Die Reduktion der US-Anleihen-Aufkaufprogramme sowie die in der Luft liegende Normalisierung der Zinslandschaft werden in diesem Jahr zu wichtigen Einflussfaktoren auf die Finanzmärkte zählen. Zinserhöhungsängste dürften in 2014 immer wieder periodisch aufkeimen und die Märkte belasten. Die Geschwindigkeit der zukünftigen Zinserhöhungen wird im Wesentlichen durch das Wirtschaftswachstum beeinflusst. Ein zu starkes Wirtschaftswachstum wäre Gift für die Aktien-, Immobilien- und Anleihenmärkte, weil die Abdiskontierungssätze für alle Anlageklassen nach oben schießen würden.
"Das beste Szenario bestünde darin, dass das Wirtschaftswachstum einerseits hoch genug ist, um einen Rückfall in die Deflationsspirale und die Schuldenkrise zu verhindern, und andererseits schwach genug ist, um die Notenbanken daran zu hindern, die geldpolitische Stimulierung zu schnell zurückzufahren", so Thomas Liebi, Chefökonom von Swisscanto, der Fondsgesellschaft der Schweizer Kantonalbanken.
Europäische Aktien relativ günstig
Eine anhaltend großzügige Liquiditätsversorgung dürfte die wohl wichtigste Grundvoraussetzung für die Fortsetzung der Aktienrallye sein. Denn die Kurssteigerungen der vergangenen Monate haben bereits deutliche Bewertungsspuren hinterlassen. "Nur kontinentaleuropäische Aktien sind noch vergleichsweise zu relativ günstigen Kursen erhältlich. Immer mehr Märkte weisen eine leichte bis moderate Überbewertung auf. Die Bewertungsseite spricht also klar dafür, im Aktienportfolio ein Übergewicht kontinentaleuropäischer Aktien zu implementieren", sagt Liebi.
Generell ist nach zwei sehr starken Aktienjahren eine Normalisierung der Kursentwicklungen zu erwarten. Doch mangels ertragreicher Alternativen sind Aktien für Investoren ein wichtiger Baustein im Depot. "Bleibt das Umfeld wie erwähnt bestehen, wäre ein hoher einstelliger Kurszuwachs der großen Börsenindizes im Bereich des Möglichen. Langfristig erzielten Investoren mit Aktien immerhin rund sieben Prozent Rendite pro Jahr. Angesichts des Niedrigzinsumfelds sollten Anleger auch eine Dividendenstrategie ins Auge fassen ", so Liebi.
Thematisch besonders attraktiv sind Wasserinvestments. Denn der effizientere Verbrauch von Wasser und die umfassende Versorgung aller Bevölkerungsschichten gehören global zu den dringlichsten Aufgaben. Für Anleger entwickelt sich daraus ein interessantes Investmentthema - auch aus nachhaltigen Aspekten. Denn es geht nicht um die Spekulation mit einem Rohstoff, sondern um Partizipation am Erfolg von Unternehmen, die in der Wasserwirtschaft für Verbesserungen und positive Entwicklungen sorgen.
Anleiheninvestoren vor großen Herausforderungen
Mit Staatsanleihen guter Bonitäten ist schon seit geraumer Zeit kaum Geld zu verdienen. Unternehmensanleihen sind daher erste Wahl für Anleiheninvestoren. Deren Bewertungen sind aber nicht mehr günstig und angesichts der Zinserhöhungstendenzen stehen Anleger vor großen Herausforderungen. "Für Anleger gilt es im zu erwartenden Umfeld die Zinsrisiken zu reduzieren. Langlaufende Obligationen sollten nicht mehr gehalten werden, da vor allem am langen Zinsende mit Zinserhöhungen zu rechnen ist. Darum ist eine kurze Duration im Portfolio sinnvoll, um diesem Risiko zu begegnen. Interessant bleiben hier trotz der mittlerweile eher hohen Bewertung High Yield-Anleihen mit kurzen Restlaufzeiten, Wandelanleihen und Absolut Return-Strategien, um flexibel auf die Entwicklungen zu reagieren", meint Swisscanto-Chefökonom Liebi.
Eine noch nicht so bekannte, aber dafür umso beachtenswertere Assetklasse sind CoCo-Bonds (Contingent Convertible Bonds). Dabei handelt es sich um spezielle Wandelanleihen, die bei einem bestimmten Ereignis in Aktienkapital gewandelt werden müssen. Das "bestimmte Ereignis" ist in diesem Fall das Absinken der Eigenkapitalquote unter eine vordefinierte Marke. Wenn also in einer künftigen Krisensituation das Kernkapital eines Instituts diese Marke unterschreitet, wird Fremdkapital automatisch in Eigenkapital gewandelt.
"CoCo-Anleihen sind mit hohen Kupons zwischen sechs bis zwölf Prozent ausgestattet. Der gesamte Kupon setzt sich zusammen aus dem risikolosen Zinssatz, einer Entschädigung für das Kreditrisiko sowie der Entschädigung für das Risiko, dass die Anleihe in Aktien des Unternehmens gewandelt werden könnte. Die letztgenannte Komponente macht den weitaus größten Teil des Kupons aus. Für Anleger sind CoCo-Bonds mit ihren Renditen gerade im Niedrigzinsumfeld eine attraktive Alternative, die ein ansprechendes Risiko/Rendite-Profil aufweist", so Liebi.