Nachhaltigkeits-ETFs: Die grüne Bedrohung?

Für viele Marktteilnehmer gelten Nachhaltigkeits-Investments nach wie vor als eine der „letzten Bastionen“, die dem generellen Passivierungs-Trend der Asset Management Industrie langfristig standhalten sollten. Inwieweit sich daran in Zukunft etwas ändern könnte und in welchen Bereichen Nachhaltigkeits-ETFs schon heute eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellen, das diskutierte e-fundresearch.com in einem Interview mit Dag Rodewald, Leiter Vertrieb UBS ETFs Deutschland und Österreich. Managers | 24.05.2016 13:00 Uhr
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e-fundresearch.com: Herr Rodewald, Nachhaltigkeitsstrategien wurden bis vor kurzem beinahe ausschließlich von aktiven Asset Managern angeboten: Warum drängen ausgerechnet jetzt immer öfter auch passive Anbieter auf diesen Markt und inwieweit lassen sich solche Strategien überhaupt in Form eines passiven ETFs realisieren?

Dag Rodewald: Wir haben bereits 2011 die ersten Nachhaltigkeits-ETFs aufgelegt – Produkte, die den MSCI World SRI ETF, den MSCI USA SRI ETF, den MSCI EMU SRI ETF, sowie den MSCI Pacific SRI ETF abbilden. Dass wir in Sachen nachhaltige ETFs Pionierarbeit geleistet haben, zeugt zugleich davon, wie überzeugt wir davon sind, dass passive Anlageprodukte und nachhaltige Investments zusammenpassen. Schließlich kommen alle grundlegenden Vorteile von ETFs auch – oder gerade – hier zur Geltung: Die durch den Indexanbieter vorgegebenen Nachhaltigkeitskriterien werden regelbasiert und transparent im ETF umgesetzt. Zugleich ist die Kostenbelastung gering, und eine ständige Handelbarkeit ist gewährleistet.

e-fundresearch.com: Welche konkreten Indizes liegen den ETF-Nachhaltigkeitsstrategien Ihres Hauses zugrunde und warum haben Sie sich ausgerechnet für jene Anbieter entschieden?

Dag Rodewald: Wir bieten SRI ETFs auf eine breite Palette von Indizes an. Auf der Aktienseite sind dies der  MSCI World SRI Index, der MSCI Emerging Markets SRI Index, der MSCI USA SRI Index, der MSCI EMU SRI Index, der MSCI Pacific SRI Index, der MSCI Japan SRI Index sowie der MSCI UK IMI SRI Index. Auf der Anleiheseite bilden wir den Barclays MSCI US Liquid Corporates Sustainable Index ab. Die Abkürzung SRI steht dabei jeweils für Socially Responsible Investing.

Alle Indizes basieren auf der SRI-Methodologie des ESG-Research-Teams von MSCI. ESG geht auf die englischen Begriffe Environment, Social und Governance zurück – also die Umwelt, die Gesellschaft oder die Unternehmensführung betreffend. Aus dem globalen Standard-Index MSCI World wählen diese SRI-Indizes die Unternehmen aus, die hinsichtlich der SRI-Kriterien am besten abschneiden. Dafür nutzt MSCI das hauseigene ESG-Research mit seinen 150 Analysten und kann eine 40-jährige Expertise in diesem Bereich vorweisen. Insgesamt werden vom ESG-Research etwa 5.700 Aktiengesellschaften und auf der Anleiheseite 9.000 Emittenten auf Basis von Nachhaltigkeitskriterien analysiert. Bei der Auswahl der SRI-Indextitel bewertet MSCI in der ersten Selektionsstufe, wie gut ein Unternehmen seine Chancen und Risiken aus den drei obengenannten Bereichen (Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung) managt und verwaltet. Bei diesem Intangible Value Assessment (IVA) erhält jedes Unternehmen basierend auf 37 ESG-Aspekten ein Rating, welches sich zwischen AAA und CCC bewegt. In einem zweiten Schritt wird jedes Unternehmen geprüft, ob dieses Gegenstand von Kontroversen ist und gegen internationale Normen und Prinzipien, wie zum Beispiel den UN Global Compact, verstößt. Dabei erhält das Unternehmen einen sogenannten Impact Monitor Score – die Bewertungsskala reicht hierbei von Null, die für tiefgreifende Kontroversen steht, bis zehn, wo keine wesentlichen Kontroversen bestehen. Im letzten Schritt werden Unternehmen ausgeschlossen, die in kontroversen Geschäftsfeldern tätig sind (Business Involvement Screening Research (BISR)). Dazu gehören beispielsweise Hersteller von Tabakwaren und Produzenten militärischer Waffen. Es fallen aber auch Unternehmen in diese Kategorie, die mit Aktivitäten wie der gentechnischen Veränderung von Pflanzen und anderen Organismen für die landwirtschaftliche Nutzung oder den menschlichen Verzehr Erträge erwirtschaften. Um in die SRI-Indizes neu aufgenommen zu werden, muss ein Unternehmen ein IVA-Rating von mindestens A und gleichzeitig einen Impact Monitor Score von mindestens 4 aufweisen. Die MSCI SRI Indizes zielen grundsätzlich darauf ab, 25 Prozent der Marktkapitalisierung je Sektor und Land des zugrunde liegenden Referenzindex abzubilden und dabei die sektorale Gewichtung und Diversifikation beizubehalten. Die Aktien werden anschließend nach Marktkapitalisierung gewichtet. So ist einerseits sichergestellt, dass wirklich nur nachhaltige Unternehmen enthalten sind und andererseits bleibt eine hohe Diversifikation erhalten.

Lesen Sie weiter auf Seite-2: "Unsere SRI ETFs werden allesamt physisch repliziert. Gerade im Nachhaltigkeitsbereich halte ich dies auch für ganz wichtig." 

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