Während Schwellenländer-Aktien aus Lateinamerika und Asien boomen, verdienten Anleger in Osteuropa in diesem Jahr kaum. Während der MSCI EM Eastern Europe Index seit Jahresbeginn um 1,2 zulegte, kam der MSCI EM Latin America auf +24,1 Prozent und der diesbezügliche Far East Index auf +21,6 Prozent.
Russland drückt auf die Performance
Spielverderber war dabei die russische Börse, welche im laufenden Jahr mit vier Prozent im Minus notiert. Denn obwohl die Börsen aller anderen im Osteuropa-Index enthaltenen Länder, wie Tschechien (+16 Prozent), Polen (+17 Prozent) oder Ungarn (+19 Prozent) deutlich im Plus liegen, bewegte sich der Index kaum. „Der Grund liegt im hohen Anteil russischer Titel im Index, welche bei überragenden 75 Prozent liegt“, erklärt Alain Bourrier, Fondsmanager des mit 5,2 Mrd. Euro größten Osteuropa-Fonds MLIIF Emerging Europe.
10/40 Indizes für UCITS-Fonds
Investmentfonds, die der UCITS-Richtlinie entsprechen wollen, dürfen Einzeltitel aber mit maximal zehn Prozent des Fondsvolumens gewichten. Die extrem hohen Einzeltitelgewichtungen, etwa bei Gazprom oder Lukoil, seien also gar nicht abzubilden. Aus diesem Grund orientieren sich die meisten Osteuropa-Fondsmanager mittlerweile am 2006 eingeführten MSCI EM Eastern Europe 10/40 Index. Bei diesem liegt die maximale Einzeltitelgewichtung bei zehn Prozent, die Summe aller Positionen über fünf Prozent beträgt dabei maximal 40 Prozent. Weitere Infos zu dem 10/40 Indizes vom MSCI finden Sie hier.
Was bedeutet diese Änderungen für die Anleger?
Die im Vergleich zum alten Vergleichsindex breitere Streuung dürfte für den Anleger von Vorteil sein. Trotzdem macht allein Russland im neuen Index immer noch 63 Prozent aus, gefolgt von Polen (18 Prozent), Ungarn (elf Prozent) und Tschechien mit acht Prozent.
2012: Osteuropa-Indexuniversum besteht aus zwei Ländern
In einigen Jahren könnte das Indexuniversum aber noch viel eingeschränkter sein. „In fünf Jahren wird der Index wahrscheinlich nur noch aus Russland und der Türkei bestehen, da die restlichen Länder bis dorthin als entwickelt eingestuft werden und sich im MSCI Europe Index wieder finden“, prognostiziert Bourrier am Rande eines Wien-Besuches letzte Woche.
Fonds „kleben“ am Index
Anleger sollten dann besonders darauf achten, dass sie wirklich aktiv verwaltete Osteuropa-Fonds kaufen, welche zusätzliche Länder berücksichtigen. Derzeit ist das eher nicht der Fall, wie eine Analyse von e-fundresearch.com zeigt: Denn die meisten Osteuropa-Fonds weichen kaum vom Index ab. So lag der Median der Abweichung - gemessen am R-Quadrat der letzten beiden Jahre - aller 81 Fonds bei hohen 87 Prozent. 35 Fonds, also 43 Prozent der Gesamtmenge, weisen sogar ein R-Quadrat von über 90 Prozent auf. Als Vergleichsindex wurde bereits der MSCI EM Eastern Europe 10/40 verwendet. Untersucht wurden dabei alle in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zugelassenen Osteuropa-Aktienfonds.
Hinweis: Das so genannte Bestimmtheitsmaß (R-Quadrat) misst den Anteil der Gesamtstreuung der abhängigen Variablen, der durch die (multiplen) unabhängigen Variablen erklärt wird. Einfacher gesagt zeigt diese Kennzahl an, wie nahe die Fondsperformance beim Index liegt. Die Ergebnisse schwanken zwischen null und eins, wobei Werte in der Nähe von Null eine geringe oder gar keine Korrelation zeigt. Auf der anderen Seite zeigen Zahlen in der Nähe von eins eine starke Parallele zwischen beiden Performances. Ein reiner Indexfonds sollte also theoretisch ein R-Quadrat von eins, also 100 Prozent aufweisen.
Fazit
Das relativ enttäuschende Abschneiden aktiv gemanagter Osteuropa-Aktienfonds - in den letzten fünf Jahren schlugen nur 9 von 69 Fonds den MSCI EM Eastern Europe 10/40 Index - steht in starkem Kontrast zu anderen Schwellenländer-Regionen. Denn bei globalen Schwellenländer-Aktienfonds liegt die Outperformance-Quote über diesen Zeitraum mit 29 Prozent mehr als doppelt so hoch. Einer der Gründe dafür ist die geringe Abweichung der einzelnen Fonds zum Vergleichsindex, welcher derzeit mit Russland (allein 63 Prozent des Universums), Polen, Ungarn und Tschechien nur vier Länder berücksichtigt. Anleger sollten darum besonders darauf achten, dass sie wirklich aktiv verwaltete Osteuropa-Fonds kaufen, welche zusätzliche Länder berücksichtigen. Die Balkan-Region, Türkei oder noch weniger entwickelte Märkte wie die Ukraine, Georgien, Kasachstan werden dabei von Experten immer wieder als Diversifikationsmöglichkeiten empfohlen.
Weitere Informationen zu folgenden im Text genannten und von Citywire gerateten Fondsmanagern finden Sie hier:
Alain Bourrier (AA)
Eine Liste aller von Citywire gerateten Fondsmanager finden Sie hier.
Alle Daten per 30.7.2007 in Euro
Quelle: