Morgenröte oder Abenddämmerung?

Im Folgenden stellt Ihnen Bellevue Asset Management ein Interview mit Malek Bou-Diab, Lead Portfolio Manager des BB African Opportunities Fonds, zum Thema "Der Arabische Frühling: Morgenröte oder Abenddämmerung?" zur Verfügung. Erfahren Sie mehr hier: Bellevue Asset Management | 10.04.2012 08:45 Uhr
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Herr Bou-Diab, ein Jahr nach dem Ausbruch des Arabischen Frühlings ist die anfängliche Euphorie einer Ernüchterung und wiederkehrenden Protesten gewichen. Wie sehen Sie die mittelfristige Entwicklung aus der Optik eines Anlegers? Die wohl übertriebene Hoffnung auf eine rasche Verbesserung der Umstände wurde in der Tat etwas gedämpft durch das zögerliche Tempo des Wandels. Das Wirtschaftsgeschehen ist aber zwischenzeitlich wieder in die Gänge gekommen und die Märkte haben sich bereits etwas von den Unsicherheiten und den heftigen Rückschlägen an den Börsen vom letzten Jahr erholen können. Die Aktien sind aber nach wie vor attraktiv bewertet. Wenngleich die kurzfristigen Herausforderungen nicht ignoriert werden können, finden die langfristig attraktiven Wachstumschancen in den derzeitigen Aktienbewertungen kaum Berücksichtigung.

Sind diese Perspektiven zu kümmerlich oder handelt es sich um eine Überreaktion eines durch Kurzsicht und Stimmungen geprägten Marktes und damit eine interessante Kaufgelegenheit für langfristig orientierte Anleger? Wie schätzen Sie die Gefahr des Aufkommens von radikalisierten islamistischen Staatsstrukturen unter den neuen Regimes in Nordafrika ein?

Gefärbt durch die derzeitige Kakophonie scheint der Markt wichtige langfristige Fixpunkte aus den Augen verloren zu haben. Die höchste Priorität unter den Bürgern geniesst die Verbesserung des wirtschaftlichen Wohlergehens. Das Forschungsprojekt „Arab Barometer“ und Mark Tessler von der University of Chicago sind Vorreiter im Bereich unabhängiger politischer Meinungsforschung. Ihre im „Journal of Foreign Policy“ veröffentlichten Ergebnisse bieten erste Erkenntnisse über die politischen Triebkräfte und die Stimmung in der Region. In Ägypten äusserten 84.2% der Befragten, dass wirtschaftliche Probleme die grösste Herausforderung für ihr Land darstellen. In Tunesien teilten fast 70% der Befragten diese Meinung. Erstaunlich ist zudem, wie die Befragten „Demokratie“ beschreiben. In Ägypten bezeichneten 64.4% der Befragten ein geringes Mass an Ungleichheit oder die Versorgung aller Bürger mit Gütern des täglichen Bedarfs als wichtigstes Merkmal einer Demokratie, in Tunesien lag der entsprechende Prozentsatz bei 69.4%. Diese Umfragen verdeutlichen, dass die politische Agenda primär vom Wirtschaftsgeschehen bestimmt wird und dass die neue politische Elite ökonomische Themen auf keinen Fall vernachlässigen darf. Das Volk fordert Reformen, die allen Gesellschaftsbereichen Nutzen bringen werden.

Wenngleich Äusserungen fundamental-islamistischer Bewegungen zur Beunruhigung im Westen geführt haben, ist jedoch die zu beobachtende Umorientierung islamistischer Volksparteien in Richtung eines pragmatischeren Ansatzes, wie ihn etwa auch die türkische AKP verfolgt, massgebender. Verschiedene Anzeichen wie auch die oben erwähnten Umfrageergebnisse deuten nämlich darauf hin, dass islamistische Parteien bei den Wahlen vielmehr von der Aufrichtigkeit und fachlichen Sachkenntnis einzelner Kandidaten sowie deren Referenzen im Kampf gegen die ehemaligen Regimes profitiert haben. Diese Kandidaten wurden nicht gewählt, um strenge islamische Programme umzusetzen.

Was wären geeignete Massnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaften?

Zu den wichtigsten Massnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft zählen ausländische Investitionen in den unterschiedlichsten Industriesektoren. Insbesondere für die rohstoffarmen Länder wie z.B. Ägypten und Tunesien trifft dies in besonderem Masse zu. Anleger dürften daher in diesen Ländern auf ein wohlwollendes Umfeld treffen. Dabei dürften etwa auch Aus- und Weiterbildungsprogramme sowie Infrastrukturinvestitionen in Bereichen wie Energie, Wohnbau und Transport zu weiteren bedeutenden Wachstumsimpulsen verhelfen.

Multinationale Konzerne investieren schon seit längerem in die aufstrebenden Länder Nord- und Subsahara-Afrikas. Was raten Sie einem Investor in punkto Anlagen auf dem afrikanischen Kontinent?

Investitionen in der Region verlangen im derzeitigen Umfeld einen Contrarian-Ansatz, die Fähigkeit, extreme Volatilitätsphasen zu überstehen, und ein wenig Geduld. Die langfristigen Anreize für Anleger sind intakt, vor allem auch in Anbetracht der weltweiten Alternativen. Andere Anleger wiederum mögen es vorziehen, zunächst erst einmal abzuwarten. Auch dieser Ansatz ist vertretbar, geht aber mit einem Timing-Risiko einher, denn zeichnet sich eine Stabilisierung der Lage ab, reagieren die Aktienmärkte äusserst schnell. Die lokale Bevölkerung ist für die Zukunftschancen ihres Landes optimistisch gestimmt. 84.4% der Ägypter sind überzeugt, dass ihre Regierung die wirtschaftlichen Probleme innert fünf Jahren meistern wird. Dieser Optimismus kann sich schon sehr bald wieder in den Kursen reflektieren. Die Nacht ist dann am dunkelsten, kurz bevor die Sonne wieder aufgeht …


Zur Person
Malek Bou-Diab stiess 2009 als Senior Portfolio Manager zu Bellevue Asset Management und ist für den BB African Opportunities Fonds verantwortlich. Er promovierte in theoretischer Physik an der ETH Zürich. Malek Bou-Diab verbrachte einen Grossteil seiner Jugend im Mittleren Osten, wo er eine international ausgerichtete Ausbildung genoss und Arabisch sowie arabische Literatur studierte.

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