Wie Fondsbörsen funktionieren

Es ist auch an der Wiener Börse der Handel von 400 aktiv gemanagten Investmentfonds möglich. In Deutschland hat sich der Börsenhandel von Fonds bereits etabliert. Wie er funktioniert und was das für Anleger bedeutet, hat e-fundresearch.com analysiert. Funds | 30.03.2009 05:00 Uhr
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Fonds kosten Geld. Diese Spesen gliedern sich ganz generell in zwei große Blöcke: Beim Fondskauf fallen Spesen (z.B. Ausgabeaufschlag) an, während der Laufzeit des Fonds werden für das Fondsmanagement und die Verwaltung des Fonds durch die Kapitalanlagegesellschaft und Depotbank laufend Kosten abgezogen.

Warum zahlt man einen Ausgabeaufschlag?

Der Ausgabeaufschlag (AGA) fällt aber nur einmalig beim Fondskauf an und wird vom Anleger an die Vertriebsstelle (Bank, Vermögensberater, Online Broker, etc.) bezahlt. In einer Filialbank wird mit dem AGA sowohl die Beratungs- als auch die Vertriebsleistung abgegolten. Die Kostenspanne erstreckt sich von weniger als 0,5 Prozent bei Geldmarktfonds bis zu sechs Prozent und mehr bei Aktienfonds. Investiert ein Anleger beispielsweise 10.000 Euro bei fünf Prozent AGA, werden effektiv nur 9.500 Euro in den jeweiligen Fonds investiert und 500 Euro von der Bankfiliale oder dem Vermögensberater einbehalten.  In den letzten Jahren gab es zwar Druck auf die hohen Ausgabeaufschläge durch Discount Angebote der Online Broker, in der Gesamtheit sind jedoch die durchschnittlichen AGAs sogar angestiegen.
 
Vielen Anlegern ist auch nicht bewusst, dass die AGA nicht Erträge der Fondsgesellschaften sondern Vertriebsprovisionen für Bank- und Vermögensberater sind. Inwieweit für die bezahlten AGAs auch eine entsprechende Beratung geboten wird hängt vor allem von der Kompetenz der Berater bzw. der Fondsverkäufer ab. Umso wichtiger ist es, dass der Anleger mit eigenen Vorstellungen und Informationen in diese Beratungsgespräche geht. In Abhängigkeit vom veranlagten Volumen gibt es entsprechenden Verhandlungsspielraum für Anleger um die Höhe des AGA zu reduzieren. Die Fondsgesellschaft selbst verdient am AGA meistens nichts. Ähnlich zum AGA können auch Rücknahmegebühren beim Verkauf des Fonds verrechnet werden. Diese mindern dann den Verkaufserlös des Anlegers.

Fonds-Vertriebswege im Überblick

Während die laufenden Kosten (z.B. TER – Total Expense Ratio) rein abhängig vom ausgewählten Fonds sind – und nicht von der Art und Weise des Kaufes  – können Anleger bei dem Erwerb eines Fonds unmittelbar Kosten sparen. Entscheidend dabei ist das „Wo“, also der Ort des Kaufes. Neben den „klassischen“ Möglichkeiten wie dem Kauf bei der Hausbank, kann ein Fonds aber auch direkt über die jeweilige Fondsgesellschaft, freie Fondsvermittler oder seit einigen Jahren auch über spezielle Discountbroker im Internet gekauft werden.

Wie Fondsbörsen funktionieren

Relativ neu ist dagegen die Möglichkeit Fonds über die Börse zu kaufen. Dementsprechend gering ist noch auch der Anteil jener Anleger, die Fonds über einer der Fondsbörsen wie Hamburg, Berlin-Bremen, München, Düsseldorf, Frankfurt und seit dieser Woche auch Wien ordern. Das Angebot ist aber schon sehr groß: So bietet die bereits im Jahr 2002 gegründete und größte Börse für offene Fonds in Hamburg bereits 3.300 offene Fonds an. In Wien sind zum Start 400 verschiedene offene Investmentfonds von ausländischen Anbietern verfügbar. „Dabei handelt es sich um die gängigsten und am stärksten nachgefragten Fonds von bekannten Anbietern wie DWS, Fidelity, Franklin Templeton, JP Morgan, Pioneer oder UBS“, schildert Dr. Christian Köhl von Pentagon Capital Management. Zudem plane man in den kommenden Wochen und Monaten das Fondsangebot kräftig auszuweiten. Denn mit dem Start des Handels am gestrigen Montag zeigt man sich mehr als zufrieden: „Der erste Tag ist extrem gut angelaufen. Ein Tagesumsatz von rund zwei Millionen Euro hat uns in der Testphase jetzt am Anfang positiv überrascht“. 

Für Anleger ein begrüßenswerter Plan, denn der Börsenhandel hat bei Fonds gleich zwei große Vorteile: Es sind keine Mindestanlagesummen mehr zu beachten (Mindestspesen bei der Bank jedoch schon) und der Ausgabeaufschlag entfällt. Dafür gibt es andere Kosten. Die Börsenmakler in Hamburg verlangen eine Courtage von rund 0,08 Prozent der Investmentsumme, in Wien liegt diese mit 0,04 Prozent deutlich darunter. Banken berechnen zusätzlich noch Ordergebühren, wobei Direktbroker naturgemäß billiger sind. Der größte Kostenblock ist jedoch der so genannte Spread, also der Unterschied zwischen An- und Verkaufskurs. Dieser bewegt sich etwa an der Fondsbörse Hamburg zwischen 0,5 und 2,5 Prozent bei aktiv gemanagten Aktienfonds und 0,2 bis 1,5 Prozent bei Anleihenfonds. In Wien gibt es nach nur einem Tag Börsenhandel noch wenige Erfahrungswerte. Dafür hat sich der Börsenmakler, die englische Wertpapierfirma Pentagon Capital Management Plc., aber zur expliziten Einhaltung von Maximalspreads (Spanne zwischen Geld- und Briefkurs) verpflichtet. Diese liegen bei Aktienfonds bei drei Prozent, Rentenfonds kosten bis zu einem Prozent.

Verkaufen Anleger die Anteile später wieder über die Börse zahlen sie diese Gebühren jedoch erneut. Die Verkaufsgebühren der Broker können Anleger jedoch umgehen, wenn sie die Anteile direkt an die Fondsgesellschaft verkaufen. Außerdem ist ein Intraday-Handel der Anteile möglich, da spezialisierte Börsenmakler für laufende Liquidität sorgen.

Wo kauft man Fonds am billigsten?

Anleger müssen sich vor dem Kauf eines Fonds zuerst einmal entscheiden, ob Sie eine Beratung wünschen oder nicht. Wer sich seine Fonds selbst aussucht – und dafür lieber Kosten spart – kann grundsätzlich zwischen dem Kauf über die Fondsgesellschaft, einer Discountbank oder die Börse wählen. Generell gilt: Für Fonds mit hohen Rabatten (etwa ab 75 Prozent), No-Load-Fonds (also Fonds ohne Ausgabeaufschlag) und Geldmarktfonds (diese weisen – wenn überhaupt – zumeist nur sehr niedrige Ausgabeaufschläge auf) lohnt sich der Börsenkauf im Vergleich zum Kauf über einen Discountbroker eher nicht.
 
Im Einzelfall muss der Anleger individuell nachrechnen. Die meisten Aktienfonds, zum Beispiel bei Direktbanken wie Brokerjet, direktanlage.at (Österreich) oder Cortal Consors, Comdirect oder DAB (Deutschland), werden mit einem Rabatt zum regulären Ausgabeaufschlag von 50 Prozent angeboten.

Fazit

Ein Kauf über die Börse lohnt sich besonders für Anleger, die sich ihren Fonds-Einkaufszettel selbst schreiben. Je nach Anlagesumme – laut Zahlen der deutschen Stiftung Warentest lohnt sich der Gang über die Börse ab rund 500 Euro – kann dabei viel gespart werden. Generell gilt: Für Fonds mit hohen Rabatten (etwa ab 75 Prozent), No-Load-Fonds (also Fonds ohne Ausgabeaufschlag) und Geldmarktfonds (diese weisen – wenn überhaupt – zumeist nur sehr niedrige Ausgabeaufschläge auf) lohnt sich der Börsenkauf im Vergleich zum Kauf über einen Discountbroker eher nicht. Im Einzelfall muss der Anleger individuell nachrechnen und die Spreads mit den angebotenen Ausgabeaufschlägen vergleichen.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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