VL-Fonds unter der Lupe

Im Rahmen der vermögenswirksamen Leistungen fördert der Staat Beteiligungssparen des Arbeitnehmers. Dazu zählen auch regelmäßige Einzahlungen in Aktienfonds. Bei diesen konnten Anleger in den letzten Jahren nicht nur die Förderung des Staates kassieren, sondern zusätzlich hohe Kursgewinne erzielen. Die besten Fonds im Überblick… Funds | 10.10.2007 06:00 Uhr
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Seit klar ist, dass die staatliche Vorsorge nicht ausreichen wird, um den Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten, machen sich Arbeitnehmer mehr Gedanken um ihre private Vorsorge. Ein Weg ist die Inanspruchnahme von vermögenswirksamen Leistungen (VL). Dabei legt der Arbeitgeber im Auftrag des Arbeitnehmers Geld an. Der Staat zahlt dann, abhängig vom Einkommen des Arbeitnehmers, eine Sparzulage. Bei Alleinstehenden liegt die Grenze, bis zu der die Förderung gezahlt wird, bei einem zu versteuernden Einkommen von 17.900 Euro, bei Verheirateten sind es insgesamt 35.800 Euro. Nur Arbeitnehmer also, deren Einkommen nach Abzug von Werbungskosten und Sonderausgaben diese Grenzen nicht überschreitet, erhalten die Förderung.

Spendabler Staat

Insgesamt fördert der Staat Anlagen bis zu einem Betrag von 870 Euro jährlich, der maximale jährliche Förderbetrag für Investmentfonds liegt bei 400 Euro pro Jahr. Im Rahmen der VL zahlt der Staat eine Sparzulage von 18 Prozent. Bei einer Anlagesumme von 400 Euro sind dies 72 Euro jährlich. Allerdings ist dies an einige Voraussetzung geknüpft. So muss die Aktienquote des Fonds bei mindestens 60 Prozent liegen, die Anlagedauer muss auf sechs Jahre plus ein Jahr Wartezeit festgeschrieben sein. Das heißt, der Sparer kommt erst nach Ablauf von sieben Jahren an sein angelegtes Geld. 

Dass sich dies aber lohnen kann, hat der BVI Bundesverband Investment und Asset Management errechnet. „Wer zwischen den Jahren 2000 und 2006 in Aktienfonds mit dem Schwerpunkt Deutschland anlegte, kam ohne Berücksichtigung der Sparzulage auf einen jährlichen Zuwachs von 8,81 Prozent“, so BVI-Hauptgeschäftsführer Stefan Seip. Mit der Sparzulage waren es laut Berechnung des Verbandes gar 10,78 Prozent pro Jahr.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Doch war dies auch eine sehr gute Börsenphase. Zwischen 1996 und 2002 blieb dagegen unter dem Strich ein Minus von jährlich 10,85 Prozent. Und selbst mit Sparzulage blieb dem Anleger ein Verlust. Nicht viel besser sah es in den Folgejahren bis 2004 aus. Auch da lagen Anleger in den entsprechenden Zeiträumen im Minus. Insofern sollten Sparer die derzeit sehr guten Ergebnisse der VL-Fonds mit Vorsicht genießen.

Zu den besten VL-Körben zählt, gemessen an der Wertentwicklung der letzten fünf Jahre, der DWS Russia mit einem jährlichen Zuwachs von mehr als 38 Prozent. Ebenfalls sehr gut schnitt der DWS Osteuropa, der rund 34 Prozent pro Jahr zulegte und eine Sharpe Ratio von 1,44 aufweist. Ob Renditen in dieser Höhe weiterhin möglich sein werden, darauf will sich Fondsmanagerin Sylwia Szczepek nicht festlegen. „Das Wirtschaftswachstum in Osteuropa ist zwar weiterhin sehr hoch und die strukturellen Anpassungsprozesse an Westeuropa sind noch lange nicht beendet“, sagt sie. So liege das Durchschnittseinkommen in dieser Region bei rund 30 bis 40 Prozent des westeuropäischen Niveaus. „Doch ist der Konvergenzprozess auch schon ein gutes Stück vorangeschritten und ähnlich große Wertzuwächse wie in den vergangenen Jahren sind deshalb unwahrscheinlich“, sagt die Expertin.

Die Zusammensetzung des Portfolios ergibt sich aus der Fundamentalanalyse der einzelnen Unternehmen. „Wir verfolgen dabei einen aktiven Ansatz“, sagt Szczepek. So setzt sie derzeit zu rund 59 Prozent auf Russland, die Türkei macht etwa 15 Prozent aus und Polen knapp zehn Prozent. Noch im vergangenen Jahr aber hatte sie Russland deutlich niedriger gewichtet. „Wir hatten mit einem sinkenden Ölpreis gerechnet und uns deshalb im energielastigen russischen Markt schwächer positioniert, im Verlauf der Korrektur aber unsere Positionen dort rechtzeitig wieder aufgebaut“, so die Fondsmanagerin.

Schwere Fondsauswahl

Die Ergebnisse des Fonds zeigen aber auch klar das Problem, dass sich Anlegern bei der Entscheidung, in welchen Korb sie investieren sollen, stellt. Denn solche Fonds bieten zwar enorme Chancen, aber auch Risiken. Denn Arbeitnehmer können im Rahmen eines VL-Vertrages in nur einen Fonds investieren. Ein Wechsel ist während der Ansparphase ohne Verlust der Sparzulage nicht möglich und das Geld liegt zudem für sieben Jahre fest. Folgt der guten Entwicklung der vergangenen Jahre eine längere Baisse oder gibt es zum Beispiel in Russland gar problematische politische Veränderungen, könnten Sparpläne in marktengen Fonds deutlich ins Minus rutschen – trotz Zulage durch den Staat.

Sparer haben deshalb zwei Möglichkeiten. Sie können zum einen weitere Sparpläne, dann auch mit einem anderen Investmentfonds, anschließen und so längerfristig über 20 oder 30 Jahre Geld ansparen. Denn bisher glichen sich die hohen Kursschwankungen am Aktienmarkt langfristig aus. „Wer zum Beispiel über einen Zeitraum von 31 Jahren investierte, das sind fünf aufeinander folgende VL-Sparpläne plus ein Jahr Wartezeit, erzielte zum Stichtag 31. Dezember 2006 eine jährliche Rendite von 9,1 Prozent“, erläutert Seip. Aus der eingezahlten Summe von 14.400 Euro wurden in diesem Zeitraum 77.055 Euro.

Risiken reduzieren

Zum anderen können Sparer einen breiter aufgestellten und deshalb schwankungsärmeren Fonds wählen. Während beispielsweise der DWS Russia im Durchschnitt Kursschwankungen von rund 23 Prozent aufweist, betrug die Volatilität beim Mischfonds MPC Competence – Dynamic Portfolio AMI nur 7,35 Prozent, beim breit diversifizierten, global anlegenden Aktienfonds Top Ten Classic lag sie bei 8,25 Prozent. Dafür brachten die beiden Portfolios aber auch nur 6,74 Prozent bzw. 9,85 Prozent jährlich in den vergangenen fünf Jahren.

Die Top-5 der letzten fünf Jahre

Gemessen an der risikoadjustieren Performance (Sharpe Ratio) der letzten fünf Jahre erzielten folgende Fonds die besten Werte (siehe Tabelle):

  1. DWS Osteuropa (1,44)
  2. cominvest Adiselekt P (1,27)
  3. DWS Europe Convergence Equities (1,25)
  4. DWS Russia (1,25)
  5. DWS Zuerich Invest Aktien Europa Select (1,24)

Insgesamt waren zum Stichtag 20.9.2007 228 verschiedene Fonds für vermögenswirksamen Leistungen in der Fondsdatenbank Lipper enthalten. Ein Großteil davon, nämlich 218, sind reine Aktienfonds, den Rest bilden gemischte Portfolios aus Aktien und Anleihen. Egal aber welche Strategie jemand wählt, die vermögenswirksamen Leistungen in Anspruch zu nehmen, lohnt sich langfristig auf jeden Fall.

Alle Daten per 20.9.2007 in Euro
Quelle:  

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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