Frank Fischer: "Das Zünglein an der Waage ist und bleibt die weltweite Konjunktur"

Im Interview mit e-fundresearch.com wirft Value-Investor Frank Fischer, Fondsmanager des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und CIO der Shareholder Value Management AG, einen Blick zurück auf die wichtigsten Marktentwicklungen des Jahres und erklärt, wo 2016 die größten Herausforderungen und Chancen lauern werden. Managers | 15.12.2015 11:30 Uhr
Frank Fischer, Shareholder Value Management AG / ©  Shareholder Value Management AG
Frank Fischer, Shareholder Value Management AG / © Shareholder Value Management AG
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

e-fundresearch.com: Welche persönlichen Lehren ziehen Sie aus den Marktentwicklungen 2015?

Frank Fischer: Auch das Jahr 2015 zeigte wieder einmal, dass der Aktienmarkt nie wie geplant und in geordneten Bahnen verläuft. Nach einer fulminanten Rallye in den ersten Monaten war es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis der DAX die 15.000 Punktemarke erklimmt. Doch es folgte eine monatelange Seitwärtsphase mit einer für viele Teilnehmer überraschend kräftigen Korrektur im Spätsommer. Die Lehren daraus sind, dass die Notenbanken die Märkte doch nicht völlig im Griff haben und es zu einfach wäre, blind auf die stimulierende Wirkung einer lockeren Geldpolitik zu vertrauen. Andererseits ist das Jahr 2015 auch wieder mal eine Bestätigung dafür, dass trotz aller zwischenzeitlichen Schwankungen die Aktie langfristig immer noch das beste Investment ist!

e-fundresearch.com: Fondsperformance 2015: Von welchen Trends konnten Sie im Jahresverlauf besonders profitieren und welche Entwicklungen haben Sie „auf dem falschen Fuß“ erwischt?

"Während wir letztes Jahr beim Stock-Picking auf dem falschen Fuß erwischt wurden, hatten wir dieses Jahr ein besseres Händchen."

Frank Fischer: Wir haben die Euroabwertung und auch die Korrektur in China rechtzeitig kommen sehen und waren auf der Absicherungsseite aktiv, besonders was den Euro betrifft. Wie schon in 2014 haben wir auch dieses Jahr unsere Aktienquote relativ gut hinbekommen. So wie letzten Herbst erhöhten wir auch diesen Sommer die Cash-Quote und vermieden damit größere Verluste. Während wir letztes Jahr beim Stock-Picking auf dem falschen Fuß erwischt wurden, hatten wir dieses Jahr ein besseres Händchen. Zu erwähnen sind dabei insbesondere DelClima und Washtec, die gegen den Trend im Sommer positiv zur Wertentwicklung des Frankfurter Aktienfond für Stiftungen beitrugen. Während unsere rohstoffabhängigen Titel wie ALS und Hargreaves weiterhin mit dem Abwärtstrend leiden, konnten deren Performance von anderen Titeln wie Alphabet, Verisign, Reply oder Baidu überkompensiert werden. Sie folgten dem  US-Markt, der getrieben wurde von den „nifty ten“, den großen Tech-Aktien wie Alphabet, Facebook, Netflix und Apple.

e-fundresearch.com: Mögliche Leitzinswende in den USA – weiteres QE in Japan und Europa: Inwiefern beeinflussen die zunehmend divergierenden Notenbankpolitiken Ihre Investmentstrategie?

Frank Fischer: Auch wenn es in den USA höchstwahrscheinlich zu einer Zinserhöhung kommen sollte, und in 2016 eine weitere folgen könnte, so bewegen wir uns auf der einen Seite im Rahmen der Erwartungen. Andererseits befinden wir uns auf einem historisch niedrigen Niveau, das sich über viele Jahre halten sollte. Das kann mit der hohen und weiter steigenden Zinslast der Staaten, Länder und Kommunen begründet werden, die auf einem nachhaltig höheren Zinsniveau Ihre Schulden gar nicht mehr bedienen könnten. Siehe Frankreich aber auch Griechenland, das die Zinslast weiter in die Zukunft verschiebt, zusätzlich weitere 82 Mrd. Euro bekommt und sich trotzdem beklagt.


Tipp: Aktuelle Marktkommentare von Frank Fischer finden interessierte Leser regelmäßig im Shareholder Value Management AG NewsCenter auf e-fundresearch.com!


e-fundresearch.com: In welchen Investmenthemen identifizieren Sie derzeit das vielversprechendste Wertpotenzial?

"Ob und wann hier ein antizyklisches Investment Sinn macht, ist eines der Themen, das uns mit am Meisten beschäftigt."

Frank Fischer: Es gibt einige vielversprechende Investmentthemen, mit denen wir uns aktuell beschäftigen. Das sind einerseits Turnaround-Stories wie Gerry Weber oder Klöckner. Spannend sind und werden die Rohstoffmärkte bleiben. Ob und wann hier ein antizyklisches Investment Sinn macht, ist eines der Themen, das uns mit am Meisten beschäftigt. Auch finden wir Aktien wie GfK und die Software AG spannend, die dem aktuellen „nifty ten“-Trend folgen.

e-fundresearch.com: Welche Konsensus-Trades bereiten Ihnen aktuell die größten Sorgen?

Frank Fischer: Euro/USD und Öl short sind wohl die beiden am häufigsten diskutierten Konsensus-Trades. Beides sind hausgemachte Probleme mit einer quasi selbst erfüllenden Prophezeiung. Wobei wir sagen müssen, dass sie zumindest bisher wenig Sorgen bereitet haben. Wir haben sie einerseits richtig eingeschätzt, andererseits konnten europäische Aktien gleichzeitig von schwachen Rohstoffpreisen und einem schwachen Euro profitieren.

e-fundresearch.com: Wo lauern 2016 die größten Herausforderungen und welche generellen Volatilitätsniveaus erwarten Sie für das nächste Jahr?

"Gut ist, dass wir in der asiatischen Konjunkturerwartung erste Verbesserungstendenzen sehen, und dass die chinesische Notenbank als eine der wenigen ihre Munition noch nicht verschossen hat"

Frank Fischer: Das Zünglein an der Waage ist und bleibt die weltweite Konjunktur. Diese ist wiederum stark an das Wirtschaftswachstum in China gekoppelt. Gut ist, dass wir in der asiatischen Konjunkturerwartung erste Verbesserungstendenzen sehen, und dass die chinesische Notenbank als eine der wenigen ihre Munition noch nicht verschossen hat. An China gekoppelt sind die Rohstoffpreise. So trägt China teilweise bis zu 50% der Nachfrage einzelner Rohstoffe bei. Auch die Emerging Markets sind zu einem großen Teil von den Rohstoffmärkten abhängig. Eine Zinserhöhung in den USA wird eine Divergenz zu Europa darstellen und somit auch auf der Währungsseite ins Gewicht fallen. Der gefährlichste Konsensus-Trade war möglicherweise in den letzten Jahren, das bedingungslose Vertrauen in die Macht der Notenbanken. Um präzise zu sein, seit „Santa Mario“ Draghi lautstark verkündete: „All-in - wir werden alles tun, um den Euro zu retten.“ Spätestens mit der letzten EZB Sitzung von Anfang Dezember wurde aber klar, dass ein blindes Vertrauen auf die lockere Geldpolitik keine bedenkenlose Einbahnstraße ist. Insofern müssen wir uns darauf einstellen, dass die Notenbanken weniger manipulativ eingreifen. Das erhöht die Volatilität, worin wir als Value-Investoren wiederum Chancen sehen, günstige Einstiegskurse in qualitativ hochwertige,  eigentümergeführte Unternehmen mit wirtschaftlichen Burggräben zu bekommen.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch!

Chart: Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen (DE000A0M8HD2) seit Auflage

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