Kürzlich hat mich jemand gefragt, ob man nicht anstelle eines Anlagestrategiefonds besser einfach zwei ETFs, investierend in CHF-Obligationen und Schweizer Aktien, kaufen würde. Er habe die Performance in CHF verschiedener Anlagekategorien über die letzten 8 Jahre angeschaut und dabei sei ihm aufgefallen, dass Anleihen in heimischer Währung und hiesige Dividendenpapiere am besten abgeschnitten hätten. Dies ist tatsächlich der Fall, wie ein Blick auf die Spalte über 8 Jahre in der untenstehenden Tabelle bestätigt. Auch über die anderen aufgeführten Zeitperioden bestätigt sich mehrheitlich die Dominanz von CHF-Obligationen und Schweizer Aktien. Im Folgenden will ich aufzeigen, warum ich trotzdem nicht einen Anlagestrategiefonds durch zwei ETFs ersetzen würde.
Durchschnittliche Netto-Performance in CHF pro Jahr*
Anlagestrategiefonds sind global diversifiziert und investieren neben Geldmarkt, Obligationen und Aktien teilweise auch noch in andere Anlagekategorien wie Immobilien, Rohstoffe oder andere Alternative Anlagen. Eine Investition nur in Schweizer Aktien und Obligationen hat sich bezüglich Rendite in den letzten Jahren vor allem darum ausbezahlt, weil sich der Schweizer Franken stark aufgewertet hat. Mittlerweile ist dieser aber gegenüber den meisten wichtigen Währungen überbewertet. Zudem verhindert die Schweizerische Nationalbank eine Fortsetzung der deutlichen Aufwertung des CHF gegenüber dem EUR. Weiter sind die Zinsen in CHF heute im internationalen Vergleich sehr tief. Es kann somit nicht davon ausgegangen werden, dass auch in Zukunft ein ETF-Portfolio bestehend nur aus Schweizer Aktien und Obligationen gegenüber einem global investierenden Anlagestrategiefonds besser abschneiden wird.
Ein weiterer Punkt betrifft das Rebalancing. Beim einem Portfolio bestehend aus zwei ETFs würde kein automatisches Rebalancing erfolgen. Bei einem Anlagestrategiefonds hingegen sorgt der Fondsverwalter permanent für eine Ausrichtung der Anlagen im Fonds an das aktuelle Marktumfeld und führt gegebenenfalls ein Rebalancing durch. Fehlt dieses Rebalancing, können sich je nach Marktentwicklung die Gewichte im Portfolio deutlich verschieben. Zum Beispiel könnte die Aktienquote nach einer guten Börsenphase deutlich angestiegen sein und ein Investor wäre somit temporär mit dem ETF-Portfolio von einem potenziellen Aktiencrash stärker betroffen als mit einem Anlagestrategiefonds, bei welchem die Aktienquote in der Regel gegen oben beschränkt ist.
Auch zu berücksichtigen sind die Ausschüttungen. Die ETFs sind ausschüttend. Zur Berechnung der Performance des ETF-Portfolios darf man nicht einfach die Index-Performance abzüglich der TER verwenden. Dies wäre nur dann korrekt, wenn sämtliche Ausschüttungen sofort brutto wieder reinvestiert würden. Der Investor müsste somit jeweils temporär Geld einschiessen, um den Verrechnungssteuer-Abzug zu kompensieren. Diese Annahme ist nicht realistisch. Zudem entstehen für den Anleger zusätzliche Kosten durch die Reinvestition. Beim Anlagestrategiefonds kann der Investor die thesaurierende Tranche wählen. In dieser übernimmt die Fondsverwaltung die Reinvestition und die daraus entstehen Kosten sind in der Performance berücksichtigt.