“Der Grund sind Verschiebungen auf der Angebots- und Nachfrageseite. Drei Faktoren sprechen aktuell für steigende Rohstoffpreise: Weniger Angebot, mehr Nachfrage und günstige Bewertungen. Nach sehr turbulenten Jahren gehen wir davon aus, dass Rohstoffe ihren zyklischen Boden vergangenes Jahr erreicht haben und trotz der momentanen Volatilität beim Rohstoff Erdöl nun ein interessanter Einstiegszeitpunkt für Investoren ist", so Paolo Zagaria.
Zum Faktor Angebot führt Zagaria aus: “In den Rohstoffmärkten wird das Gleichgewicht über Anpassungen auf der Angebotsseite hergestellt. Nach dem Absturz der Preise in den vergangenen Jahren begannen Investitionsanpassungen nach unten. Angebotskürzungen gab es sowohl bei Industriemetallen als auch beim Rohöl. Und dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen: Die niedrigen Preise dürften Produzenten zwingen, ihre Fördermengen weiter zu verringern.“
Zur wachsenden Nachfrage sagt Zagaria: “Die Aussichten für die globale Konjunktur haben sich in jüngerer Vergangenheit verbessert - das Wachstum scheint sich zu beschleunigen. Möglicherweise bewegen wir uns im Konjunkturzyklus auf eine Expansionsphase zu. Die Zeichen dafür sind nicht zu übersehen: Angekündigte Fiskalprogramme in den USA, Japan, oder Großbritannien beflügeln die Wachstumsprognosen und die Inflationserwartungen sind gestiegen.“
Dazu kommen attraktive Bewertungen. Viele Rohstoffe werden nach der mehrjährigen Korrekturphase weiterhin zu Preisen unter den Grenzkosten ihrer Produktion angeboten und sind damit günstig. Durch die Investitions- und Angebotskürzungen in etlichen Rohstoffen dürfte sich die Angebots-/Nachfragesituation so weit verbessern, dass sich die Rohstoffpreise zumindest auf das Niveau der Grenzkosten der Produktion erholen.
Öl mittelfristig interessant
Grundsätzlich gilt: Interessant sind jene Rohstoffe, deren Marktpreise deutlich unterhalb der marginalen Produktionskosten liegen und bei denen die Angebotsseite rational mit Kürzungen darauf reagiert. Mittelfristig sollten sich die Preise an die marginalen Kosten annähern, weil Erzeuger die Förderung weiter zurückfahren und so dem Markt zu einem neuen Gleichgewicht verhelfen. Einen solchen Prozess haben die Produktionsbeschränkungen der Opec in Gang gesetzt.
Zwar spiegeln sich die Angebotskürzungen noch nicht in den offiziellen Lagerdaten, doch die Angebotskürzungen der Opec sollten in den nächsten Wochen schrittweise ihre Wirkung zeigen und dazu führen, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt.
“Aus diesem Grund halten wir bei Swisscanto Invest Rohstoff Fonds aktuell ein Übergewicht im Energiesegment. In diesem Bereich sind gegenwärtig die Rohölsorten West Texas Intermediate (WTI) und Brent besonders vielversprechend. Die marginalen Kosten bei Brent liegen bei 60 bis 65 US-Dollar pro Barrel. Wir gehen davon aus, dass diese Preise mittelfristig erreicht werden. Ein Unsicherheitsfaktor liegt allerdings in der zweiten Jahreshälfte: Die Anzahl der Ölbohrungen in den USA steigt stark an und wird dazu führen, dass die Schieferölproduktion 2017 erneut stark wächst. Wenn dazu der Abbau der Öl-Lagerbestände auch weiterhin so langsam stattfindet wie jetzt, wird die Opec die Förderbeschränkungen verlängern müssen, um die Ölpreise wirklich zu stabilisieren. Sollte dies nicht passieren und die Opec in der zweiten Jahreshälfte ihre Produktion wieder auf die Höchstniveaus von 2016 ausweiten, würde das Überangebot am Markt den Ölpreis stark belasten“, so Zagaria.
Industriemetalle sind vielversprechend
Abschließend äußert sich Zagaria zu Industriemetallen: “Ein bestimmender Faktor bei Rohstoffen ist die Nachfrage. Uns interessieren jene Rohstoffe, bei denen die Nachfrage das Angebot übersteigt und die Kosten für eine zusätzliche Produktion aufgrund der Knappheit des Metalls hoch sind. Die Nachfrage an Rohstoffen hängt im Wesentlichen ab von der Bevölkerungszahl und dem Bedarf pro Kopf. Dieser wiederum wird bei den Metallen vom industriellen Entwicklungsstadium eines Landes bestimmt. Asien und allgemein die Schwellenländer sind aufgrund dieser beiden Treiber zentral für das Nachfragewachstum nach Rohstoffen, allen voran die Industriemetalle. China allein verbraucht über 50 Prozent des globalen Angebots von Kupfer, Aluminium und Nickel. Veränderungen der wirtschaftlichen Situation in den Schwellenländern wirken sich dementsprechend stark auf die zyklische Nachfrage und folglich auch auf Rohstoffpreise aus. Aufgrund des weiterhin strukturell bestehenden Nachholpotenzials was den Pro Kopf Verbrauch im Vergleich zu den entwickelten Volkswirtschaften betrifft, sehen wir vor allem auch mittelfristig vielversprechende Investmentchancen im Bereich der Industriemetalle.“