Die Wirtschaftsabschwächung wurde von den Marktteilnehmern richtig prognostiziert. Als sie sich materialisierte, belastete sie die Aktienmärkte deshalb nicht mehr stark. Zudem überraschten die jüngsten Vorlaufindikatoren wieder vermehrt positiv.
Das G20-Treffen brachte außer ein paar allgemein gehaltenen Absichtserklärungen nicht sehr viel Konkretes. Das einzige greifbare Resultat ist die Neuverteilung der Sitze in internationalen Organisationen zu Gunsten der Schwellenländer, und das einzige, für uns brauchbare Signal ist, dass die USA im Falle einer beschleunigten Dollarabwertung gegenüber konzertierten Stützungsaktionen eine wohlwollende Haltung einnehmen würden. Unabhängig davon glauben wir, dass sich der US-Dollar gegenüber dem Schweizerfranken zunächst stabilisieren wird. Die Unterbewertung des US-Dollars gegenüber dem Schweizerfranken gemäß Kaufkraftparität ist mit rund 18% relativ hoch.
AAA-Staatsanleihen sind historisch teuer. Die Wahrscheinlichkeit, dass es die Zentralbanken in der mittleren Frist (2 bis 5 Jahre) schaffen werden, entweder die Wirtschaft anzukurbeln und/oder die Inflationsraten zu erhöhen und/oder die Preise riskanter Anlagen nach oben zu "manipulieren", ist relativ hoch. Deshalb bleiben wir bei der Übergewichtung von Firmenanleihen, einschließlich der so genannten "High Yield"-Anleihen.
Wir meiden nach wie vor das kurze und das ganz lange Ende des Laufzeitenspektrums. Wir erachten Geldmarktanlagen aufgrund der quasi Nullverzinsung zwar weiterhin als unattraktiv. In der Strategie für den Portfolio Fund Balanced fällt deren Quote als Resultat der Reduktion des Übergewichts in den Schweizer Obligationen gegenüber dem Vormonat dennoch höher aus. Wir reagieren damit auf die Gefahr, dass die Zinsen in den nächsten Monaten in der Schweiz weiter ansteigen könnten.
Anleihenspositionen der PIIGS-Staaten (Portugal, Irland, Italien, Griechenland, Spanien) bleiben auch nach dem Zukauf von italienischen und spanischen Staatsanleihen insgesamt untergewichtet.
Seit unserer Empfehlung von Anleihen von Schwellenländern zu Lasten der Dollarquote anfang März 2010, hat der JPMorgan Emerging Markets Bond Index in US-Dollar um über 13% zugelegt. Die in den letzten Monaten enormen Geldzuflüsse seitens Rendite suchender Anleger haben verschiedene Schwellenländer dazu gezwungen, Kapitalmarktrestriktionen einzuführen oder zu prüfen. Obwohl wir nicht grundsätzlich negativ gestimmt sind, halten wir die Verengung der Renditedifferenzen für übertrieben. Wir bauen deshalb unsere Investitionen in die Schwellenländeranleihen ab und verlagern die Risiken in den Aktienbereich. Denn auch nach dem erfreulichen Kursverlauf in den letzten beiden Monaten sind Aktien immer noch attraktiv bewertet.
Die faire Bewertung, welche im Wesentlichen durch die Unternehmensgewinne bestimmt wird, lag per Ende Oktober bei rund 18% unter dem aktuellen Indexstand. Gemäß den IBES-Zahlen erwarten die Analysten für das Jahr 2011 ein Gewinnwachstum von rund 16%. Auch wenn diese Durchschnittsschätzung ambitiös ist und die Bewertungslücke wegen der Unsicherheit hinsichtlich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung nicht unbedingt schnell geschlossen wird, gehen wir davon aus, dass die Gesamtrendite des Aktienmarktes jene von AAA-Staatsanleihen deutlich übersteigen wird. Aufgrund von Bewertungen und Renditeerwartungen erhöht Swisscanto die Aktienquote um einen Prozentpunkt. Wegen der bereits bestehenden Übergewichtung und der guten Marktperformance im vergangenen Monat müssen praktisch keine Aktien nachgekauft werden.
Wir erachten den europäischen Aktienmarkt als besonders interessant. Wir favorisieren Small Caps gegenüber den Large Caps in allen Märkten. Die hohen Bestände an liquiden Mitteln und die attraktive Bewertung vieler dieser Aktien lassen weiterhin Übernahmen hauptsächlich seitens von Großunternehmen erwarten. Wir bevorzugen immer noch die zyklischen Bereiche zu Lasten der defensiveren Unternehmen.
Auf der Währungsseite halten wir CHF, EUR und JPY zu Gunsten der Rohstoffwährungen CAD und AUD sowie der SEK untergewichtet. Der Schweizerfranken ist "teuer" geworden. Gegenüber dem US-Dollar sind wir nun wieder positiver eingestellt.
Die Swisscanto Anlagepolitik am Beispiel des Anlagestrategiefonds Swisscanto (LU) Portfolio Fund Balanced (in Prozent)
Quelle Grafiken: Datastream und eigene Berechnungen/Darstellungen