Wie man in Agrarrohstoffe investiert

Vor einem Jahr wurden bereits Stimmen laut, die eine Erhöhung der Preise für Agrarrohstoffe ankündigten – die Prognose war richtig. Welche Investment-Möglichkeiten gibt es für Anleger davon zu profitieren? Ein Dachfondsmanager gibt Ratschläge... Funds | 22.11.2007 06:30 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Vor einem Jahr rückte das Thema Agrarrohstoffe so richtig in den Fokus der Anleger. Auch diverse Börsenbriefe widmeten sich diesem Sektor – in einem war Folgendes zu lesen: „Aufholpotenzial haben dagegen die Agrarrohstoffe. Diese könnten aufgrund des abnehmenden Angebots an Mais und besonders an Weizen noch erheblich im Preis anziehen.“

Ein Jahr später lässt sich feststellen, dass der Weltmarktpreis für Weizen tatsächlich um rund 60% (auf US-Dollar Basis) gestiegen ist, wobei allerdings seit Anfang Oktober eine deutliche Gegenbewegung feststellbar ist. Auch Mais vermochte, begleitet von starken Schwankungen, zuzulegen und liegt derzeit auf Jahressicht rund 10% im positiven Bereich.

In der jüngsten Vergangenheit zeigten die Preissteigerungen der Soft-Commodities (Fachausdruck für Agrarrohstoffe) auch deutliche Auswirkungen für den Konsumenten. Bei Basis-Lebensmitteln wie Milch und Brot waren vor kurzem in vielen Supermärkten deutliche Erhöhungen zu verzeichnen. Anfang des Jahres gab es in Mexiko-City wütende Proteste. Hunderttausende Menschen gingen auf die Straße, um gegen den extrem stark gestiegenen Preis für Mais zu protestieren. Der Hintergrund: Mais ist Hauptbestandteil der Volksspeise Tortilla, welche in erster Linie für die verarmten Bevölkerungsschichten das „tägliche Brot“ darstellt.

Was treibt nun die Preise der Agrarrohstoffe in bis dato ungeahnte Höhen?

Strukturelle Veränderungen heizen die Nachfrage nach Agrarrohstoffen an

Mit rund 81 Millionen Menschen wächst die Weltbevölkerung jährlich etwa um die Bevölkerungszahl Deutschlands. Alleine aus diesem Grund dürfte die weltweite Nachfrage nach Nahrung und Agrarrohstoffen deutlich steigen und die zugrunde liegenden Preise nach oben ziehen. Dazu kommt noch, dass westliche Ernährungsgewohnheiten sich weltweit zunehmender Beliebtheit erfreuen. Eine gewichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die zunehmende Industrialisierung der aufstrebenden Schwellenländer Asiens, wie China und Indien. Ein deutlicher Anstieg des Durchschnittseinkommens ermöglicht eine höhere Nachfrage nach Brot bzw. Schweine- und Rindfleisch. Daher steigt in der Folge der Bedarf an Weizen, da je Kilogramm Fleisch rund vier Kilo Getreide verfüttert werden.

Das absehbare Ende des Ölzeitalters kommt als weiterer Preistreiber hinzu. Auf der Suche nach alternativen Energieträgern, stehen nun aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellte Bioenergien (wie Ethanol, Biodiesel oder Biogas) im Fokus. Die Lage an den Agrarmärkten nimmt teilweise schon bedenkliche Zustände an. Das US-Landwirtschaftsministerium hat vor kurzem vor zunehmenden Engpässen gewarnt. Die Weizenvorräte sind weltweit auf den niedrigsten Stand seit 30 Jahren gefallen. Ebenfalls einen Urheber für steigende Preise stellt die zunehmende Instabilität des Wetters dar. Zum Teil sind die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf unserem Planeten bereits deutlich spürbar und bewirken Produktionseinbußen bei landwirtschaftlichen Gütern.

Langfristig sprechen also viele Argumente für ein Investment in den Bereich der Soft-Commodities, kurzfristig können die Märkte allerdings sehr starken Schwankungen, meist ausgelöst durch Spekulanten bzw. Hedgefonds, unterliegen. Gut erkennbar wird diese Tatsache an Hand des Preisverlaufs von Zucker (in US-Dollar) in den letzten 36 Monaten.

Welche Investment-Möglichkeiten gibt es?

  • Optionen und Futures

Diese Investment-Vehikel sollten absoluten Profis vorbehalten bleiben. Es ist eine große Portion Fachwissen nötig, um derartige Instrumente richtig einsetzen zu können. Des Weiteren ist ein Engagement in der Regel auch mit hohen Spesen verbunden.

  • Zertifikate

Eine Vielzahl renommierter Emittenten bietet dem Anleger bereits die Möglichkeit, sich direkt an der Preisentwicklung des Agrar-Bereichs zu beteiligen. Grundsätzlich war bisher die oft etwas undurchsichtige Kostentransparenz zu bemängeln. Trotz der Bemühungen der Europäischen Union durch diverse Richtlinien für mehr Transparenz zu sorgen, bleibt die Nachvollziehbarkeit für alle „Nicht-Mathematiker“ eine wohl unlösbare Aufgabe.

Da bei Zertifikaten auch ein Emittentenrisiko vorhanden ist, sind Konstruktionen von erstklassiger Bonität deutlich zu bevorzugen.

  • Einzeltitel im Aktienbereich

Wie die Vergangenheit gezeigt hat, konnte der gut informierte Anleger mit Einzelwerten, die dem Generalthema „Soft-Commodities“ zuzuordnen sind, durchaus zum Teil sehr hohe Kursgewinne erzielen. Allerdings darf das hohe Wertschwankungsrisiko einer derartigen Investmententscheidung nicht unterschätzt werden. Am Beispiel des Jahres-Charts des Agrarunternehmens Archer-Daniels-Midland wird deutlich, wie markant die Kursschwankungen innerhalb der Branche ausfallen können. Unter diesem Gesichtspunkt ist im Normalfall von Investments in Einzelaktien grundsätzlich abzuraten, da eine genaue Kenntnis des gewählten Unternehmens und dessen laufende Beobachtung unabdingbar sind. Zielführender ist es für den auf Risikostreuung bedachten Anleger, auf die Vorteile von Investmentfonds zu setzen.

  • Investmentfonds

Investmentfonds bieten neben einer ausgewogenen Risikostreuung (es existieren nur ganz wenige Fonds mit weniger als 30 Werten) und der zusätzlichen Sicherheit des Sondervermögens (Inhaber eines Investmentfonds sind die Anleger und nicht die Investmentgesellschaft) eine hervorragende Alternative.

Nebenstehend ein Überblick, welche blütenweißen Investmentfonds grundsätzlich in Erwägung gezogen werden können. Wie schon auf den ersten Blick erkennbar ist, gibt es vor allem seit Jahresbeginn deutliche Unterschiede in der Wertentwicklung. Das liegt zum einen an der unterschiedlichen Anlagestrategie, zum anderen spielt natürlich auch die Auswahl der Aktien eine sehr wesentliche Rolle. Unter dem Strich konnte der DWS Invest Global Agribusiness seine Vergleichsfonds über diesen kurzen Zeitraum deutlich hinter sich lassen.

Fazit

Eine Veranlagung in den Bereich der Agrarrohstoffe stellt – unter langfristigen Gesichtspunkten – für den Anleger einen deutlichen Mehrwert in Aussicht. Es gibt einige stichhaltige Argumente, die für einen nachhaltigen Preisaufschwung von „Weizen & Co“ sprechen. Durch spekulative Elemente getriebene, kurzfristige Schwankungen sind jedoch jederzeit möglich. Aus diesem Grund sollten nur sehr erfahrene Anleger ein Direktinvestment in Betracht ziehen. Zu bevorzugen ist daher ein Investmentfonds, welcher mit einer entsprechenden Streuung ausgestattet ist.

Risikoscheuen Investoren steht auch der Weg über diverse Garantieprodukte offen. Festzuhalten ist dabei, dass der Vorteil der garantierten Mindestrückzahlung (diese gilt aber in der Regel nur zum Laufzeitende) Kosten verursacht und daher auch die Ertragschancen mindert.


Zum Autor: Bernhard Spittaler, CPM, ist Dachfondsmanager bei der Schoellerbank Invest AG.


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Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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