Von der Krise zur Stabilität

„In der Euroraumkrise scheint das Schlimmste überwunden zu sein" - wie man sich vor dem Hintergrund eines sich fortsetzenden Aufschwungs in Europa positionieren kann, erklären Tawhid Ali, CIO European Value Equities, und Jorgen Kjaersgaard, Head of European Credit (beide AllianceBernstein), in einem aktuellen Gastkommentar. Markets | 21.05.2014 02:00 Uhr
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„In der Euroraumkrise scheint das Schlimmste überwunden zu sein. Nachdem die Länder mit den größten Problemen im letzten Jahr nun der Rezession entkommen sind, sehen wir jetzt eine Erholung. Nach unseren Prognosen dürfte die Euroraum-Wirtschaft in diesem Jahr um 1,3 Prozent wachsen. Die Indikatoren für die Industrie sind gestiegen, die Arbeitslosigkeit beginnt zu sinken und der Geschäftsklimaindex liegt über seinem langfristigen Durchschnitt. 

Natürlich gibt es noch immer Risiken. Frankreich und Italien schwächeln, der Euro könnte stark aufgewertet werden, und nach wie vor besteht die Möglichkeit einer Deflation. Alles in allem denken wir aber, dass Europa nach der Rezession und der Krise jetzt wieder ein leichtes Wachstum und Stabilität verspricht. Wie können Anleger mit unterschiedlichen Risikoprofilen in diesem noch immer nicht einfachen Umfeld erfolgreich investieren? 

Von der Krise zur Stabilität 

Unserer Meinung nach sollte man dazu drei Komponenten beachten: Erstens die Fehlbewertungen erkennen, die durch die Krise entstanden sind und immer noch fortbestehen. Diese könnten zugleich Chancen bieten. Zweitens sowohl Aktien als auch Anleihen in Betracht ziehen. Drittens die Einzelwerte sehr sorgfältig auswählen, um Unternehmen zu meiden, die noch immer unter den Folgen der Krise leiden. 

Europas Unternehmen sind heute in einer erheblich besseren Verfassung als vor der Krise. 2013 verfügten sie über etwa 815 Milliarden Euro in Cash, 47 Prozent mehr als noch 2007 (Quelle: J.P. Morgan). Im gleichen Zeitraum sind die Verschuldungsgrade deutlich gefallen. Dabei ist die Rentabilität noch immer niedrig: Die Eigenkapitalrendite liegt deutlich unter ihrem langfristigen Durchschnitt. Die Gewinne europäischer Unternehmen haben offenbar noch viel Potenzial, das bislang von den Märkten unzureichend honoriert wird, so dass auch die Kurse noch steigen können. 

Unterdessen sind die auf dem Höhepunkt der Krise extrem hohen Korrelationen weiter gefallen. Aktien bewegen sich also nicht mehr im Gleichlauf und spiegeln auch nicht mehr die schlimmsten Konjunkturängste der Marktteilnehmer wider. In diesem Umfeld ist es unserer Meinung nach am besten, sich auf Einzelwertstrategien zu konzentrieren. Mit intensiver fundamentaler Analyse lassen sich Unternehmen finden, die bislang noch von den Märkten übersehen wurden, deren Gewinne aber langfristig stark wachsen können. Eine Investition dürfte sich dann mit der Zeit auszahlen. 

Schwerpunkt High Yield 

Auch Anleiheinvestoren sollten sich der immer stabileren Bilanzen der Firmen bewusst sein. Da europäische Unternehmen weiter Schulden abbauen, fällt ihnen der Schuldendienst zunehmend leichter. Die Risikoprämien dürften also zurückgehen und die Ausfallquoten niedrig bleiben. 

Europäische Hochzinsanleihen – Ein wachsender Markt 

Für Investoren in europäische Hochzinsanleihen sind das gute Nachrichten. Der High-Yield-Markt ist in den letzten Jahren extrem gewachsen. Dies wird sich wohl auch fortsetzen, weil sich die Unternehmen immer seltener über Bankkredite finanzieren und stattdessen häufiger Anleihen emittieren. 

Aber auch die Banken selbst müssen in den nächsten zwei Jahren ihren Kapitalpuffer ausbauen, um die Anforderungen von Basel III zu erfüllen – viele werden vermutlich den Kapitalmarkt nutzen und High-Yield-Anleihen emittieren. 

Um attraktive Erträge zu erzielen, gilt es jedoch, genau zu selektieren und die Spreu vom Weizen zu trennen. Da immer mehr Emittenten an den Markt kommen, müssen Anleger bei ihrer Auswahl noch sehr viel sorgfältiger vorgehen, um nur in die meistversprechenden Papiere zu investieren. 

Außerhalb des Finanzsektors würden wir Emittenten mit BB-Rating meiden. Ihre Spreads sind eng, so dass es hier schwerer ist, Erträge zu erzielen. Nicht-Finanzanleihen mit B-Rating versprechen hingegen hohe Renditen, und Anleger erhalten einen angemessenen Ausgleich für die Risiken. 

Fazit 

Das aktuelle Marktumfeld bringt Herausforderungen mit sich, aber auch interessante Chancen. Für Investoren, die verschiedene Assetklassen in Betracht ziehen und einen aktiven Ansatz verfolgen, gibt es unserer Ansicht nach verschiedene Wege das Potenzial der sich entfaltenden Erholung Europas zu nutzen. Dabei dürfte es für jedes Risikoprofil passende Anlagen geben.“

Tawhid Ali, CIO European Value Equities

Jorgen Kjaersgaard, Head of European Credit

AllianceBernstein


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