Kleine Fondsboutiquen ganz groß

Aus den rund 30.000 börsennotierten Unternehmen weltweit die besten Aktien auszuwählen ist nicht einfach. Große Fondsgesellschaften sollten deshalb mit ihrer oftmals globalen Präsenz und großen Anzahl von Mitarbeitern im Vorteil sein. Dem ist aber gar nicht so... Funds | 14.11.2007 06:00 Uhr
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Im Fondsmanagement entscheidet nicht immer die pure Größe über Erfolg und Misserfolg. Weder das Volumen eines Korbes, noch die Größe der dahinter stehenden Gesellschaft sind Garanten für ein gutes Produkt. Ein Blick auf die in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen globalen Aktienfonds bestätigt das. Ganz vorn sind nicht nur Körbe großer Gesellschaften. Vielmehr stehen dort vor allem auch Namen wie Dr. Jens Erhardt Kapital, Star Capital AG, Acatis oder Lingohr & Partner.

Es sind jene globalen Aktienkörbe, die von Vermögensverwaltern betreut oder von kleinen Fondsboutiquen gemanagt werden, die den Fonds der großen Gesellschaften seit einiger Zeit in Deutschland den Rang ablaufen. Einige Zahlen verdeutlichen das. Rund die Hälfte der besten globalen Aktienkörbe, gemessen an der Sharpe Ratio, werden von unabhängigen Vermögensverwaltern beraten oder gemanagt. Im Schnitt konnten diese im Zeitraum von einem Jahr, also auch von drei und fünf Jahren den MSCI World deutlich schlagen.

Vermögensverwalter liegen vorne

Doch nicht nur das: Im Durchschnitt legten die Fonds in den vergangenen drei Jahren jährlich 16,49 Prozent zu, im Fünf-Jahres-Zeitraum waren es durchschnittlich 15,82 Prozent. Zum Vergleich: Alle global anlegenden Aktienfonds brachten es gemäß der Fondsdatenbank Lipper in den letzten drei Jahren im Schnitt auf 14,19 Prozent und auf Sicht von fünf Jahren nur auf 9,42 Prozent. Die Sharpe Ratio der Vermögensverwalter-Portfolios lag dabei bei 0,87, die der gesamten Fondskategorie nur bei 0,71.

Es stellt sich die Frage, wie dies möglich ist. Warum gelingt es Vermögensverwaltern, mit nur wenigen Mitarbeitern, relativ große Vermögen so erfolgreich zu managen? Erfolgreicher, als  viele große und vor allem weltweit tätige Fondsgesellschaften.

„Risiko zahlt sich für angestellte Manager nicht aus“

Einer, der sich darüber viele Gedanken macht, ist Lars Kolbe. Er ist Manager des StarPlus German Masters, ein Dachfonds, der ausschließlich auf Vermögensverwalter-Fonds setzt. „Vermögensverwalter sind frei in ihren Investitionsentscheidungen, unabhängig von einer Benchmark oder von Vergleichsindizes, sie haben die Freiheit ihre Strategie auch umzusetzen und oft mehr Ruhe“, sagt er. In der Tat sind sie vor allem kurzfristig nicht gezwungen, jeden Trend mitzumachen. 

Anders dagegen angestellte Fondsmanager. „Sie sind einer asymmetrischen Risikoverteilung konfrontiert“, erläutert Kolbe. Für sie, so der Experte, zahle sich zusätzliches Risiko, zum Beispiel antizyklisches investieren oder das Abweichen von der Benchmark, nicht unbedingt aus. Nachvollziehbar ist das. Denn eine zum Vergleichsindex bessere Performance bringt ihm nicht unbedingt ein höheres Gehalt. Stellt er sich aber gegen die Marktmeinung und liegt falsch, so kann ihn das seinen Job kosten. „Für angestellte Manager liegt es deshalb nahe, näher an der Benchmark zu bleiben“, resümiert Kolbe. 

Manager versus Firmeninhaber

Der Unterschied wird auch klar, wenn man die Situation mit Managern in Unternehmen vergleicht. Die werden an Quartalszahlen gemessen, sie müssen deshalb kurzfristig denken. Unabhängige Vermögensverwalter aber sind mit Unternehmern vergleichbar. Sie können ihre Strategie langfristig umsetzen und auch einmal Durststrecken überstehen. 

Zwar würde dies mittelfristig, wenn ein Fonds lange Zeit hinter der Vergleichsgruppe zurückbleibt, zu Mittelabflüssen führen. Weshalb klar ist, dass es in den hinteren Regionen der Rangliste kaum Vermögensverwalterfonds gibt. Sie verschwinden rasch vom Markt. Wer aber ein erfolgreiches Konzept hat, der bekommt Mittelzuflüsse und wird sich so langfristig unter den Besten etablieren. 

Überwiegend quantitative Ansätze

Bleibt die Frage, wie deren Strategien aussehen. Zwar gibt es einige Stockpicker, andere glänzen vor allem durch eine gute Asset Allocation, der überwiegende Teil der Manager  aber setzt auf regelgebundene, systematische und quantitative Ansätze. 

Wie die Wolfgang Mayr Vermögensverwaltung mit ihrem Fonds WM-Aktien Global. Sie setzt auf ein technisch-quantitatives System, das auf einer mathematischen Beschreibung der Marktverfassung basiert und mit dem die Experten für die in Frage kommenden Werte ein Scoring erstellen. „Wir filtern damit Aktien mit Kursverläufen heraus, bei denen wir auf Basis der langjährigen Ergebnisse unseres Analysemodells davon ausgehen können, dass diese sich mit überdurchschnittlicher Wahrscheinlichkeit besser entwickeln als der Markt“, sagt Markus Kohl von der Wolfgang Mayr Vermögensverwaltung. 

Die attraktivsten Werte unterziehen die Experten einer fundamentalen Analyse, wobei sie zunächst auf überdurchschnittliches Gewinnwachstum bei angemessener Bewertung achten. „Wir suchen nach wachstumsstarken Firmen, die wir zu einem angemessenen Preis kaufen können“, sagt der Fondsmanager. Die dann attraktivsten Titel werden auf qualitative Faktoren hin analysiert. „Wir suchen dabei nach Unternehmen, die eine überdurchschnittliche Ertragsentwicklung erwarten lassen“, sagt er.

Interessante Newcomer

Doch während Fonds wie der WM-Aktien Global oder der Astra-Fonds von Dr. Jens Erhardt und deren Ansätze bekannt sind, gibt es inzwischen eine ganze Reihe interessanter Produkte in der zweiten Reihe. Dazu zählen beispielsweise der FIVV-Aktien-Global-Select-UI oder der 4Q-Value Fonds Universal

Dabei basiert zum Beispiel auch der Investmentprozess 4Q-Value Fonds Universal auf einem quantitativen Modell. „In unserem Anlageprozess beurteilen wir zunächst die Bewertung der einzelnen Indizes, worauf auch die Gewichtung der einzelnen Regionen basiert“, erläutert Fondsberater Peter Dreide. Daran schließt sich bei ihm die Auswahl der Einzeltitel an. „Dafür nutzen wir einen qualitativen Filter, mit dem wir eine fundamentale Analyse durchführen, in deren Mittelpunkt Kriterien wie die Substanz einer Firma, deren Dividendenrendite sowie die Bewertung der Aktie und die Stärke der Bilanz stehen“, so der Experte. Vervollständigt wird der Investmentprozess durch eine quantitative Analyse, bei der auch das Marktmomentum analysiert und das Risikomanagement durchgeführt wird.

Wie diese quantitativen Modelle im Einzelnen wirklich funktionieren aber, ist weder für Anleger, zum Teil noch nicht einmal für Experten, ganz nachvollziehbar. Klar ist nur, sie sind unterschiedlich. Einige orientieren sich an fundamentalen Daten, andere eher an der Markttechnik. Nur eines haben sie gemeinsam. „Entscheidend für den Erfolg dieser Modelle ist auch eine disziplinierte Umsetzung der Ergebnisse“, sagt Kolbe. Und das haben jene Fondsmanager, die derzeit auf lange Sicht ganz vorne stehen, bewiesen.  

Alle Daten per 25.10.2007 in Euro
Quelle:

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