Ambitionierte US-Exportpläne

Im Folgenden erhalten Sie einen Gastbeitrag (auch in der Börsen-Zeitung erschienen) von Hugh Young, Aktienvorstand Aberdeen Asset Management und Paul Atkinson, Leiter US-Aktienteam, zum Thema "Ambitionierte US-Exportpläne kurbeln weltweiten Wettbewerb an". abrdn | 10.10.2010 12:13 Uhr
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Ambitionierte US-Exportpläne kurbeln weltweiten Wettbewerb an
 
Die Amerikaner haben sich ambitionierte Ziele gesetzt: In den kommenden fünf Jahren sollen sich die Exporte der USA verdoppeln. So versprach Präsident Barack Obama bereits Ende Januar 2010 in seiner Rede zur Lage der Nation. Die meisten asiatischen Länder verfolgten in den vergangenen Jahren die gleiche Exportstrategie. Doch obwohl sich das Blatt in den vergangenen Jahren viel zugunsten der Schwellenländer gewendet hat, sind es starke Signale, wenn einer der weltweit größten Importeure dezidiert eine Export-Strategie ausruft. Bislang machte der US-Konsument rund 70 Prozent der Gesamtwirtschaft Amerikas aus. Das soll sich ändern. Die Auswirkungen für Asien könnten gravierend sein, denn nach wie vor sind die USA einer der wichtigsten globalen Spieler mit exzellenten Unternehmen, die weltweit in den unterschiedlichsten Branchen tätig sind.

Schrumpfende Binnenwirtschaft schärft Fokus auf Exportindustrie

Für Obama und andere erscheint es offensichtlich, dass das enorme amerikanische Staatsdefizit den wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes schwächt. Obwohl dieser Zusammenhang komplex ist, sehen viele Beobachter die hohen Arbeitslosenzahlen als Ergebnis der Globalisierung und der Auslagerung von Arbeitsstellen nach Übersee. Seit den 60er Jahren bis zum Jahr 2000 hat die US-Fertigungsindustrie pro Jahr kontinuierlich rund 30.000 Stellen abgebaut. Durch steigende Produktivität wurden weniger Arbeitskräfte benötigt. Seitdem sind die Zahlen jedoch auf 560.000 Kündigungen pro Jahr angestiegen (Quelle: US Bureau of Labor Statistics, 2010). Der Zusammenhang ist nicht offensichtlich: die Globalisierung begann bereits vor Jahren, die Arbeitslosenrate ist jedoch erst vor kurzem steil nach oben gestiegen. Tatsache ist, dass die Arbeitslosigkeit in den USA trotz Stellenverlagerung ins Ausland niedrig war, da die abgebauten Arbeitsplätze durch neue in anderen Branchen wie etwa im Gesundheitswesen oder im Regierungssektor ersetzt wurden. Diese Verlagerung hat das Land in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie den vergangenen zwei Jahren jedoch extrem anfällig gemacht. Durch die Finanzkrise und das Platzen der Immobilienmarkt-Blase sind im Bausektor insgesamt ein Viertel aller Stellen (1,8 Millionen Arbeitsplätze) gestrichen worden. Obama konzentriert sich von daher zu Recht auf die Exportindustrie, da ein Aufbau des Arbeitsmarktes und der lahmenden Infrastruktur den Dollar gefährden könnten.

US-Lohnkosten werden wieder wettbewerbsfähiger

Die Frage ist nur: Wen wollen die USA beliefern? Deutschland bekräftigt sein Exportmodell, die japanischen Exporte steigen wieder an und Länder wie Großbritannien werden ihre Probleme mit einer eigenen Exportstrategie zu lösen versuchen. Dazu kommt ein relativer Wettbewerbsdruck: Wenn der Dollar stabil ist oder gegenüber den Währungen steigt, in dessen Länder die USA exportieren möchten, wird diese Aufgabe ungleich schwerer. Neben den Währungskursen spielen auch die jeweiligen Lohnkosten eine Rolle. Hier haben die USA in der vergangenen Jahren jedoch aufgeholt. Während in vielen chinesischen Provinzen, besonders in der exportorientierten Jiangsu-Provinz die Mindestgehälter in zweistelliger Höhe gestiegen sind, ist die Produktivität der Amerikaner aufgrund von Entlassungen und sinkenden Lohnkosten pro Produktionseinheit um 22 Prozent gestiegen. Außerdem war die Einkommensschere in den USA sehr hoch, so dass zukünftige Arbeitnehmer in einem auflebendem Exportsektor zu international wettbewerbsfähigeren Gehältern eingestellt würden.

Boomende US-Tourismusbranche

In Zeiten der Krise bleiben viele Amerikaner während der Urlaubszeit zu Hause.Vermehrt werden jedoch in Großstädten wie New York Urlaubsgäste aus Fernost und Lateinamerika gesichtet, die den Dienstleistungssektor und Handel nach vorne treiben. Die amerikanische Tourismusbranche wird von daher auch dezidiert dem Exportsektor zugeordnet. Das US-Wirtschaftsministerium teilt diese Exportleistungen im Tourismussektor weiter auf, in Dienstleistungen und Services wie etwa Hotelübernachtungen; in Freizeitbeschäftigung und auch Produkte wie Nahrungsmittel und Geschenke, die Touristen während ihres US-Aufenthalts kaufen. Obwohl der amerikanische Tourist in diesem Jahr weniger gereist ist, vermerkt das Ministerium hohe Wachstumsraten: Internationale Besucher haben im Juli 2010 rund 11,4 Milliarden USDollar in Amerika ausgegeben. Das ist ein Anstieg von etwa 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr und der siebte Monat in Folge, in dem die Zahlen steigen.
 
Gesundheitsreform

Obama steht unter Druck – in Umfragen zu seiner Popularität sinken die Werte. Die US-Zwischenwahlen haben sich für ihn als herben Verlust herausgestellt. Investoren hatten den Wahlkampf bereits im Vorfeld aufmerksam verfolgt und der amerikanische Aktienmarkt hatte bereits in den vergangenen Wochen einen möglichen Machtwechsel hin zu den Republikanern eingepreist. All diese Entwicklungen könnten Stillstand und womöglich die verlangsamte Umsetzung der kürzlichen Reformen bedeuten, sich aber als positives Umfeld für Aktien herausstellen.

Es wird bis zu zehn Jahren dauern, bis die Reformen für das kürzlich verabschiedete Mammut-Gesundheitsprogramm der Regierung umgesetzt sind. Die wirklichen Kosten und das ganze Ausmaß sind auch jetzt noch schwer vorhersagbar. Schon heute gehört das Gesundheitssystem der Amerikaner zu den teuersten der Welt. Trotzdem kann sich das Ganze unterschiedlich auf Unternehmen und Organisationen im Gesundheitssektor auswirken und nicht unbedingt nur negativ, wie Kritiker bereits voraussagen: Viele amerikanische Krankenhäuser sind beispielsweise private, gemeinnützige Organisationen, die von der Reform profitieren werden. Oft wurden offene Rechnungen von Patienten nicht beglichen. Das ändert sich mit dem neuen Gesundheitsprogramm, da mehr Amerikaner krankenversichert sein werden. Auch werden neue Dienstleistungen und Produkte für die Branche entwickelt; das würde die neue Verbrauchssteuer für Unternehmen ausbalancieren. Gute Chancen haben hier beispielsweise Diagnostik-Unternehmen wie etwa Quest Diagnostics oder auch Hersteller von Gesundheitszubehör wie etwa Hill-Rom Holdings und St. Jude Medical.

Zunehmende Herausforderung für Asiaten

Wie auch immer die Amerikanerihre Produktion ankurbeln werden, die Asiaten müssen auf der Hut bleiben. Der Kontinent bietet jedoch  weiterhin interessante Chancen, da China bereits gelernt hat, qualitativ hochwertige Waren herzustellen. Die Herausforderung für China und seine Nachbarn ist jedoch, jetzt Waren und Güter für die eigenen Märkte herzustellen, wie etwa Maschinen für die Baubranche und den Automobilsektor. Diese werden momentan noch aus Deutschland oder Japan importiert.
 
Eine junge stetig wachsende Mittelschicht mit überdurchschnittlich hohem Einkommen wartet nur darauf, seinen Lebensstandard mit Luxusgütern und Immobilien dem westlichen Vorbild immer mehr anzupassen. So hat beispielsweise der philippinische Bauträger Ayala Land im August 2010 verkündet, dass er vermehrt baut, um der hohen Nachfrage nach gehobenem Wohnraum nachzukommen. Das gleiche Bild in China: hier konnten die Immobilienunternehmen Hang Lung Group und Hang Lung Properties im August ebenfalls sehr positive Zahlen veröffentlichen. Schon jetzt stehen in Asien weitere Unternehmen wie Bukit Sembawang, United Malacca oder Aeon in den Startlöchern und warten nur darauf, als zukünftige und aufstrebende Marktführer entdeckt zu werden und heranzuwachsen.

Es ist weder ein asiatisches noch amerikanisches Sprichwort, trifft die Situation jedoch gut: Man soll den Abend nicht vor dem Morgen loben”. Auch wenn das asiatische Jahrhundert bereits ausgerufen wurde, heißt das keineswegs, dass die “alte Welt” nicht Schritt halten wird, Modernisierungsmaßnahmen einführt und sich neu ausrichtet. In Zeiten weltweiter Vernetzung und Globalisierung sind wir alle eng miteinander verbunden. Als umsichtige Stockpicker sind von daher aktive Asset Manager gefragt, die in jedem Winkel der Welt gut geführte, langfristig ausgerichtet Unternehmen, aufzuspüren – ob nun  in Suzhou / China oder San  Jose  / USA.

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