„Golfbörsen stark unterbewertet“

„Aktien der Golfstaaten sind nach dem Crash 2006 zwischen 20 und 30 Prozent unterbewertet“, so Harald Egger, CIO Aktien bei der Erste-Sparinvest, die deswegen stark auf die Region baut. Neben einem heuer aufgelegten Afrika-Fonds ist man vor Ort um lokale Investoren bemüht. Auch ein Shariah-Fonds kommt bald. Funds | 03.12.2007 06:05 Uhr
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Die Schwellenländer-Karawane zieht weiter. Nachdem der Börsen-Boom in Asien bzw. Lateinamerika den meisten Anlegern nicht verborgen geblieben sein dürfte, war und ist Afrika für die meisten noch ein schwarzer Fleck auf der Investment-Landkarte. Das scheint sich derzeit aber zu ändern und mittlerweile sind bereits rund ein Dutzend Afrika-Aktienfonds in Österreich, Deutschland bzw. der Schweiz zum öffentlichen Vertrieb zugelassen (siehe auch e-fundresearch Artikel „Die besten Afrika-Fonds“ vom 20.8.2007). 

„25 Prozent Performance p.a. realistisch“

Dabei sind bis dato die meisten Fonds noch schwerpunktmäßig in Südafrika investiert, wobei sich der Fokus verändert. Besonders interessant erscheint laut Experten die in der Regel den meisten eher für politische Krisen bekannte Golfregion. „Nach dem Crash des Jahres 2006, damals verloren einige dieser Börsen um rund 70 Prozent, sind die Börsen der Golftstaaten jetzt zwischen 20 und 30 Prozent unterbewertet“, berichtet Harald Egger, Chief Investment Officer (CIO) für Aktien bei der Erste-Sparinvest (ESPA) vor österreichischen Journalisten letzte Woche in Dubai. Denn bei einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von über 20 Prozent p.a., sei ein Kurs-Gewinn-Verhältnis zwischen 15 und 16 auf 2008er Basis sehr günstig. „Normalerweise werden solche starken Unterbewertungen in wenigen Jahren ausgeglichen, weshalb wir für die kommenden zwei Jahre mit USD-Kursgewinne um die 25 Prozent p.a. rechnen“, so Egger gegenüber e-fundresearch.com. Zudem weist die Region momentan eine Dividendenrendite von 3,3 Prozent auf, unterstreicht er die guten Aussichten.

Das bestätigt auch Nazem Al-Kudsi, CIO bei der National Bank of Abu Dhabi: „Die Region MENA (Middle East and North Africa) wird in den kommenden 2-3 Jahren die höchste Performance aller Märkte weltweit erzielen“, so der Experte vor Journalisten in Abu Dhabi. Da die meisten Währungen dieser Region aber an den – derzeit sehr schwachen – US-Dollar gekoppelt sind, könnte das Plus aus Euro-Sicht allerdings geringer ausfallen.

Öleinnahmen und der Petrodollar-Boom

Dabei hängt der wirtschaftliche Aufschwung nach wie vor primär von der globalen Ölnachfrage ab. Denn 62 Prozent der weltweiten Öl- und Gasreserven lagern in den GCC (Gulf Cooperation Council)-Staaten der Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Kuwait, Suadi Arabien, Oman und Katar. Um den Erfolg aber auch zukünftig zu sichern, setzt man stark auf Diversifikation: „1975 machten die Öleinnahmen 78 Prozent des Bruttoinlandsproduktes von Abu Dhabi aus, heute sind es weniger als ein Drittel. Der Rest entfällt bereits auf Industrie, Infrastruktur und Tourismus“, schildert seine Exzellenz Khaldoon Al Mubarak,
Chairman of the Executive Affairs Authority of Abu Dhabi and Chief Executive Officer of Mubadala Development Company, Mitglied des Herrscherhauses von Abu Dhabi, der deswegen mit einer Fortsetzung des rasantes Wirtschaftswachstum – allein 2008 dürften die Vereinigten Arabischen Emirate laut dem britischen „Economist“ mit einem BIP-Wachstum von 8,6 Prozent das siebtschnellste Wachstum aller Volkswirtschaften weltweit erzielen - für die kommenden 10 Jahre rechnet.

Superlative über Superlative

Der unermessliche Wohlstand der Golfstaaten-Bewohner drückt sich u.a. in einem gigantischen Immobilien-Boom aus. Bauprojekte der Superlative sind gerade im Entstehen: Das Burj Dubai soll ab Ende 2008 mit über 800 Metern Höhe das mit Abstand höchste Gebäude der Welt sein. Für die nächsten Jahre ist zudem der Bau des weltweit größten Hotels (mit über 6500 Zimmern), des größten Flughafens der Welt in Dubai und des weltweit größten Freizeitparks der Welt, Dubailand, geplant. Allein die Investitionspläne für die nächsten beiden Jahre betragen 500 Milliarden US-Dollar. Bei einer geschätzten täglichen Öl-Fördermenge von über 300 Millionen Litern dürfte das allerdings kein finanzielles Problem für die Emirate darstellen.

Um Anlegern zu ermöglichen von diesem Wachstums-Potential zu profitieren, hat die Erste-Sparinvest im März den ESPA Stock Middle East and African Markets aufgelegt. Der aktuell 22 Millionen Euro große und von Thomas Bobek verwaltete Fonds investiert zwischen 40 und 70 Prozent seines Volumens in die GCC-Staaten, der Rest entfällt auf die Türkei, Israel und Südafrika wobei bis zu 30 Prozent des Volumens als Liquiditätsreserve gehalten werden dürfen. Als Benchmark gilt zu 55 Prozent der Dow Jones Arab Titans bzw. zu je 15 Prozent die MSCI-Länderindizes der Türkei, Israel und Südafrikas. 

75 Prozent des Fonds sind (noch) in Subfonds investiert

Momentan machen die Golfstaaten 45 Prozent des Fonds aus, je 15 Prozent sind in der Türkei, Israel und Südafrika bzw. 10 Prozent in Marokko investiert. Mit 37 Prozent des Volumens repräsentieren Finanzwerte vor dem Telekom-Sektor (23 Prozent) zudem das Sektor-Schwergewicht. „In unserer Asset Allocation sind wir derzeit aber noch etwas beschränkt, da der Fonds zu 75 Prozent aus Subfonds, etwa von JP Morgan oder SGAM, besteht. Denn Einzeltitelinvestments sind uns teilweise nicht möglich, da uns die Finanzmarktaufsicht (FMA) Investments in einige GCC-Börsen noch nicht erlaubt“, schildert Egger die Situation. In den kommenden Monaten sollte hier aber eine Lösung mit der FMA gefunden werden, so dass mehr Einzelaktien beigemischt werden können.

ESPA goes Africa

Neben dem neuen Afrika-Fonds forciert die ESPA aber auch bereits seit 2006 den Vertrieb eigener Fonds vor Ort. „Der Fokus liegt hier vor allem auf unseren Osteuropa-Produkten“, berichtet Geschäftsführer Franz Gschiegl, der bereits erste Erfolge verbuchen konnte. „Mittlerweile stammt bereits ein zweistelliger Millionenbetrag aus der Golfregion“.

Um das lokale Geschäft zu verstärken, plant man für das 1. Quartal 2008 auch einen eigenen Fonds, der den islamischen Shariah-Richtlinien entspricht. Dabei sind sowohl Zinszahlungen als auch Engagements in bestimmte Wirtschaftzweige wie Glückspiel oder Tabak und Alkohol tabu. „Es wird sich hierbei um eine modifizierte Version des ESPA Stock Europe Emerging handelt“, verrät Gschiegl schon vorab. 

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