"Die traditionellen Risikoprämien sind derzeit sehr niedrig. Gleichzeitig werden die Zinsen in den großen Industrieländern sicherlich noch geraume Zeit auf niedrigen Niveaus oszillieren, so dass Investoren Ausschau nach anderen Renditequellen halten müssen.
Das Universum der Schwellenländeraktien und -anleihen bietet aufgrund der besseren Fundamentaldaten und attraktiven Bewertungen unserer Ansicht nach interessante Anlagechancen. Die Aussichten für die Industrieländer sind nach wie vor verhalten: hohe Verschuldung, rückläufiges Potenzialwachstum und Unfähigkeit der Politik, wirksame Maßnahmen umzusetzen, so dass die Geldpolitik mit ihren extrem niedrigen Zinsen der einzige Hebel zur Ankurbelung der Konjunktur ist. Sogar in den USA, wo die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen deutlich robuster sind als inanderen großen Industrieländern, sah sich die Federal Reserve angesichts der Gefahr externer Schocks veranlasst, in einen sehr vorsichtigen Modus umzuschalten und ihre langfristigen Wachstums- und Zinsprognosen nach unten zu korrigieren.
Für Anleger bedeutet dieses Umfeld anhaltend niedriger Renditen und geringer Renditeerwartungen, die sich in den hohen Bewertungen in den meisten Industrieländern widerspiegeln, dass sie ihr Augenmerk wieder verstärkt auf die Anlageklasse ‚Schwellenländer‘ richten sollten. In den Jahren 2013 bis 2015 gerieten Schwellenländeranlagen aufgrund der Verschlechterung der Fundamentaldaten, der deutlichen Zunahme idiosynkratischer Risiken (wie im Falle Brasiliens und Russlands) und der Aufwertung des USD auf breiter Front unter massiven Druck. Mittlerweile zeichnet sich jedoch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Anlageklasse ab. Wir machen dies an der Risiko-Rendite-Bewertung von drei Schlüsselparametern fest –Fundamentaldaten, Bewertungen und Risikofaktoren. Hinsichtlich der Fundamentaldaten deuten die jüngsten Daten auf eine Belebung der Konjunktur und eine spürbare Verbesserung der Außenbilanzen mehrerer Schwellenländer hin. Betrachtet man die Bewertungen, erinnert die aktuelle Situation – trotz besserer Fundamentaldaten – an die Bewertungsniveaus während der Krise der Jahre 1997 und 1998; gleichzeitig verlieren potenzielle systematische Risikofaktoren wie eine von China ausgehende finanzielle Kernschmelze und eine härtere Gangart der Federal Reserve allmählich an Einfluss."
Salman Ahmed, Chief Investment Strategist, Lombard Odier IM