Talentsuche mit Psychologie

„Investiere niemals in ein Projekt, wenn du nicht an die Person dahinter glaubst“. Streng getreu nach diesem Motto des US-Bankiers J.P. Morgan höchstpersönlich investiert Charles Firmin-Didot und sein siebenköpfiges Team in Paris mittlerweile weit mehr als eine Milliarde Euro in den AXA Talent Funds. Funds | 06.06.2007 06:43 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Nicht Bilanzen und Zahlen sind für uns entscheidend, am Ende des Tages zählt allein der Mensch und seine Motivation“, fasst Alexandre Chapellier, Co-Fondsmanager der AXA Talent Funds, den Investmentansatz seines Teams zusammen. Zusammen mit seinem Chef Charles Firmin-Didot (siehe Bild oben) verwaltet er mit fünf Kollegen in Paris mittlerweile fünf Produkte. Das Älteste davon, der 2001 aufgelegte AXA WF Talents, zeigt, dass der Ansatz langfristig funktioniert: Auf Sicht der letzten fünf Jahre erzielte der Fonds eine jährliche Performance von 14,2 Prozent und liegt damit auf Platz sieben von immerhin 593 globalen Aktienfonds in der Fondsdatenbank Lipper. Die Benchmark MSCI World hat der Fonds damit pro Jahr um durchschnittlich 8,3 Prozent hinter sich gelassen.

Angespornt durch diesen Erfolg, wurden in den letzten Jahren weitere Talent Produkte auf den Weg gebracht: Der AXA WF Talents Europe kam seit Start im Februar 2004 auf eine jährliche Rendite von  16,1 Prozent (MSCI Europe: 20 Prozent). Der AXA WF Talents Absolute versucht als Portable Alpha Fonds die reine Outperformance für die Anleger darzustellen und erzielte seit Auflage im März 2005 eine jährliche Rendite von 2,4 Prozent. Weit mehr Erfolg brachte der im September 2005 gestartete AXA WF Talents BRIC, welcher den MSCI Emerging Markets Index um 6 Prozent p.a. übertreffen konnte.  

Was einen guten Unternehmer ausmacht?

Am verlässlichsten scheint das Konzept aber bei globalen Aktien zu funktionieren. Den Erfolg führt Alexandre Chapellier vor allem auf drei Faktoren zurück: „Die von uns ausgewählten Firmen werden von Unternehmer-Persönlichkeiten geführt, denen langfristiger Erfolg wichtiger als die kurzfristige Ertrags-Optimierung. Deren signifikante Beteiligung am Unternehmen stellt zusätzlich sicher, dass keine unnötigen Risiken eingegangen werden und die Interessen aller Beteiligten in die gleiche Richtung laufen. Denn wer einen Großteil seines eigenen Geldes im Unternehmen hat, denkt zweimal nach bevor er eine Entscheidung trifft“.

Diesem Motto treu, hat auch Chapellier, ebenso wie seine Kollegen, einen Großteil seines Finanzvermögens im eigenen Talent-Fonds investiert. „Mein Chef, Charles Firmin-Didot, bezieht selbst nur ein sehr kleines Grundgehalt. Der Rest ist erfolgsabhängig und an die relative Performance geknüpft“, verrät er.

Bei den vielen Treffen mit den Unternehmern, interessiert Chapellier weder die Bilanz noch die aktuelle Geschäftsentwicklung: „Die Motivation hinter den Taten steht im Vordergrund“. Denn oftmals haben erfolgreiche Manager eine schwere Lebenskrise bewältigt, aus denen sie dann gestärkt hervorgegangen sind. „Auch versuchen wir laufend unsere psychologischen Kriterien zu verbessern um herausragende Unternehmer schon frühzeitig zu identifizieren“.

Journalisten helfen bei der Suche

Auf neue Ideen stößt Chapellier sehr häufig durch die Hilfe von lokalen Journalisten: „Manchmal ist es sogar notwendig, dass ich mich bei den Interviews als Journalist ausgebe um überhaupt zu den Chefs vorgelassen zu werden“, verrät er.

„PEG-Ratio unter eins bedeutet billig“

In einem zweiten Schritt werden dann anhand rein quantitativer Kriterien die 100 billigsten Unternehmen aus einer Shortlist von 900 Aktien ausgewählt. „Liegt das Price/Earnings to Growth Ratio unter eins, ist die Firma günstig bewertet. Über 1,5 bedeutet eher teuer“. Zuletzt wird noch auf eine breite regionale Streuung geachtet: „Je ein Drittel in USA, Europa und Asien, wobei wir zusätzlich auch aufpassen alle Branchen im Fonds zu halten“, schildert er.

Welche Unternehmer herausstechen?

Derzeit gefällt dem Talents Team übrigens besonders die Holding des französischen „Warren Buffett“ Vincent Bolloré, die Financière de l´Odet. Aber auch Roberto Colannino (IMMSI), Erich Sixt (Sixt AG), Albert Frére (Electrabel bzw. CNP), Masayoshi Son (Softbank), Kiell Inge Rokke (Aker ASA) oder Michael Dell (Dell) streicht er heraus. In Österreich ist man derzeit übrigens nicht investiert: „Mit dem Investor Mirko Kovacs oder Gastronom Attila Dogudan gibt es aber durchaus interessante Persönlichkeiten hier“, deutet er an.

Fonds hat einen Mid Cap Growth Bias

Tendenziell sei man aufgrund des Ansatzes eher in Mid und Small Caps investiert, aktuell zu rund zwei Drittel. „Auch stehen für uns Growth-Unternehmen im Vordergrund“, erklärt Chapellier. Aufgrund des eher ausgewogenen regionalen Ansatzes sei momentan ein starkes US-Untergewicht bzw. Japan-Übergewicht vorhanden. „Japan hat uns in diesem Jahr Performance gekostet, sowohl der schwache Yen als auch der schwache Aktienmarkt. Aber wir bleiben dabei, denn langfristig werden sich die momentan günstigen Kurse wieder der Realität annähern“, erklärt der Co-Fondsmanager das durchwachsene Abschneiden im laufenden Jahr, in welchem der Fonds mit einem Plus von sieben Prozent nur auf Platz 547/839 Fonds liegt und rund 200 Basispunkte hinter dem MSCI World auftaucht.

Fazit

Der stark qualitativ getrieben Ansatz von Charles Firmin-Didot scheint langfristig Alpha zu generieren. Empirische Unterstützung bekommt der Franzose von einer Unmenge von Studien die zeigen, dass sich Familienunternehmen langfristig besser entwickeln als der Gesamtmarkt. So liegt der CSFB Family Values Index im Zeitraum 1996-2006 jährlich um acht Prozent über dem Ertrag des Dow Jones Stoxx 600 Index. Auch der German Entrepreneurial Index der Deutschen Börse schlägt den DAX 30 seit Start 2004 um 9,1 Prozent p.a.

Übrigens gibt es auch Studien, die zeigen dass dieser Ansatz ebenso bei der Fondsauswahl nützlich sein kann: Eine 2005 von John Bogle veröffentlichte Analyse zeigt, dass Fondsgesellschaften, die sich im privaten Besitz befinden (etwa Calamos, Royce, Vanguard, Davis oder Fidelity), tendenziell mehr Outperformer-Fonds im Angebot haben als börsen-notierte Firmen.

Alle Daten per 1.6.2007 in Euro
Quelle:

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