusätzliches Volumen von 11 Mrd. Euro.

Diese rasante Entwicklung ist auch der Fondsbranche nicht entgangen, weshalb es mittlerweile auch Investmentfonds gibt, die wiederum in Zertifikate investieren. Sie sollen dem Anleger die Auswahl aus dem mittlerweile unüberschaubaren Angebot abnehmen, sind untereinander aber teilweise sehr inhomogen was deren Konstruktion betrifft.

6,3 Mrd. Euro in 24 Fonds

Mittlerweile sind in Österreich, Deutschland und der Schweiz jedenfalls 24 verschiedene Zertifikatefonds zugelassen, welche zusammen ein Volumen von 6,34 Mrd. Euro aufweisen. Diese lassen sich generell in zwei unterschiedliche Typen einteilen:

  • Fonds, die ganz allgemein die attraktivsten Zertifikate aus den unterschiedlichsten Kategorien auswählen, bzw.
  • Fonds die nur in fest definierte Zertifikatekategorien (z.B. Bonus- oder Discountzertifikate) investieren. Zur Erklärung: Discountzertifikate ermöglichen es eine Aktie oder einen Index mit einem Abschlag zu erwerben. Dafür ist der maximal mögliche Ertrag aber durch einen Cap begrenzt, weshalb diese Zertifikate in Zeiten stark steigender Kurse hinter dem breiten Markt zurück bleiben, sich dafür aber in fallenden bzw. seitwärtsgehenden Märkten gut schlagen. Bonuszertifikate sind dagegen eine etwas offensivere Anlageform, die eher in steigenden Märkten ihre Stärken ausspielen.

Generell geben sich die Fonds als Allwetter-Investments, die – je nach spezieller Ausrichtung – auch in schwierigen Börsenphasen dem Anleger noch eine ansprechende Rendite liefern sollen. Ein Anlageziel, dass sich traditionsgemäß die so genannten Absolute bzw. Total Return Fonds gesetzt haben (siehe auch die Fondsanalyse „Wundermittel oder Etikettenschwindel?“ vom 29.8.2006)

Transparenz und Sicherheit als Scheinargumente

Die von den Anbietern selbst am häufigsten genannten Vorteile der Zertifikatefonds sind deren zusätzliche Transparenz und Sicherheit im Vergleich zu Einzelinvestments. Denn Fonds sind rechtlich als Sondervermögen strukturiert, was im Gegensatz zu Zertifikaten auch im Insolvenzfall vor Kapitalverlust schützt. Zudem sind Fonds viel transparenter als Zertifikate und bieten etwa Anlegern in den vorgeschriebenen vereinfachten Prospekten detaillierte Angaben über die Kostenstruktur.

Glaubwürdig erscheinen diese Vorteile aber nicht: So macht ein Fondskonstrukt ein darin enthaltenes Zertifikat kaum transparenter. Und im Falle einer Insolvenz des Zertifikate-Emittenten ist der Fonds zwar immer noch ein Sondervermögen, aber trotzdem wertlos für den Anleger. Als Vorteil der Fondskonstruktion bleibt die zusätzliche Streuung der Emittenten.

Wie teuer sind Zertifikatefonds?

Ein weiterer Kritikpunkt gegenüber Zertifikaten ist deren hohe Kostenbelastung. Denn der Anleger bezahlt bei Zertifikatefonds nicht nur die Leistung des Fondsmanagers, sondern auch die Kosten für die Zertifikate selbst. Unterm Strich ist die Gesamtkostenbelastung von Zertifikatefonds – gemessen an der Total Expense Ratio (TER) – aber nicht exorbitant hoch. Der Durchschnitt liegt bei 1,35 Prozent p.a., wobei Transaktionskosten – wie bei herkömmlichen Fonds – darin allerdings nicht enthalten sind. Zum Vergleich: Aktienfonds kosten im Schnitt 1,6 Prozent, Anleihenfonds 0,9 Prozent.

Gerade aber die Transaktionskosten dürften, aufgrund der eher kurzfristigen Anlagenatur bei Zertifikaten, einen großen Kostenblock darstellen. Zudem weisen Zertifikatefonds, wie herkömmliche Investmentfonds auch, einen einmaligen Ausgabeaufschlag auf, der zwischen 3 und 6 Prozent liegt.

Aber auch die Kosten innerhalb der Zertifikate werden in der TER in der Regel nicht berücksichtigt, fallen bei einfachen Plain-Vanilla-Strukturen wie Index- oder Discountzertifikaten aber sehr gering aus. „Der Emittent verdient lediglich an der Geld-Brief-Spanne und die hängt von der Liquidität des Underlyings und der Anzahl der Emittenten ab und ist bei den einzelnen Emittenten unterschiedlich hoch. Bei den von uns verwendeten Zertifikaten liegt die Geld-Brief-Spanne zumeist um 0,01-0,1 Prozent, und ist nur in Einzelfällen geringfügig höher“, schildert Fondsmanager Thomas Pachernik von Schilling Asset Management in Wien, welche bereits seit 2004 den SAM MD-A Managed Discount Alpha Fonds verwalten. „Bei komplexeren Konstruktionen, auch vereinzelt bereits bei Bonuszertifkaten, wird gerne vom Emittenten noch die Dividendenrendite einbehalten oder gar noch eine explizite Managementgebühr verlangt“, fügt er aber hinzu. 

Performance überraschend gut

Ob sich diese Kosten für den Anleger schlussendlich lohnen oder nicht, muss aber schlussendlich vor dem Hintergrund der erzielten Rendite der Zertifikatefonds beantwortet werden. Und diese war in den letzten Jahren entgegen den Erwartungen gar nicht so schlecht: Über den Zeitraum der letzten beiden Jahre, erzielte der Durchschnitt aller zehn Zertifikatefonds, die über eine solche Historie verfügen, einen jährlichen Ertrag von 15,1 Prozent.

Die Top-5-Fonds, gemessen an der Rendite in den letzten 24 Monaten waren jedenfalls:

  1. Vorsorgezertifikat-Fonds (35,7 Prozent p.a.)
  2. G&P Invest SICAV - G&P - Struktur A (21,5 Prozent p.a.)
  3. Allianz-dit High Dividend Discount - RCM I – EUR (17,1 Prozent p.a.)
  4. Berenberg Global Opportunity - Concept Portfolio (16,3 Prozent p.a.)
  5. Allianz-dit High Dividend Discount - A – EUR (16,2 Prozent p.a.)

Zum Vergleich: Der Weltaktienindex MSCI World kam auf 17,8 Prozent (MSCI Europe: 25 Prozent), Weltanleihen erzielten gemessen am Citigroup World Government Bond Index aber nur magere 1,7 Prozent.

Und auch über die letzten 12 Monate, lag die Performance der Zertifikatefonds mit +8,7 Prozent nur leicht hinter dem MSCI World Index mit +9,5 Prozent.

Risikoprofil zwischen Aktien und Anleihen

Was das Risiko betrifft, liegt die Standardabweichung von Zertifikatefonds auf Sicht der letzten 12 Monate im Schnitt bei relativ moderaten 7,8 Prozent. Discount-Zertifikatefonds -  diese bilden momentan die Mehrheit - weisen dabei eine unterdurchschnittliche Volatilität auf, Bonus-Zertifikatefonds liegen naturgemäß darüber. Im direkten Vergleich mit Weltaktien (MSCI World Index: 10,8 Prozent) bzw. Weltanleihen (Citigroup World Government Bond Index: 2 Prozent), liegen Zertifikatefonds generell näher bei Aktien als bei Anleihen.

Fazit

Die Performance der Zertifikatefonds war in den letzten beiden Jahren nicht so schlecht, wie von Kritikern anfangs befürchtet wurde. Bei einem Risikoprofil, das unter dem von reinen Aktieninvestments liegt, erzielten die Fonds im Schnitt Renditen leicht unter dem von Weltaktien. Auch von den Anlegern scheinen diese Fonds bisher ganz gut angenommen worden zu sein: Allein in den letzten sechs Monaten wuchs das Volumen von 3,9 auf 6,3 Mrd. Euro an. Bei der Verteilung der Volumina ist aber festzustellen, dass außer der Allianz-dit (4 Fonds mit 4,1 Mrd. Euro), Nordinvest (2 Fonds mit 1,3 Mrd. Euro) und DWS (3 Fonds mit 367 Mio. Euro) kein Anbieter merkenswerte Volumina generieren konnte. Zudem steht besonders bei den Discount-Zertifikatefonds die Feuerprobe in länger seitwärtsgehenden bzw. fallenden Märkten erst aus…

Alle Daten per 8.5.2007 in Euro
Quelle: 

 

 

 


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